Stefan Döring

Freier Journalist, Hattingen

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BVB: Asienreise das "Sahnehäubchen"

Nicht nur der internationale Fußball steht bei Borussia Dortmund hoch im Kurs, sondern auch die internationalen Märkte. Goal hat mit dem Leiter für neue Geschäftsfelder gesprochen.


EXKLUSIV Von Stefan Döring


Als Borussia Dortmund im September 2014 ein Büro in Singapur eröffnete, war das ein weiterer wichtiger Schritt in der Auslandsvermarktung. Im Sommer soll der nächste Folgen: eine Asienreise. Dies ist der Abschluss einer langen, intensiven Arbeit im asiatischen Raum - auch für Benedikt Scholz, dem Leiter für neue Geschäftsfelder/Internationales.


Als der BVB sportlich wieder erfolgreich war, wurde er plötzlich auch für andere Märkte interessant. "Wir haben damit vor vier bis fünf Jahren angefangen, als der Verein wieder die Freiheit hatte, sich mit solchen Themen zu beschäftigen", erinnert sich Scholz im Gespräch mit Goal. Damals kehrte man zurück ins internationale Geschäft und fing an, in der Liga sowie im Pokal Titel zu sammeln. Grund genug, dass sich die Verantwortlichen Gedanken um mögliche (neue) Märkte gemacht haben.


Zwei Leitlinien sollten dabei stets eingehalten werden. "Es muss eine authentische Verbindung geben. Auch müssen wir das Vertrauen und den Glauben haben, dass wir dort nachhaltig etwas entwickeln können", so Scholz. Daraufhin habe man Strategien erarbeitet, um sich in verschiedenen Ländern zu etablieren. Deshalb sei Indien auch aktuell nicht der Markt, auf dem das Augenmerk der Borussia liege - wenngleich dieses riesige Land als schlafender Riese in Sachen Fußball gilt.


Japan im Fokus

Hingegen ist Japan umso mehr im Fokus von Scholz und Marketingdirektor Carsten Cramer. Bereits 2010 erlebte man in Westfalen, dass ein gesteigertes Interesse aus dem Mehrinsel-Staat besteht. Kein Wunder, wurde damals doch Shinji Kagawa verpflichtet. Es wurde eine Website auf Japanisch eingerichtet, ein Onlineshop geschaffen. Auch nachdem der kleine Japaner zu Manchester United wechselte, blieb der BVB am Ball: Eine Fußballschule in Tokio wurde eröffnet und die Geschäftsbeziehungen aufrechterhalten. Deshalb ist die nun anstehende Asienreise das "Sahnehäubchen der Asien-Strategie".

Nun sei es wichtig, die Menschen zu binden. Das geht vor allem in Asien nicht besser als durch Präsenz vor Ort. "Wir sind zum Anfassen", sagt Scholz. Er will den Kontakt zu Fans und Unternehmen vor Ort intensivieren und das transportieren, was den BVB so stark macht: Das Stadionerlebnis, die Intensität des Vereins. Dank eines Reiseunternehmens, mit dem die Borussia sehr eng zusammenarbeitet, sind inzwischen bis zu 80 Japaner nur darüber alle zwei Wochen im Signal-Iduna-Park zu Gast.


Japan steht also ganz oben auf der Liste für die Reise des BVB, die für Ende Juli, Anfang August geplant ist. Dort soll mindestens ein Testspiel stattfinden. Doch auch in einem südostasiatischen Land soll Station gemacht werden, genauso wie in Singapur, wo sich das BVB-Büro befindet. Von dort aus soll Suresh Letchmanan den Markt erschließen, als Ansprechpartner fungieren. Letchmanan leitet die Außenstelle, zwei Mitarbeiter sind ihm zur Seite gestellt.


Singapur wurde als Standort ganz bewusst gewählt: Hier haben viele internationale Firmen ihren Sitz, hier arbeiten und leben viele wichtige Geschäftsleute. "Singapur ist das wirtschaftliche Epizentrums des Gebiets, die Schweiz Asiens", sagte Cramer im vergangenen Jahr, "und wir suchen bewusst die Nähe zu den Entscheidungsträgern dieses Marktes."


In die USA im nächsten Jahr

Nicht nur der asiatische Markt ist für den BVB interessant, auch in Polen, der Schweiz und Österreich ist der Verein aktiv. Hier legt man vor allem Wert auf die Nähe zum Stadion. Aber die internationalen Märkte sind die, die die Bundesligisten bisher eher vernachlässigt haben. In den letzten Jahren entwickelte sich allerdings eine Kultur hin in ferne Länder. "Wir können alle gemeinsam als Liga profitieren. Dafür müssen aber alle an einem Strang ziehen. Eine Rivalität zwischen zwei Vereinen kann international nur fruchtbar sein. Ein Derby oder ein Meisterschaftsrennen wecken Begehrlichkeiten. Ich glaube, dass Barcelona und Real Madrid international als Marken gerade aufgrund der Rivalität und des Clasicos so stark geworden sind", betont Scholz.


Das Zugpferd des deutschen Fußballs ist sicherlich der FC Bayern München. Dieser konzentriert sich derzeit auf die USA. Ein Markt, den der BVB ab kommender Saison bespielen möchte. Scholz erläutert: "2016 werden wir mehr Augenmerk auf die USA legen, nachdem wir die Asia-Tour umfassend nachbearbeitet haben."


Trotz aller Begeisterung für die ausländischen Märkte vergisst der BVB nicht, wo er herkommt. Die grundsätzliche Philosophie, die dem Verein so viele Fans eingebracht hat, soll nicht verändert werden. Das heimische Geschäft bleibt weiterhin wichtig, schließlich gilt Dortmund als bodenständig. Cramer wiegelte deshalb einst ab: "Wir sind ein im Ruhrgebiet verwurzelter Traditionsverein. Das wird auch so bleiben."


Eine "regionale Sache", wie Uli Hoeneß den BVB einst bezeichnete, sind die Schwarz-Gelben aber schon lange nicht mehr.

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