New York ist auf dem besten Weg, zur nachhaltigsten Großstadt der USA zu werden. Der ehrgeizige Umweltplan könnte weltweit zum Vorbild werden. Fotos: Susanne Wolf
„Preserve the plants, stay on the path". Das Schild im High Line Park im Westen Manhattans steht für ein neues, grünes New York. Auf dem Spazierweg herrscht an diesem Samstag reges Treiben: zahlreiche Spaziergänger und Jogger nützen den schönen Tag, um dem Großstadttrubel zu entfliehen, Kinder balancieren auf den stillgelegten Gleisen. Die 2,5 km lange High Line ist eines der Vorzeigeprojekte der Bloomberg-Ära: jahrelang rottete die ehemalige Hochbahntrasse in Chelsea vor sich hin, bis eine Bürgerinitiative die Umwandlung in eine begrünte Promenade erwirkte. Heute kümmern sich ehrenamtliche Gärtner um die Grünflächen, Holzbänke laden zum Verweilen ein. Der Spaziergang 20 Meter über der Stadt ist bei New Yorkern wie Touristen gleichermaßen beliebt, hier lässt es sich gut vom Trubel der Großstadt verschnaufen.
Mehr Grünflächen 2007 legte der damalige Bürgermeister Michael Bloomberg mit PlaNYC einen ehrgeizigen Umweltplan vor: er sieht vor, die Treibhausgase in New York bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent zu senken, eine Million Bäume zu pflanzen, den Energieverbrauch zu senken und Müllberge zu verringern. Jeder New Yorker soll nicht weiter als zehn Minuten Fußweg von einem Park entfernt leben. Bloombergs Plan, alle Taxis auf Hybrid-Autos umzustellen, scheiterte jedoch am Widerstand einzelner Taxi-Unternehmen.
Die ersten Erfolge von plaNYC sind bereits sicht- und spürbar: 800 000 Bäume wurden gepflanzt und der CO2-Ausstoß um 19 Prozent gesenkt. Im Zuge des Projekts Vision 2020 wurden Grünflächen am Wasser wie die Hudson River Park Promenade oder der Brooklyn Bridge Park angelegt. Dahinter steht Amanda Burden, Planungsleiterin unter Bürgermeister Bloomberg. Ihre Idee war es auch, den Eigentümern der Flächen unterhalb der High Line zu erlauben, ihre Landrechte an Besitzer von angrenzenden Liegenschaften zu verkaufen. Das ermöglichte einen regelrechten Bauboom, der das lange brachliegende Viertel im Westen Manhattans florieren ließ.
Auch der Manhattan Waterfront Greenway, ein 50 km langer begrünter Rad- und Gehweg, der beinahe die gesamte Insel umrundet, geht auf Burdens Konto. 600 km Fahrradwege wurden angelegt, mit dem CitiBike gibt es seit letztem Jahr das größte Leihradsystem der USA. Für Menschen, die in Downtown Manhattan unterwegs sind und eine kurze Strecke zurücklegen möchten, ist das CitiBike perfekt, für lange Strecken bieten sich Radverleihe wie Bike&Roll an, der mehrere Verleihstationen in Manhattan hat. Während Radfahren in den dichtbefahrenen Straßen sich nach wie vor als Abenteuer gestaltet, ist es im Central Park alles andere als das: Radfahren ist hier nur auf der Hauptstraße, die einmal rund um den Park führt, erlaubt und das ausschließlich gegen den Uhrzeigersinn. („Cyclists must always travel counter-clockwise around the Park"). Diese Regulierungswut zeigt sich auch auf anderen Gebieten - „Tidy up behind your dog", „No smoking within the park" - wird aber ebenso gerne ad absurdum geführt, etwa wenn Skater sich den Broadway erobern, begleitet vom wütenden Hupen der Autofahrer.