1 Abo und 1 Abonnent
Artikel

Covid-19: Psyche in der Krise

Kontaktverbote, Quarantäne, Ausgangsperren: Die Corona-Krise bedroht nicht nur unsere körperliche Gesundheit, sondern auch unsere psychische. Sie kann aber auch Chancen bergen.

Am 22. März sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel ein bundesweites Kontaktverbot aus. Auf die Straße dürfen Bürgerinnen und Bürger fortan lediglich zu zweit oder mit Personen, mit denen sie den Haushalt teilen. Zu allen anderen sollen sie einen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten. In Bayern ist das Verlassen der eigenen Wohnung sogar nur noch aus triftigen Gründen erlaubt, wie der Weg zur Arbeit, zu nötigen Einkäufen oder dringenden Arztbesuchen. Kitas und Schulen sind geschlossen. Konzerte und Theatervorstellungen abgesagt. Dazu begeben sich immer mehr Menschen in Quarantäne, weil sie fürchten, sich mit Sars-CoV-2 angesteckt zu haben. Kurz: Das öffentliche Leben steht still.

Das ist die eine Seite. Auf der anderen stehen Menschen aus dem Gesundheitswesen wie Ärzte und Pflegekräfte, die ohnehin schon viel arbeiten und im Moment noch stärker gefordert sind. Allein am 27. März hat das Robert Koch-Institut (RKI) mehr als 5700 Neuinfektionen gemeldet; Schutzkleidung und Atemmasken sind knapp. Und die Kinder, die nun zu Hause lernen, müssen versorgt werden. Das Coronavirus hat die Gesellschaft in eine Schieflage gebracht. Auf der einen Seite der Stillstand, auf der anderen die Arbeit am Limit oder besser gesagt, das Bewusstsein, dass dieses Limit demnächst kommen könnte. Denn noch sind in Deutschland ausreichend Betten auf Intensivstationen verfügbar.

Was macht so eine Krisensituation mit der Psyche? Welche Auswirkungen sind langfristig zu erwarten? Und was können oder müssen Menschen jetzt schon unternehmen, um potenzielle gesundheitliche Schäden zu begrenzen?

Einfache Antworten auf diese Fragen gibt es nicht. Die Situation einer allein erziehenden Mutter, die im Krankenhaus als Pflegekraft arbeitet, kann man kaum mit der einer Ärztin vergleichen, deren Mann daheim im Homeoffice ist. Das Leben eines Singles ähnelt nicht dem eines Menschen aus einer fünfköpfigen Wohngemeinschaft. Was sich sagen lässt: Die Angst in der Bevölkerung steigt. Anfang März 2020 gaben 21 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut YouGov befragten 2072 Personen an, Angst vor dem Coronavirus zu haben. Gut zwei Wochen später waren es schon 37 Prozent. Laut einer Umfrage von infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend machen sich mittlerweile sogar 55 Prozent der Befragten Sorgen, sie könnten sich anstecken. Und vier von zehn Menschen zwischen 18 und 64 Jahren fürchten um die eigene wirtschaftliche Entwicklung.

Furcht vor Ansteckung und Zukunftsängste. (...)


Zum Original