In ihrer Ausstellung „Schieflage“ zeigt Fotografin Katrin Dinkel junge Frauen mit Skoliose, einer Verkrümmung der Wirbelsäule. Mit den Bildern will sie den Betroffenen Mut machen – und über die Krankheit aufklären. Ein Gespräch.
Für Ihr Fotoprojekt haben Sie vierzehn junge Frauen mit Skoliose fotografiert. Körper und Gesichter sind komplett verhüllt. Warum?
Um sie zu schützen. Die Skoliose entwickelt sich meist während der Pubertät, also in einer Zeit, in der Mädchen besonders verletzlich sind. Ihre Körper verändern sich, sie fangen an sich für Mode zu interessieren, haben vielleicht ihren ersten Schwarm. Dann erfahren sie, dass mit ihrer Wirbelsäule etwas nicht stimmt und sie nun für die nächsten vier, fünf Jahre ein Korsett tragen müssen - manche bis zu 24 Stunden am Tag.
Richtig. Tragen sie dann das Korsett, werden einige auch gehänselt, fühlen sich den Blicken schutzlos ausgeliefert und versuchen, die Orthese unter ihrer Kleidung zu verstecken – was gerade im Sommer natürlich nicht funktioniert, denn das Korsett schaut unter dem T-Shirt hervor, trägt auf und verändert mitunter auch den Gang. Der Stoff, in den ich die jungen Frauen gehüllt habe, ist auch eine Art Kokon, ein Ort, der ihnen Sicherheit gibt. (...)
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