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Klappe für die Seele

Menschen mit Depressionen oder Suchterkrankungen tun sich oft schwer, über ihre Gefühle zu sprechen. Doch genau das wäre das Ziel einer Psychotherapie. Die Identifikation mit Filmhelden kann in der Psychotherapie ein Vehikel sein


Lee Chandler (Casey Affleck) lebt in Quincy in der Nähe von Boston. Als Hausmeister schrubbt er Böden, schaufelt Schnee, repariert kaputte Toiletten. Dann erfährt er, dass sein Bruder gestorben ist, und kehrt zurück in seinen Heimatort. Dort holt ihn die Vergangenheit ein - die Drogen, die er nahm, der Alkohol, den er trank, die Beziehung, die er mit seinen Exzessen zerstörte. "Manchester by the Sea" ist die Geschichte eines Mannes, der sich selbst verlor und nun Stück für Stück zurück ins Leben findet.


Bei der Oscarverleihung 2017 wurde das Drama gleich zweimal ausgezeichnet. Bei insgesamt sechs Nominierungen konnte Regisseur Kenneth Lonergan mit zumindest einer Auszeichnung für seinen Film rechnen. Was der amerikanische Filmemacher vermutlich nicht voraussehen konnte: In Klagenfurt wird "Manchester by the Sea" nun auch in der Behandlung von Menschen mit Depressionen, Ängsten und Alkoholabhängigkeit eingesetzt.


Filme wie "Manchester by the Sea"helfen dem Psychotherapeuten Otto Teischel, eine Beziehung zu seinen Patienten aufzubauen und sie dazu zu bringen, Worte für ihre Probleme zu finden. "Erst reden wir nur über den Film", erklärt er, "dann dauert es meistens nicht mehr lange und die Patienten reden über sich." Nicht nur über ihr Leben, sondern vor allem auch über ihre Gefühle. ...


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