Susanne Wolf

Journalistin und Autorin, Wien

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Artikel

Streiken fürs Klima

In New York (USA) hält die UNO diese Woche einen Klimagipfel ab, zu dem unser Bundespräsident und die Umweltministerin anreisten. Die jugendlichen Aktivisten der Freitags-Demos riefen zudem zu Kundgebungen auf. Höhepunkt soll am Freitag ein weltweiter Streik für das Klima sein.


Ein Freitagvormittag am Wiener Heldenplatz. Hunderte Schüler und Studenten haben sich eingefunden, um für mehr Klimaschutz zu protestieren, auch einige Erwachsene sind zu sehen. Schilder mit Aufschriften wie „Stoppt den Klimawandel - jetzt oder nie" oder „Klimanotstand ausrufen" werden in die Höhe gehalten, ein Transparent trägt die Aufschrift „Parents for Future". Besorgte Eltern, die sich den Klimastreiks anschließen, stehen dahinter.

Renate Christ, die ehemalige Generalsekretärin des Weltklimarates, klärt in einem Vortrag darüber auf, dass weltweit jährlich vier Milliarden Euro an Subventionen in fossile Energien fließen - obwohl eine Wende hin zu erneuerbaren Energien dringend notwendig wäre. „Was wir brauchen, ist politischer Mut für unpopuläre Entscheidungen", fordert die Oberösterreicherin. Sie ist auch Mitglied des Personenkommittes für das Klimavolksbegehren, das sich gerade in der Unterstützungsphase befindet.

Vor einem Jahr hat die 16jährige Schwedin Greta Thunberg das Klima in den Mittelpunkt gerückt und die sogenannte „Fridays for Future"-Bewegung ins Leben gerufen. Sie begann mit einem Sitzstreik vor dem schwedischen Parlament, um eine ambitioniertere Klimapolitik einzufordern. Greta Thunberg ist heute ein Vorbild für Millionen von Jugendlichen, innerhalb weniger Wochen wurde aus dem stillen Protest eine weltweite Bewegung. Unermüdlich weist Thunberg auf die Gefahren hin, die der Klimawandel für kommende Generationen darstellt. „Natürlich brauchen wir Hoffnung. Aber noch viel wichtiger sind Taten. Sobald wir Taten setzen, wächst auch die Hoffnung", ist sie überzeugt.


Was Thunberg alleine begonnen hat, zieht sich mittlerweile rund um den Edball. Sogar in den höchsten Gremien dieser Welt wird darüber diskutiert. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, hat dieser Tage zum UNO-Klimagipfel nach New York (UAS) geladen. Mit dabei aus unserem Land sind Bundespräsident Alexander Van der Bellen sowie die Umwelt-ministerin Maria Patek.

Daneben haben die Umwelt-Aktivisten in dieser Woche zu weltweiten Kundgebungen aufgerufen. Am vergangenen Freitag gingen daraufhin in mehr als 150 Staaten Demonstranten auf die Straße. In Australien ebenso wie auf den Salomonen-Inseln, in Thailand und in Indien. Hier-zulande haben sich 700 Gemeinden an der Aktion beteiligt, mit Tausenden von Aktivisten. Den Höhepunkt soll der „Earth Strike" am Freitag, dem 27. September, bilden. Also eine ultimative weltweite Aktion.

„Das Klima ist kurz davor zu kippen und die Welt wird nicht mehr lebenswert sein", zeigt sich die Studentin Lina beim Wiener Klimastreik besorgt. Und tatsächlich sind die Auswirkungen der Klimakrise bereits bei uns zu spüren: Es gibt Gletscherschmelze und sterbende Almen im Westen, Dürre, Waldsterben und Hagel oder Stürme im Süden, wo die Landwirte besonders betroffen sind. Der Osten ist von extremer Trockenheit und Hitze geprägt, aber auch Starkregen und Hochwasser setzen der Region zu. „Wir müssen etwas tun, wir haben die Stimme, etwas zu verändern", betont die siebzehnjährige Schülerin Anna aus Wien.


Lina und Anna engagieren sich seit Monaten bei „Fridays for Future", organisieren Treffen im Vorfeld der Demonstrationen, bilden Arbeits-kreise und kommunizieren mit Mitgliedern aus anderen Bundesländern. „Wir treffen uns regelmäßig, in den Sommerferien haben wir oft den ganzen Tag miteinander verbracht", erzählt Anna. „Das war ganz schön viel Arbeit." Annika, Schülerin aus Salzburg, ist extra zum Wiener Klimastreik angereist. Auch sie ist aktiv in der Bewegung und organisiert die Streiks in ihrer Heimatstadt. „Schon meine Oma hat damals gegen Atomkraftwerke protestiert", erzählt die Siebzehn-jährige. „Meine Eltern haben mich und meine Schwester dazu ermutigt, uns für das Klima einzusetzen." Der Direktor von Annikas Schule toleriert das Fehlen der Schülerin, solange es sich in Grenzen hält. „Auch mein Klassen-vorstand steht hinter mir, er hat mich einmal für eine Aktion sogar freigestellt." Versäumte Prüfungen werden nachgeholt.


In Linz (OÖ) setzt sich der Schüler Bernhard für den Klimaschutz ein. „Die Welt ist bedroht und wir tragen alle Verantwortung, auch für die nächste Generation", ist der Achtzehnjährige überzeugt. Der Linzer erzählt, dass viele Mitglieder der Freitags-Bewegung Veganer oder Vegetarier seien und aus Prinzip keinen Führerschein machen, viele lehnen auch das Fliegen ab. Auch Anna und Lina aus Wien bestätigen, dass sie kein Fleisch essen, auf Plastikflaschen verzichten und Kleidung aus zweiter Hand tragen. Doch auch sie fordern die Politik zu mehr Klimaschutz auf. „Was es hier braucht, sind politische Richtlinien", ist Anna überzeugt.

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