Susanne Kaiser: „Der Rückfall ins Autoritäre ist männlich“
Durch den neoliberalen Wandel der letzten Jahrzehnte erlebten Männer einen Kontrollverlust, der für Frauen seit Jahrzehnten der Normalfall sei. Susanne Kaiser, die gerade das Buch „Politische Männlichkeit“ veröffentlichte, erläutert im Interview, wie aus der daraus resultierenden Wut Politik gemacht wird und warum die Tage männlicher Herrschaft dennoch gezählt seien.
Frau Kaiser, ihr jüngst erschienenes Buch trägt den Titel Politische Männlichkeit. Was ist denn an Männlichkeit politisch?
Männliche Herrschaft wird heute mehr als jemals zuvor in Frage gestellt: Männer verlieren in unserem immer gleichberechtigteren System ihre dominante Rolle, in der Gesellschaft, in der Familie. Viele empfinden das als Kontrollverlust, als Kränkung ihres Anspruchs, den sie meinen zu haben, weil sie männlich sind – auf gut bezahlte Arbeit, sozialen Status, Frauenkörper. Auf die Weise in ihrer Männlichkeit verunsicherte Männer lassen sich leicht mobilisieren mit einem politischen Programm, das verspricht, das Patriarchat zu restaurieren und Frauen wieder auf einen untergeordneten Platz in der sozialen Hierarchie zurückzuverweisen. Das sehen wir gerade: Unterschiedliche Akteure wie Incels und Maskulinisten, Rechtsextreme, Fundamentalisten und Rechtspopulisten kommen unter diesem einen Punkt zusammen.
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