Borussia Dortmund gewinnt 3:1 gegen den SC Freiburg aber alles redet nur von Shinji Kagawa. Er überzeugte und rechtfertigte alles. Und: Er drohte der Liga.
Aus Dortmund berichtet Stefan Döring
Über 10.000 Trikots wurde bereits mit seinem Namen verkauft, die Autogrammstunde unter der Woche in der neuen BVB-Fanwelt wurde von vielen Fans belagert. Spätestens nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Marco Reus war er in aller Munde. Die Rede ist von Shinji Kagawa, dem neuen, alten Star bei Borussia Dortmund. Auf dem kleinen Ballkünstler aus Japan lagen die Hoffnungen und die konnte er erfüllen.
Schon bevor Stadionsprecher Norbert Dickel die Mannschaftsaufstellung im Spiel gegen den SC Freiburg (3:1) vorlas, donnerte ein unbeschreiblicher Roar durch das ehemalige Dortmunder Westfalenstadion. Der verlorene Sohn war zurück. Zwei Jahre nach seinem Abgang in die Premier League zu Manchester United war er wieder da und die Fans hießen ihn würdig willkommen "zu Hause." "Kagawa Shinji, schala", hallte es mehrmals durch Stadion.
Aber die Fans erwarten auch etwas. Das wusste Jürgen Klopp bereits am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel: "Wir können nicht noch ein paar Wochen warten. Shinji ist jetzt schon direkt ganz wichtig für uns." Und der Trainer trieb die Erwartungen weiter in die Höhe, schließlich hätte Kagawa fantastische Trainingseindrücke hinterlassen. "Vieles von dem ist noch da", resümierte Klopp, "Er ist jetzt zwei Jahre weiter, zwei Jahre reifer." Dieser "Kerl", wie der Trainer ihn nannte wusste - wie vor zwei Jahren während seiner ersten Zeit in Dortmund - direkt zu überzeugen.
Erik Durm war nach der Partie begeistert von seinem neuen, alten Mitspieler: "Wir wussten, was er drauf hat. Er hat super trainiert und er zeigt jeden Tag, welche Klasse er hat. Das Tor macht er heute super. Auch so hat er super gespielt. Die Fans haben sich sehr auf ihn gefreut und das hat er zurückgezahlt. Er ist ein sehr, sehr geiler Kicker. Er fühlt sich hier wohl und hat nichts verlernt." Genauso war es. Kagawa hatte seinen ersten Ballkontakt nach zwei Minuten, sein erster Torschuss war in der fünften Minute. Er suchte stets den Weg in die Spitze, ob mit dem Ball am Fuß oder mit dem Pass. Kagawa war von vornherein der Taktgeber und der gesuchte Mitspieler. "Wunderbar, dass er gleich so reingekommen ist. Das hat nicht nur ihm gut getan, sondern der ganzen Mannschaft", bescheinigte Neven Subotic.
Und der kleine Japaner krönte seine Leistung mit einer fantastischen Vorarbeit zum 1:0, als er den Ball auf seinen Kumpel Kevin Großkreutz durchsteckte, der nur noch quer legen musste und Ramos den Ball in die Maschen donnerte. Kurz vor der Pause war Kagawa selbst der Torschütze: Ramos spielte den Ball quer durch den Strafraum und er hatte keine Probleme damit, das Spielgerät an Roman Bürki vorbei zu bugsieren. In der 63. Minute war dann Schluss für Kagawa: Von Krämpfen geplagt wurde er durch Ciro Immobile ersetzt.
Das tat der guten Leistung aber kein Abbruch. Vor allem das Zusammenspiel mit Großkreutz funktionierte nicht nur beim 1:0 gut, sondern die gesamte Zeit über. Kein Wunder, wie der Ur-Dortmunder hinterher erklärte: "Ich verstehe mich mit ihm auf dem Platz gut und auch außerhalb ist er ein sehr guter Freund. Er wird uns stärken und das hat man heute schon gesehen." Das sieht übrigens der Japaner genauso, wie er nach der Partie erklärte. "Kevin ist einer, der mich hier am herzlichsten empfangen hat. Er ist sowohl auf, als auch neben dem Platz eine große Hilfe", sagte Kagawa. Und weil die beiden sich so gut verstehen, hatte Großkreutz natürlich noch ein Extra-Lob für den Japaner: "Er ist technisch ein überragender Spieler und kann auch mal zwei Leute stehen lassen."
Kagawa selbst war auch in der Mixed-Zone der gefragte Mann und dort agierte er fast genauso stark wie vorher auf dem Feld. Er war geduldig und antwortete ruhig auf die vielen Fragen der Journalisten. Dabei freute er sich vor allem, wie er von den Fans in seinem alten Stadion empfangen wurden. "Als die Südtribüne meinen Namen gerufen hat, was es ein unbeschreibliches Gefühl. Das hat mich in der Überzeugung gestärkt, dass ich für die Fans wieder richtig spielen muss und das ist mir vielleicht ein Stück weit geglückt", erklärte er. Aber man merkte ihm auch an, dass er noch "nicht ganz fit" war, daran will er aber in den nächsten Wochen arbeiten.
Zum Ende seiner Ausführungen drohte der schüchterne Kicker der Liga sogar noch: "Ich denke, dass ich die zwei Jahre in England nicht umsonst verbracht habe und vielleicht kann ich da einen neuen Kagawa präsentieren."