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Blätter des Kratom-Baums: Gefährlich statt gesund - MedWatch

Die Blätter des tropischen Baums Kratom ( Mitragyna speciosa) scheinen ein wahres Wundermittel zu sein. Sie wirken ähnlich wie Opioide: Sie sollen die Stimmung heben, Schmerzen reduzieren, beim Entzug von Opiaten helfen, die Schlafqualität verbessern, die sexuelle Leistungsfähigkeit fördern - und das sind tatsächlich nur einige Eigenschaften, von denen etwa die Betreiber des Online-Shops „Zamnesia" zu berichten wissen. Kein Wunder also, dass das Unternehmen nicht der einzige Versandhandel im Internet ist, der die Blätter anbietet. Auf Twitter und Facebook hat sich im englischsprachigen Raum sogar schon der Hashtag #IamKratom und #kratomwarrior etabliert - auf Deutsch hieße dies #IchbinKratom und #KratomKrieger. Man merkt, das Produkt hat Fans. Aber ist an all den Versprechungen wirklich etwas dran? Ist Kratom tatsächlich so ein Alleskönner, wie die Anbieter sagen?

Nein, das ist er nicht. Aber von vorn:

Zurückgeführt wird die Wirkung der Blätter in der Regel auf Erfahrungen aus der ostasiatischen Volksmedizin. In Thailand wurde Kratom offenbar traditionell gegen Fieber, Durchfall, Schmerzen oder auch als Aphrodisiakum eingesetzt - dies heißt jedoch nicht, dass es sich tatsächlich um ein wirksames und sicheres Mittel handelt. Zwar gibt es mittlerweile zahlreiche Studien, die sich mit der Wirkung Kratoms beschäftigen. Diese sind jedoch aufgrund ihrer geringen Teilnehmerzahl oft nicht aussagekräftig. Bei einigen handelt es sich auch, um Einzelfallberichte, Laboruntersuchungen oder Studien an Tieren - also Untersuchungen, die sich nicht einfach auf den Menschen übertragen lassen. Die Autoren und Autorinnen einer umfangreichen Metanalyse, die 2019 im Fachblatt Medicines erschien, weisen zwar darauf hin, dass die Inhaltsstoffe der Mitragyna in einzelnen Studien interessante Eigenschaften wie entzündungshemmende oder antidepressive Wirkungen aufwiesen. Diese Effekte müssten allerdings noch weiter untersucht werden. Bislang weißt tatsächlich lediglich ein Versuch an Mäusen darauf hin, dass diese sich nach Kratom-Gabe vermehrt bewegen und es zu hormonellen Veränderungen kommt. Zur Therapie von Depressionen sei Kratom daher nicht geeignet, betonen die Autorinnen und Autoren der Übersichtsarbeit. Über längere Zeit täglich eingenommen, mache Kratom zudem süchtig. Wann und bei welcher Dosierung die Abhängigkeit auftritt, geht aus der Studie allerdings nicht hervor.

Der Konsum von Kratom birgt jedoch noch weitere Risiken: Im Februar 2018 verzeichnete die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA 44 Todesfälle, die mit der Einnahme der Blätter in Zusammenhang stehen könnten. (...)


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