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Touristinnen in Marokko enthauptet

Der Mord an zwei skandinavischen Studentinnen, der sich am Sonntag in der Region von Imlil im Hohen Atlas ereignet hat, ist kein gewöhnliches Verbrechen.. (Bild: Rafael Marchante / Reuters)

Der Mord an zwei skandinavischen Studentinnen, der sich am Sonntag in Marokko ereignet hat, ist kein gewöhnliches Verbrechen. Ein Video in den sozialen Medien bestätigt den Verdacht auf Terror.


Marokko gilt als eines der letzten sicheren Reiseländer in der arabischen Welt. Der jüngste Terroranschlag ist bereits sieben Jahre her. Das Reisen ist so einfach wie in kaum einem anderen Staat auf dem afrikanischen Kontinent, auch für alleinstehende Frauen. Deshalb ist das Königreich vor allem bei jungen Leuten beliebt. Sie erkunden gerne alleine die Gegend und wollen fernab von Pauschalangeboten und Gruppenreisen die Einsamkeit und Stille in den Bergen oder in der Wüste geniessen.

Video auf Facebook

Seit Mittwochabend ist es damit erst einmal vorbei. Der Mord an zwei skandinavischen Studentinnen, der sich am Sonntag in der Region von Imlil im Hohen Atlas ereignet hat, ist kein gewöhnliches Verbrechen. Die beiden jungen Frauen waren wohl erst an jenem Wochenende mit Rucksack und Zelt nach Marokko aufgebrochen, um einen Monat lang das Land zu erkunden.

Wahrscheinlich waren sie auf dem Weg zum Toubkal, dem höchsten Berg Nordafrikas, als sie ihre Mörder trafen. Diese campierten im Zelt nebenan. Seit Mittwochabend zirkuliert ein Video auf Facebook, das zeigt, wie eine der beiden jungen Frauen enthauptet wird. Es zeigt einen Akt des Terrors, eine entwürdigende Szene, in der das Opfer nur in Unterhose und Hemd auf dem Rücken liegt, während die Täter sie mit ihren Schuhen zu Boden drücken und ihr mit einem Messer den Kopf abschneiden.

Das Video entlarvt die vagen Erklärungen des marokkanischen Innenministeriums, die beiden Opfer seien "mit Stichverletzungen im Hals" aufgefunden worden. Die Behörden hofften wohl, es möge sich trotz der Drastik der Gewalt um einen "normalen" Mord handeln.

Was das Königreich am allermeisten fürchtet: dass sich Reisende im Land nicht mehr sicher fühlen, dass der Tourismus einbricht, eines der wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine in Marokko. Wie schlimm das wäre, lässt sich am Nachbarn Tunesien sehen, wo nach den Attentaten von Bardo und Sousse die Hotels nach Jahren nur langsam wieder höhere Besucherzahlen verbuchen.

Rache für Brüder in Syrien

Aus Polizeikreisen wurde der Terrorverdacht gleich nach dem Auftauchen des Videos bestätigt, zunächst aus einer anonymen Quelle. Der dänische Nachrichtendienst gab am Donnerstag morgen bekannt, dass die Aufnahme wirklich die Ermordung der dänischen Staatsbürgerin zeige. Zur selben Zeit griff die Polizei in Marrakesch zu und schnappte drei der vier Männer, die seit der Tat auf der Flucht waren. Ein Wasserverkäufer hatte sie anhand ihrer Fahndungsfotos erkannt. Der erste Täter wurde bereits wenige Stunden nach dem Fund der toten Touristinnen verhaftet.

Die marokkanischen Behörden hätten gleich wissen können, dass die Tat einen terroristischen Hintergrund hat. Eine lokale Zeitung stellte bereits kurz nach dem Mord einen Zusammenhang mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) her, weil die Touristinnen enthauptet aufgefunden worden waren.

Alle vier Täter sind nur wenig älter als die beiden Studentinnen, die 24 und 28 Jahre alt wurden. Sie sollen sich erst vor kurzem radikalisiert und einer extremistischen Gruppe angeschlossen haben, die dem IS nahesteht. Auf dem Video ist zu hören, dass die Mörder ihre Tat ihren "Brüdern in Hajin" widmen.

Hajin ist ein Ort an der syrisch-irakischen Grenze, eine letzte IS-Hochburg, in der noch gekämpft wird. Allerlei bekannte Sequenzen werden in die Kamera gesprochen, die bei keiner gefilmten IS-Exekution fehlen dürfen: dass es um Rache im Namen des Islam gehe, für die "Einmischungen des Westens". Was immer eine junge Dänin und eine junge Norwegerin damit zu tun haben sollen.

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