Folter ist weltweit geächtet. Jedenfalls könnte man das aufgrund der Tatsache annehmen, dass 155 Staaten die UN-Antifolterkonvention ratifiziert haben. Fakt ist aber auch, dass Amnesty International aus 141 Ländern Berichte über die Anwendung von Folter oder folterähnlicher Gewalt vorliegen. Folternde Unrechtsstaaten sind dabei nicht auf den Globalen Süden beschränkt. Auch im Norden ist folterähnliche Gewalt (wieder) eine konkrete Handlungsoption bei der Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols und der Bekämpfung des Terrorismus.
Unser Themenschwerpunkt nimmt eine grundsätzlich herrschaftskritische Sichtweise ein und begreift Folter nicht als bloße Abweichung von der menschenrechtlichen Norm, sondern als Zuspitzung von Herrschaft, als ultimatives Mittel zu ihrer Sicherung. Die Möglichkeit der Folter ist eine Drohung, mit der jedes aufbegehrende oder ‚feindliche' Individuum dort getroffen werden soll, wo es am verletzlichsten ist: Bei der körperlichen und seelischen Integrität. Nie ist die Einsamkeit des Menschen größer als im Moment der Folter und des absoluten Ausgeliefertseins.
Der südnordfunk - die monatliche Radio-Magazinsendung des iz3w - ergänzt den Themenschwerpunkt mit Podcasts. Nachzuhören auf iz3w.org.
Aus dem Themenschwerpunkt: Editorial: Entgrenzte Herrschaft"Sie findet im Verborgenen statt" Interview mit dem ehemaligen UN-Sonderberichterstatter Manfred Nowak über Folter
Assads deutscher Stuhl In Syrien ist Folter fast allgegenwärtig von Jörn Schulz
Wir danken der Rosa Luxemburg Stiftung für die Förderung des Themenschwerpunktes
Politik und Ökonomie Hefteditorial: Die Dramatik des ProblemsDebatte: Die Anschläge von Paris Dokumentation von Diskussionsbeiträgen
Agrarpolitik I: Welche neue Grüne Revolution? Perspektiven tansanischer Kleinbauern auf die ungelöste Agrarfrage von Philipp Kumria
Agrarpolitik II: "Es geht immer um die Landfrage" Interview mit dem kenianischen Agrar-Aktivisten Philip Munyasia
Ebola: Terrorismus der Armut Die Ebola-Epidemie ist eine Folge von sozialer Ungleichheit von Anne Jung und Andreas Wulf
Kultur und Debatte Szene/Tagungen