Hamburg ist das Zentrum des Poetry-Slams in Deutschland und David Friedrich sein Star
Die Bühne des Ernst Deutsch Theaters erinnert an ein Märchenschloss. "Rumpelstilzchen" wird hier sonst aufgeführt. Doch an diesem Abend wird die Kulisse noch ein anderes Ereignis begleiten, eines, das für den einen oder anderen auch manchmal märchenhaft wirken mag. Die Stars dieses Abends benötigen kein Schloss, ihnen reicht eine Couch und ein Tisch, auf dem eine Flasche Whiskey steht. Weißer Nebel steigt auf, David Friedrich tritt heraus und stellt sich vor das Mikrofon. "Mein Text heißt: Die Orangenlimonade mit dem extra neu entwickelten Retro-Look", sagt er. Es ist eine fünfminütige Persiflage auf den Zeitgeist. "Ab und an ein Stück Fleisch - natürlich nur wenn das Rind alt und schwach war und nach drei Jahren im Krankenhaus gesagt hat: 'Bitte zieh den Stecker, es ist okay, ich will ja sterben.' Aber dann richtig mit Röstzwiebeln und Kräuterbutter." Unter Applaus und Gejohle geht das Saallicht an. Zuschauer halten Tafeln hoch, Zahlen von null bis zehn mit einer Nachkommastelle. Achtkommaneun, Neunkommadrei, Neunkommafünf: Das Finale ist ihm auch heute sicher.
David Friedrich ist einer der erfolgreichsten Poetry-Slammer im deutschsprachigen Raum. An diesem Abend spricht er beim "Best of Poetry Slam", das zum 37. Mal im Ernst Deutsch Theater stattfindet. Es ist - wie immer - ausverkauft. Der Wettkampf der Worte füllt Theatersäle, Open-Airs, Clubs. Hamburg ist die Hochburg des Poetry-Slams in Deutschland und David Friedrich, zweimaliger Stadtmeister, sein Aushängeschild.
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