Stina Bebenroth

Freie Journalistin, Beraterin Interne Kommunikation, Kassel

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Entspannen im Salzwasser

Erholung: Bad Karlsfeld beliefert als einzige Therme in Hessen auch andere Heilbäder

Bad Karlshafen/Darmstadt. Jacques Galland war sich sicher: Dieses Wasser ist kein gewöhnliches Wasser. Der salzige Geschmack machte es ungenießbar, doch die heilende Wirkung von Solewasser war dem hugenottischen Arzt und Apotheker wohl bekannt. Seit er 1730 die Quelle im nordhessischen Bad Karlshafen entdeckte, wird dort gekurt, gerieben und entspannt. Heute lassen sich in der Therme Tag für Tag Besucher durch das warme Solewasser treiben. Bei bis zu fünf Prozent Salzgehalt kommt fast der Eindruck von Schwerelosigkeit auf. "Wenn wir das Quellwasser nicht verdünnen würden, könnten Sie sogar fast darauf laufen", schmunzelt Geschäftsführer Markus Stern.

Beim Austritt aus der Quelle ist das Wasser 40 Grad heiß, und der Salzgehalt liegt bei stattlichen 23 Prozent. Das hochwertige Solewasser aus Nordhessen hilft bei Hautkrankheiten, bei Rheuma oder Atemwegserkrankungen. Es ist auch in anderen Teilen Deutschlands gefragt, etwa im mehr als 400 Kilometer entfernten Spreewald. "Bad Karlshafen ist momentan die einzige Therme in Hessen, die ihr Solewasser an andere Bäder verkauft und liefert. Dort hat das fast schon Tradition", sagt Almut Boller vom Verband Hessischer Heilbäder.

Die Sole aus Bad Karlshafen wird auch in mehreren Kommunen im Winterdienst eingesetzt. Daher werden im Schnitt im Dezember rund 640 Kubikmeter gefördert, im August sind es dagegen nur 150 Kubikmeter. Die Therme braucht im Monat etwa 95 Kubikmeter.

Die Sole, die knapp 1200 Meter unter der Erdoberfläche lagert, wird seit rund acht Jahren exportiert. Damals gehörte die Therme noch zum Verbund der Kristallthermen eines privaten Investors. Er entschied sich, seine anderen Bäder in ganz Deutschland mit Solewasser aus dem Wesertal zu beliefern. Als die Kommune Bad Karlshafen vor vier Jahren den Betrieb der Therme übernahm, wurden die Lieferungen weniger, hörten jedoch nie komplett auf. "Momentan beliefern wir vier bis fünf Thermen regelmäßig mit Solewasser", so Geschäftsführer Stern.

In großen Lastwagen wird die flüssige Ladung von Deutschlands Mitte aus in alle Regionen verteilt. Der Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht die Lieferungen der Sole unkritisch: "Das Wasser aus der Solequelle hat eine heilende Wirkung, die sich nicht einfach nachahmen lässt. Es macht also durchaus Sinn, das Wasser in Gegenden zu transportieren, wo dieses nicht auf natürlicher Basis vorkommt", sagt Reiner Plasa, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wasser.

Zertifizierung angestrebt

Und die Nachfrage steigt. "Wellness und Gesundheit liegen im Trend. Wir arbeiten daran, dass wir das Wasser noch effizienter und kostengünstiger liefern können", betont Stern. Ein weiterer Schritt sei die in naher Zukunft angestrebte Zertifizierung des Solewassers durch das Regierungspräsidium Darmstadt. "Mit diesem Zertifikat ist die Qualität und der Heilcharakter unseres Wassers offiziell bestätigt. Dann wollen wir noch weitaus mehr Bäder beliefern", sagt Stern. Künftig sollen noch mehr Badende in ganz Deutschland von der heilenden Wirkung der nordhessischen Sole profitieren.

© Südhessen Morgen, Freitag, 12.04.2013

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