Tara Gottmann

Freie Journalistin und Fotografin, Kiel

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Artikel

Imkerverein Gettorf: Wissenschaftlerin gibt Imkern nützliche Tipps - Varroamilbe im Fokus

Erschienen am 25. Juni 2019 in der Eckernförde Zeitung


Revensdorf. Der Imkerverein Gettorf und Umgebung von 1896 hatte zu einer Informationsveranstaltung ins Santorini in Siegmunds Gasthof in Revensdorf eingeladen. Die Imker hatten Dr. Pia Aumeier von der Ruhruniversität Bochum zu Gast. Sie ist Referentin des Landersverbandes Westfälischer und Lippischer Imker und des Imkerverbandes Rheinland. Außerdem bildet sie seit vielen Jahren erfolgreich Jung-Imker aus. Die Wissenschaftlerin erklärte: "Um volle Honigtöpfe sowie gesunde und starke Bienenvölker zu bekommen, ist keine jahrelange Erfahrung nötig."

  

Wichtig seien eine intelligente Beute, leistungsfähige Königinnen und eine konsequente Betriebsweise. Und die Umgehen und die Bekämpfung der Varroamilbe. Über diese ist Aumeier erst zu den Bienen gekommen. „Ich forsche eigentlich in der Parasitologie. Um aber die Varroamilbe zu erforschen, benötigt man Bienen. Das hat mir am Anfang gar nicht gefallen, weil ich Angst vor den Stichen hatte“, gibt sie zu, sagt aber auch: „Inzwischen finde ich Bienen toll.“

Dr Pia Aumeier von der Ruhruniversitt Bochum  Fotos Gottmann
Dr. Pia Aumeier von der Ruhruniversität Bochum in Revensdorf bei ihrem Vortrag. 

Die Varroamilbe gilt als eine der Hauptursachen für das in Deutschland im Herbst- und Winterhalbjahr auftretende seuchenartige Bienensterben. Erstmalig in Deutschland entdeckt wurde der aus Südostasien stammende Parasit im Jahr 1977.


Aumeier erklärte die Erfahrungen und Schlüsse aus dem deutschen Bienen Monitoring Projekt, dem BiV-Projekt. Bei dieser Langzeitstudie wurden 150 Projekt-Imker mit 3000 Bienenvölkern begleitet. Die Imkerin rät: „Im Frühjahr, im März und April, sollte der Futtervorrat überprüft werden, sowie Raum gegeben werden.

Den Besuchern des Vortrages wurden von der Wissenschaftlerin auch Bilder mit ihren Tipps gezeigt

Den Besuchern des Vortrages wurden von der Wissenschaftlerin auch Bilder mit ihren Tipps gezeigt.

  

Das Winterfutter sollte entnommen werden.“ Der Mai und der Juni dienen dann dazu, Jungvölker zu bilden, die Drohnenbrut zu entnehmen und ein Schwärmen zu verhindern. „Von Juni bis August kann der Honig geerntet werden. Die Jungvölker müssen gepflegt werden und bereits jetzt sollte der Varroabefall überprüft werden“, so Aumeier.


Danach beginnt im August und September die Spätsommerpflege, bei der die Völker winterfertig gemacht und aufgefüttert werden sowie alte Waben entfernt werden. „Nun sollte die Varroamilbe mit Ameisensäure bekämpft werden“, rät die Expertin. Während der Überwinterung von Oktober bis Februar müsse der Varroabefall überprüft und nach Notwendigkeit eine letzte Varroa-Behandlung gemacht werden. Auch sollten in dieser Zeit Wachs und Rähmchen bearbeitet werden. „So kommen die Bienenvölker gesund, stark und mit genügend Futter aus dem Winter, um sich im Frühjahr gut zu entwickeln und viel Honig zu produzieren“, weiß die Imkerin und fügt hinzu: "Es gibt gegen Varroa 1000 Waffen, also  eine Wahnsinnsauswahl."

  

Sie sagt weiter: „Ich rate aber insbesondere von fettlöslichen Substanzen ab, weil diese irgendwann im Honig messbar sein könnten. Stattdessen würde ich zu wasserlöslichen Substanzen wie Milchsäure, Ameisensäure und Oxalsäure raten.“ In den verschiedenen Phasen in einem Bienenstock ist eine Pflege mit verschiedenen Mitteln hilfreich, die von der bestehenden Anzahl von Milben abhängig gemacht werden sollte. Von den vielen erhältlichen und zugelassenen Mitteln und Produkten, wie zum Beispiel einem Varroa Rollenboden oder einer Anti-Varroa-Scheibe rät sie ab: „Das bringt alles nichts und ist Quatsch.“


– Quelle: https://www.shz.de/24426157 ©2019 Zum Original