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Das etwas andere Rund fürs Grün

Das etwas andere Rund fürs Grün

Zu keiner anderen Zeit wird so viel dekoriert wie zu Weihnachten. Gern holen sich die Menschen in der dunklen Jahreszeit Licht und Glanz in die Wohnungen. Zu den Klassikern am prächtig geschmückten Weihnachtsbaum zählen die Christbaumkugeln. Sie haben eine lange Geschichte. Weihnachtsbaumkugeln mit ganz persönlicher Note gestaltet Kerstin Speckmeier aus Levern für sich und andere.

Personalisierte Geschenke sind derzeit beliebt. „Sie sind für viele eine schöne Alternative, gerade jetzt, wo soziale Kontakte durch Corona eingeschränkt sind“, stellt auch Kerstin Speckmeier fest. Jede ihrer Christbaumkugeln ist individuell und dezent verziert mit fröhlichen Figuren, schwungvoll handgeschriebenen Sprüchen, guten Wünschen oder Namen. Trotzdem passen alle zusammen.

Schriftzüge und Motive zeugen von einem sicheren Gefühl für Formen und Farben. Als Grafik-Designerin gestaltet Kerstin Speckmeier im Hauptberuf Flyer, Plakate, Prospekte, Anzeige, Visiten-und Einladungskarten, realisiert Illustrationen und entwickelt Logos. Dabei sitzt sie viel am Rechner.

„In der Coronazeit habe ich vermehrt Pinsel, Farbe und Bleistift in die Hand genommen“, erzählt die Levernerin. Dinge, die sie sonst zum Ausgleich macht, wie das Schauspielern in der „Kleinen Bühne“, Auftritte mit der Band „Papa Beat“ oder der Stand auf dem Leverner Weihnachtsmarkt sind wegen der Corona-Maßnahmen weggefallen. So entstand die Idee zu den Christbaumkugeln.

Die Heimat der Weihnachtsbaumkugeln aus Glas liegt im thüringischen Lauscha. Die dort ansässigen Glashütten und Glasbläser stellen den Christbaumschmuck seit Mitte des 19. Jahrhunderts her. Den Erzählungen nach war es ein armer Glasbläser, der die Christbaumkugel erfand.

Weil er kein Geld für teure Äpfel und Nüsse hatte, dekorierte er seinen Weihnachtsbaum aus der Not heraus mit selbst geblasenen Kugeln. Die Tradition einen Tannenbaum zu Weihnachten ins Haus zu holen, ist noch älter. So finden sich für das 16. und 17. Jahrhundert mehrere Quellen für mit buntem Papier, Äpfeln oder Zuckerwerk geschmückte Christbäume in den Wohnstuben der Menschen.

In Lauscha wird der gläserne Baumschmuck bis heute in familiengeführten Betrieben produziert. Er muss sich gegen Massenware aus China und anderen Ländern der Welt durchsetzen. Die Glasbläser in Thüringen haben jedoch ihre Nische gefunden. Die alten Techniken und Werkzeuge werden von einer Generation an die nächste weitergegeben. Formen und Dekore wechselten mit dem Zeitgeist.

So waren die Kugeln mal schlicht, mal bunt und farbenfroh oder mal opulent. Seit 2021 gehört die Handwerkskunst aus Lauscha zum immateriellen Kulturerbe. Im März wurden die mundgeblasenen gläsernen Christbaumkugeln in das nationale Verzeichnis der Unesco aufgenommen.

Kerstin Speckmeier hat sich als Basis für wertige weiße Glaskugeln entschieden, die wie aus Porzellan aussehen. Es hat eine Weile gedauert, bis sie herausgefunden hat, welche Kugeln, Stifte, Farben und Pinsel sich am besten eignen. Die Texte und Grafiken bringt sie mit einem wasserfesten Folienstift und teilweise mit einem Pinsel auf. Das Motiv und die Schrift müssen auf Anhieb sitzen.

„Ich kann nur noch wenig nacharbeiten“, verdeutlicht Kerstin Speckmeier. Der Einsatz von Lösungsmitteln würde die glänzende Oberfläche der Kugeln beschädigen. „Ich habe ein Skizzenbuch. Dort zeichne ich vor und sammle meine Ideen“, erläutert die Grafik-Designerin. Bei den Farben setzt sie neben Schwarz auf die Weihnachtsklassiker Rot und Grün.

„Ich bin ein richtiger Weihnachtsfan“, gibt Kerstin Speckmeier zu. „Es ist ein schönes Fest.“ Zusammensitzen, gutes Essen und kleine Geschenke gehören für die Stemwederin dazu – und ein großer, echter, nicht zu üppig geschmückter Nadelbaum. „Ein Fest wie in der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens fand ich schon immer gut“, sagt Speckmeier. „Hier fehlt meist nur der Schnee“, bedauert sie. „Den male ich dann als Schneemann auf meine Weihnachtsbaumkugeln“, ergänzt sie mit einem Augenzwinkern.