Er ist die Lebensversicherung von Borussia Dortmund. Der "Vollblut-Stürmer" Pierre-Emerick Aubameyang offenbart aber eine Qualität, die ist mehr wert: Bescheidenheit.
Nach außen wirkt Pierre-Emerick Aubameyang vielleicht etwas prollig. Teures Auto, immer hippe Klamotten, große Kopfhörer auf den Ohren, Batman-Schuhe an den Füßen und neuerdings nach den Spielen ein Board unter dem Arm. Eine schillernde Persönlichkeit war er schon immer. Dass er auch bescheiden ist, wissen viele wohl nicht über ihn. Doch gegen Mainz 05 stellte er diese einmal mehr unter Beweis.
Als Schiedsrichter Tobias Stieler nur eine Minute nach Wiederanpfiff auf den Elfmeterpunkt zeigte, weil Aubameyang (außerhalb) des Strafraums gefoult wurde, trat nicht der Gabuner an, sondern Marco Reus. Erst einmal nichts Ungewöhnliches. Reus schoss auch im Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt den Strafstoß. Wenn man hingegen bedenkt, dass Aubameyang der eigentliche Elfmeterschütze der Borussia ist, wird die Szene bemerkenswert. Denn der Gabuner überließ seinem Kumpel Reus den Strafstoß, damit dieser sein Selbstvertrauen aufbauen kann, was ihm nach einigen schwachen Spielen in Serie fehlt.
Uneigennützes Verhalten
Es war nicht die einzige Szene, die die Bescheidenheit des Stürmers widerspiegelte an diesem Spieltag. Anstatt seinen Rekord weiter auszubauen, blieb er erstmals seit acht Bundesligaspielen, saionübergreifend sogar nach zehn Partien, ohne Torerfolg. Dabei hätte er mit einem weiteren Treffer in die Analen der Bundesliga eingehen können. Stattdessen spielte er gleich in zwei Situationen noch einen Querpass, obwohl er selbst in exzellenter Schussposition war. Vor dem 1:0 profitierte Reus von Aubameyangs Übersicht, vor dem 2:0 Henrikh Mkhitaryan.
Obwohl er nicht selbst traf, war Aubameyang der Mann des Spiels. Kein Wunder, dass sich Thomas Tuchel in den höchsten Tönen über seinen Topstürmer äußerte: "Ich bin begeistert von seiner Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und dafür auch sein Ego hinten anzustellen." Kein Wunder, dass so ein Spieler bei Top-Vereinen in Europa Begehrlichkeiten weckt. Aktuell soll der FC Barcelona ein Auge auf ihn geworfen haben. Bereis im Sommer soll er bei Paris St. Germain und dem FC Arsenal ganz oben auf der Liste gestanden haben.
Aber anstatt einen Wechsel in Betracht zu ziehen, verlängerte er seinen Vertrag beim BVB. "Ich bin total glücklich, dass meine sportliche Zukunft in den nächsten Jahren bei Borussia Dortmund liegt. Ich fühle mich sehr wohl in diesem Klub, in dieser Mannschaft und in dieser Stadt. Der BVB ist für mich zur zweiten Heimat geworden. Ich bin mit ganzem Herzen hier und wollte nie weg", sagte er damals. Daran hat sich angeblich auch bis heute nichts geändert, obwohl er unlängst gegenüber Bild erklärte, dass er "schon immer den Traum" hatte, "in Spanien zu spielen".
"Er ist unser Top-Stürmer"
Davon lässt man sich bei seinem Verein aber nicht beirren. "Bei uns ändern sich die Verträge nicht. Wir planen langfristig mit ihm", sagte Sportdirektor Michael Zorc. Kein Wunder, ist Aubameyang doch so etwas wie die Lebensversicherung der Borussia. In seiner ersten Bundesligasaison traf er zwölf Mal, im zweiten Jahr wettbewerbsübergreifend sogar 25 Mal. Und auch in dieser Saison überwand er die gegnerischen Torhüter bereits 14 Mal. In nur 15 Spielen. Dazu legte er fünf weitere Treffer auf.
"Er ist unser Top-Stürmer", sagte einmal Hans-Joachim Watzke. Keine Widerrede. Denn Aubameyang hat sich hervorragend entwickelt. Vom Sprinter ist er zum "Vollblut-Stürmer" geworden, der alles kann. Kopfball, Torabschluss, Übersicht - der 26-Jährige ist wertvoll wie noch nie für die Schwarz-Gelben. Und er ist in einer sehr guten körperlichen Verfassung. Pausen braucht er bisher kaum.
In seiner aktuellen Form ist der Gabuner unheimlich wichtig für die Westfalen. Dass er neben seinem exzellenten Torriecher nun auch immer häufiger mannschaftsdienlich und bescheiden auf dem Platz auftritt, ist umso wichtiger für seine Mannschaft. Den in den kommenden 18 Tagen stehen gleich sechs Partien auf dem Programm. Darunter Spiele in der Europa League, dem DFB-Pokal und zum Abschluss das nicht ganz unwichtige Derby gegen den FC Schalke.
Wenn Aubameyang sein aktuelles Hoch so lange konservieren kann, ist der BVB sicherlich in der richtigen Spur. Und auch Aubameyang ist auf dem Weg, seine selbst gesetzte Marke von 20 Toren in der Liga zu knacken - in aller Bescheidenheit.