Tara Gottmann

Freie Journalistin und Fotografin, Kiel

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Artikel

Schleswig-Holstein Musik Festival in Altenhof: Virtuose Bach-Klänge auf Isländisch

Pianist Víkingur Ólafsson interpretierte überzeugend die Werke des Musik-Genies.

Erschienen am 8. August 2019 in der Eckernförde Zeitun


Altenhof.Das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) startete mit keinem Geringeren als Víkingur Ólafsson in seine zweite Festival-Hälfte. Der 35-Jährige wurde für seine Interpretationen der Werke von Johann Sebastian Bach von der New York Times bereits als „Islands Glenn Gould“ bezeichnet. Auch in der Altenhofer Konzertscheune ging es um diesen Komponisten.

„Beziehungszauber – Bach und seine Bearbeiter“ lautete der Name des ProgrammsDas Konzertprogramm bestand aus 13 Stücken, unterbrochen von einer Pause. Ólafsson schaffte es von Anfang an, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Auf leise, sanfte Klänge folgten donnernde, lautere Töne. Der Pianist verband die einzelnen Werke und setzte kunstvolle Pausen ein. Alles passte zusammen. Manch einer der Zuhörer ließ während des Konzerts die Augen geschlossen, um sich ganz auf die abwechslungsreichen Klänge konzentrieren zu können.


Ólafsson begann mit dem „Adagio aus der Triosonate Nr. 4 e-Moll BWV“, bearbeitet von August Stradal, wonach er das „Präludium und Fuge D-Dur BWV 850 aus dem ‚Wohltemperierten Klavier I‘“ anschloss. Es folgten die „Zweistimmige Invention NR 15 h-Moll BWV 786“ und die „Dreistimmige Invention (Sinfonia) Nr. 15 h-Moll BWV 801“. Um diese einzurahmen, ertönte im Anschluss das „Präludium und Fuge e-Moll BWV 855 aus dem ‚Wohltemperierten Klavier‘“. Nun spielte Ólafsson mit der „Gavotte aus der Partita für Violine solo Nr. 3 E-Dur BWV 1006“ wieder eine Bearbeitung, dieses Mal von Sergej Rachmaninoff. Die letzten beiden Stücke vor der Pause waren das „Präludium h-Moll BWV 855 aus dem ‚Wohltemperierten Klavier‘“, im Original in e-Moll, und das „Concerto d-Moll BWV 974“ nach Alessandro Marcellos Oboenkonzert d-Moll. Schon zur Pause setzte großer Applaus ein. Bereits nach den ersten Stücken hatte ein Konzertbesucher versucht zu applaudieren, was der Künstler direkt abzuwehren wusste.


Es ging mit der „Aria variata alla maniera italiana a-Moll BWV 989“ weiter, der das „Präludium und Fuge c-Moll BWV 847 aus dem ‚Wohltemperierten Klavier‘“ folgte. Danach kam eine weitere Bearbeitung eines Stückes von Bach. Doch diesmal war es Ólafsson selbst, der der Bearbeiter der Arie „Widerstehe doch der Sünde“ aus der gleichnamigen Kantate BWV 54 war. Ein weiteres Stück folgte aus dem „Orgelbüchlein“, und zwar „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ BWV 639“, bearbeitet von Ferruccio Busoni.

Der Pianist schloss mit der „Fantasie und Fuge a-Moll BWV 904“ ab und sprach danach zu seinem Publikum

Zuvor gab es wieder lautstarken Applaus. Dass der Isländer auch Deutsch spricht, ist nicht verwunderlich, so ist Ólafsson doch seit drei Jahren exklusiv bei der Deutschen Grammophon unter Vertrag. Er bedankte sich für den Applaus und erwähnte: „Ich habe vorher noch nie in einem Kuhhaus gespielt. Das war für mich eine ganz neue Erfahrung.“ Nach der Beendigung seines geplanten Programms spielte Ólafsson noch etwas ganz anderes als Bach. Es wurden gleich mehrere Stücke aus dem Barock als Zugabe . „In drei Wochen nehme ich ein neues Repertoire auf“, erklärte der Pianist. Und so spielte er immer weiter und weiter, wofür er sich im Anschluss schmunzelnd beim Publikum entschuldigte. Dem hat es aber gefallen. Manch einer munkelte, dass er die Stücke vor dem Aufnehmen in Altenhof noch einmal üben wollte.


– Quelle: https://www.shz.de/25062357 ©2019 Zum Original