Festival für Kreativität, Design und Kommunikation in der Kongresshalle München
/ 30. – 31.05. 2018
G’schamig sands ned, die zwoa Österreicher.
Auch heuer lassen sich’s die Forward Festival-Gründer Othmar Handl und Lukas Kauer nicht nehmen, das Line Up ordentlich aufzubrezeln und ein bisserl größenwahnsinnig verlauten zu lassen: “Wir machen Wien zur Kreativhauptstadt Europas!“
Mit den laut ihnen weltweit besten Köpfen aus Kommunikation und Design geben sie ihren Attendees zum vierten Mal und dieses Jahr in vier Städten allerlei Erfolgsstories, Strategien und persönliche Insights mit auf den Weg.
Alle Obacht! Das Forward Festival ist längst keine gemütliche Hipster-Zusammenkunft einiger Sagmeister-Fans mehr, sondern eine Starkstrom-Veranstaltung, die sich eigentlich auch als eine Agentur, ein Förderprogramm und ein Magazin versteht und aus hochkarätigen Konferenzen, gehaltvollen Workshops und multimedialen Side-Events zusammensetzt.
Mit der österreichischen Hauptstadt, sowie auch Zürich, Hamburg und freilich München steckt das Team unter Vollgas die gesamte DACH-Region ab und hat bisher alle Tickets restlos verkauft. Kein Wunder, es stehen doch auch regelrechte Weltstars bis hin zu prächtigen Local Heroes auf der jeweiligen Bühne. Happiness-Experte Stefan Sagmeister lässt sich erneut aus New York einladen; dazu nicht minder renommierte Headliner wie Werber und Publizist Eric Kessels, Regisseur Matt Lambert, der Fotograf Vladimir Milivojevich alias Boogie, der Illustrator Gavin Strange, Visual Designer Vasjen Katro aka „Baugasm“ – ergänzt von Grafikerin Paula Scher, Künstlerin Sarah Illenberger, Fotografin Stefanie Moshammer, und nebst Zeichnerin Paula Troxler einer Reihe weiterer female creatives.
Wohl auch auf die Kritik am letzten Jahr hin, das Line Up sei von Männern dominiert gewesen, – nur zwei Frauen unter den Speaker – äußerte sich hierzu im Interview die Typografin Birgit Palma: „Ich fand es auf jeden Fall sehr schade, weil dieses Bild so nicht ganz der Wirklichkeit entspricht. In Europa gibt es viele talentierte Frauen, die auf jeden Fall gefördert werden sollten. Ich hatte diese Diskussion mit mehreren Menschen, und muss anmerken, dass Frauen einfach nicht so ‘rampengeil’ wie Männer sind, beziehungsweise es nicht ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit ist, sich vor vielen Leuten zu präsentieren. Trotzdem finde ich, dass man sich der Verantwortung stellen und zeigen muss, dass Frauen in der Illustrations- und Designszene präsent sind. Vor allem gab es z.B. auf diesem Festival viele Nachwuchsdesignerinnen.“
Mit großer Hingabe wird in diesem Jahr gezeigt, dass Female Empowerment ein hochgradig zeitgemäßes Thema ist und es den Veranstaltern um Sichtbarmachung, Unterstützung, generationsübergreifende Netzwerke und gegenseitige Inspiration geht.
Thematisch liegt das Motto „Construct – Deconstruct“ auf dem Schaffensprozess per se. Einige Referenten werden Einblick in ihre eigenen Werkstätten geben und bis dato nie veröffentlichte Prototypen zeigen. Das Erschaffen und Verwerfen von Ideen wird – wie auch in der „Gallery of Dismissed“ des vergangenen Jahres – abermals in der Gestaltung von Website, Flyern, Broschüren und Veranstaltungsgoodies aufgegriffen.
Keynote-Speaker aus den unterschiedlichsten Bereichen und Start Ups rund um Design, Architektur, Grafik, Fotografie, VR, Mode und Kunst widmen sich dem Ideenfindungsprozess; in München sind etwa Noem Held, Michael Wiethaus, Depart und Landjager mit von der Partie.
Doch wo in solch großem Format zukunftsweisend über kreative Ressourcen, Nachhaltigkeitsstrategien und Markenentablierung konferiert wird, möchten die meisten Festivalbesucher doch ganz ungezwungen dasselbe wie wir Medienmacher: sich einfach gepflegt unterhalten.
Text: Sonja Steppan
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