Tara Gottmann

Freie Journalistin und Fotografin, Kiel

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Es geht wieder los: Erste Turniere in Schleswig-Holstein offen für Amateurreiter -

Humor in Zeiten von Corona bewiesen die Parcoursbauer in Elmshorn. (© Tara Gottmann)

Erschienen am 26. Mai 2020 auf www.st-georg.de

 

An Himmelfahrt ging es in Schülp bei Rendsburg auf der Reitanlage am Moltkestein los. Insgesamt waren an vier Tagen 27 Springprüfungen von A** bis zum abschließenden S* am Sonntag sowie Springpferdeprüfungen von A* bis M ausgeschrieben. Bis das endgültige Go zur Durchführung des Turniers kam, musste das Konzept zur Einhaltung der Corona-Bestimmungen wiederholt nachgebessert werden. Ein Stresstest für die Veranstalter. Erst zwei Tage vorher kam die Sondergenehmigung.

„Es muss weitergehen, auch für die Amateure", machte Peter Schultes deutlich. Der Turnierrichter veranstaltet normalerweise regelmäßig Trainingsturniere am Moltkestein. „Wenn nicht wir, wer dann?", verdeutlicht Nadja Kötter, seit dem 1. Mai neue Eigentümerin der Reitanlage. „Wir wollen hier auch in Zukunft Turniere veranstalten, deswegen müssen wir wirklich streng sein. Wer die Regeln nicht befolgt, wird darauf hingewiesen und im Zweifel von der Anlage verwiesen." Kötter weiß: „Jeder guckt jetzt zu uns und darauf, wie wir es machen."


Turnierreiten mit Distanz

Ganz wichtig war: Abstand halten. „Das Gelände durften nur die Reiter und ihre Begleiter betreten, aber jeder durfte pro zwei Pferde nur einen Helfer mitbringen", so Schultes. Zuschauer waren nicht erlaubt, Verpflegung wurde nicht angeboten. Auch auf Siegerehrungen wurde verzichtet. Auf die Turnierplätze durften nur die Teilnehmer der aktuellen Prüfungen. Alle anderen mussten im Auto bleiben. Wer also zwischen zwei Springen eine Pause hatte, konnte nicht beim Sport zuschauen, sondern hatte auf dem Parkplatz zu warten. Das Parcoursabgehen fand zu Pferd statt. Jeweils zwölf Starter durften dafür gleichzeitig in den Parcours. „So viele Reiter durften sich auch höchstens auf dem Vorbereitungsplatz aufhalten. Deshalb gab es in den Prüfungen Pausen und es waren höchstens 20 bis 30 Teilnehmer pro Springen startberechtigt", erklärt Schultes.

Ein Mund-Nasen-Schutz war bei dieser Freiluftveranstaltung nicht vorgeschrieben. Lediglich beim Betreten der Innenbereiche, um also zu den Toiletten zu gelangen, war ein Mundschutz Pflicht. Auf dem Parkplatz wurde penibel auf die ausreichende Distanz geachtet. Bereits am Eingang wurden die Anwesenheitsnachweise kontrolliert, die jeder bei sich führen musste. Geparkt wurde mit fünf Metern Abstand. „Damit das wirklich eingehalten wird, haben wir Pfähle in den Boden gehauen", erklärt Kötter. Mit dem Verhalten der Teilnehmer ist sie zufrieden: „Die Reiter halten sich dran, warten im Auto und reiten entsprechend los, wann sie dran sind. Alle freuen sich, dass es endlich wieder losgeht. Jeder ist total nett und freundlich und die Stimmung ist toll, jeder nimmt Rücksicht."

Schultes sagt aber auch ganz klar: „Ein Turnier unter solchen Bedingungen ist mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden. Wir machen das für den Sport. Am Anfang mussten wir schon gucken, ob es klappt. Aber jeder hat begriffen, was auf dem Spiel steht und daher super mitgemacht."

Total glücklich, dass es wieder auf Turniere gehen kann, ist auch Kira Martensen aus Kiel. „Ich habe mich super doll gefreut, dass es endlich losgeht. Mit Turnieren hat man wieder ein Ziel vor Augen, das motiviert einen in der täglichen Arbeit", erzählt die Reiterin. Die Regeln seien keine so große Einschränkung: „Das war alles gut umsetzbar und es hat auf jeden Fall trotzdem Spaß gemacht, da hatte ich vorher ein paar Bedenken. Leider war das Wetter während meiner Prüfungen echt schlecht. Sonst bin ich eher nicht so motiviert, wenn es regnet, aber das war jetzt egal: Hauptsache, wir können wieder auf Turnier."

Und es soll weitergehen: Kommendes Wochenende ist ein Dressurturnier geplant, Anfang Juni ein weiteres Springturnier.


Elmshorn

Geplant waren zwei Turniertage, am Ende ritten die ersten Nicht-Berufsreiter bereits am Freitagabend in Elmshorn auf der Anlage des Holsteiner Verbandes in zwei Springen ein. Zuvor waren hier von Dienstag an vier Tage lang die Berufsreiter des Clubs der Springreiter beim ersten Clubturnier in Schleswig-Holstein seit der Corona-Zwangspause in den Parcours geritten. Wie in Schülp waren auch in Elmshorn beide Veranstaltungen erst kurz vorher genehmigt worden.

Am Sonnabend starteten in aller Frühe ab 7 Uhr zuerst die Junioren mit einem A*-Stilspringen und einer Springprüfung der Klasse A*. Im Anschluss folgten beide Prüfungen erneut, nun für Junge Reiter und Reiter. Das hatte auch einen Grund: „So sind insgesamt weniger Teilnehmer gleichzeitig auf dem Gelände. Die Reiter starten in ihren beiden Prüfungen und fahren dann wieder. Danach kommen dann die nächsten Starter", erklärt Parcourschef Ralf Stehr.

Die Prüfungen wurden im Laufe des Tages immer anspruchsvoller. Nach den A-Springen folgten ein L- und ein M-Springen. Bevor am Sonntag jeweils A** und L, erst für Junioren und Junge Reiter, im Anschluss für Reiter, und M* und M** aufgebaut wurde. Auch in Elmshorn galt: Ein Mundschutz ist nicht erforderlich, Abstand halten schon. Geparkt wurde im 5 Meter-Abstand. Nur wer Reiter oder Begleitperson war, durfte mit Anwesenheitsnachweis auf das Turniergelände fahren. Auf zwei Vorbereitungsplätzen waren jeweils sechs sowie zwölf Pferde gleichzeitig erlaubt.

Mit dem Turnierverlauf sind die Veranstalter äußerst zufrieden. Zuvor waren von einigen Seiten Bedenken geäußert worden, ob die vielen Amateure sich ebenso gut an alle Beschränkungen halten würden, wie in den Tagen zuvor die Berufsreiter. „Doch das gab überhaupt keine Probleme. Die Reiter sind eher dankbar, dass sie überhaupt wieder zum Turnier fahren dürfen. Das lief alles positiv", resümiert die Turnierverwalterin Merve Henningsen.

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