Die Japaner lieben Uniqlo. Mit Mode, die nicht en vogue sein, sondern zu jeder anderen Marke passen soll, will der Chef Tadashi Yanai jetzt H&M und Zara an den Kragen gehen.
Dem Gestalten und Bestimmen war Tadashi Yanai, der reichste Japaner, schon in jungen Jahren innig zugetan, indes fehlte es ihm ehedem noch an Gewandtheit und Geschick, was den Umgang mit anderen und ihrer Anleitung betraf.
Als Student hatte er beispielsweise davon geträumt, sich eine Anstellung in einem japanischen Traditionshaus zu suchen, und dann zunächst eine dauerhafte Beschäftigung doch nur im Kleidergeschäft seines Vaters gefunden, in der Bergbaustadt Ube. Ein Umstand, der auf die acht Bediensteten freilich großen Eindruck machte: Denn sieben von ihnen nahmen zügig Reißaus, nachdem er, der Sohn des Meisters, seine kaufmännische Wirksamkeit zu entfalten begonnen hatte.
Der heute 66-Jährige erzählt mir diese Anekdote an einem Dezember-Tag in der Tokioter Kommandantur von Fast Retailing, des drittgrößten Textilkonzerns der Welt, der ihm in Gänze zu Gebote steht und ihm ein Vermögen von angeblich 16 Milliarden Euro eingebracht hat.
Gleichwohl konnten Güter und Gelder den Yanai-san in seiner Grundeinstellung wenig verändern. Er gilt als Sonderling wie einst im Mai und sticht in der japanischen Unternehmenswelt hervor wie „ein Rindersteak auf einem Teller Sushi“, wie das „Time Magazine“ vor einigen Jahren notierte.
Einschlägigen Veröffentlichungen zufolge hat Fast Retailing im vergangenen Jahr einen Umsatz von 12,3 und einen Gewinn von deren 1,2 Mrd. Euro erzielt – Statistiker ermittelten in etwa jeweils das Dreifache dessen, was Yanai 2008 angezeigt hatte. Man geht nicht fehl in der Annahme, dass Fast Retailing recht flott unterwegs ist.
Die größte Abteilung im Hause bildet nach wie vor Yanais erste Kreation: die 1984 von ihm in Hiroshima eröffnete und heute weitverbreitete Textilkette Unique Clothing Warehouse, kurz: Uniqlo („Juniklou“), auf die rund vier Fünftel der Einnahmen entfallen und die seit 2014 auch in der Berliner Tauentzienstraße, Ecke Kurfürstendamm, mit einer Filiale vertreten ist.
Das Sortiment ist preiswert, die Kleidung bunt, die Auswahl überschaubar. Alltagskleidung zu Preisen zwischen zehn und 50 Euro. Selbst Daunenjacken und Kaschmirpullover kosten weniger als 100 Euro.
Spätestens in fünf Jahren will Yanai die spanische Inditex („Zara“, 18,1 Mrd. Euro) und die schwedische H&M-Gruppierung (16,7 Mrd. Euro) überholt und die Weltmarktführerschaft an sich gerissen haben. Am liebsten aus eigener Kraft, notfalls aber auch mithilfe von Zukäufen. Die US-Kette Gap galt vor Jahren als Übernahmeziel.
[...]
Zuerst erschienen in BILANZ 02/2016.
Zum Original