Stand: 28.01.2017 11:00 Uhr
Noch sitze ich entspannt auf der Couch. Damit ist aber in Kürze Schluss. Denn ich habe ein Date - mit Personal-Trainerin Annett Kötting. Seit Kurzem bietet sie auf Sylt ein Outdoor-Bootcamp an. "Personal Trainer, die dich in 50 Minuten an deine körperlichen Grenzen bringen!", lautet das Versprechen auf dem Flyer. Ist das so? Das will ich jetzt selber ausprobieren. Mit grauem Sylt-Wetter und Temperaturen dicht am Gefrierpunkt wartet die erste Hürde auf mich. Mein Mann grinst und wünscht mir mit einer Mischung aus Mitleid und Schadenfreude viel Spaß. Also rein in einen Zwiebel-Look aus Funktionswäsche, Fleece-Pulli und winddichter Jacke und ab an die Strandpromenade.
Übungen mit dem eigenen KörpergewichtDort treffe ich auf eine Gruppe weiterer sportwilliger Teilnehmer - die meisten sind Frauen. Lediglich drei Männer machen mit. Altersmäßig sind wir bunt gemischt: Die jüngste Teilnehmerin ist 18 Jahre alt, der Älteste Mitte 50. Insgesamt sind wir mehr als 15 "Bootcamper". Neben Trainerin Annett ist noch Co-Trainerin Katja mit von der Partie. Im Bootcamp gibt es hauptsächlich Übungen mit dem eigenen Körpergewicht. "Als Trainingsgeräte nehmen wir auf dem Weg Geländer, Treppenstufen und Bänke", erklärt Annett.
Outdoor motiviert mehrBevor wir zum Aufwärmen locker Richtung Hauptstrand traben, gibt Annett einen wichtigen Tipp: "Egal, wie wir euch gleich anschreien, ihr macht euer Ding." Das heißt: Wer nicht mehr joggen kann, walkt. Und wer keine zehn Wiederholungen schafft, macht eben die Hälfte. Während unsere Gruppe Richtung Hauptstrand joggt, erzählt Annett, wie die Idee Bootcamp entstanden ist. "Das war das Feedback meiner Kunden. Die waren immer begeistert, wenn wir zum Personal Training nach draußen gegangen sind", so die begeisterte Sport-Expertin. Man kennt es ja selbst: Die guten Sportvorsätze treiben einen im neuen Jahr zwar erst mal ins Fitnessstudio. Doch häufig hält die Motivation nicht lange an. Neue Impulse fehlen, hinzu kommt die Dauerbeschallung aus den Boxen, künstliches Licht und typische Studioluft.
Gut für eine starke PsycheHat der Fitness-Blues erst einmal Einzug gehalten, sind die guten Vorsätze oft ebenso schnell ad acta gelegt wie die Trainingspläne. Draußen ist man viel motivierter, findet Oktawia. Die 18-Jährige ist zum ersten Mal beim Bootcamp dabei, treibt aber regelmäßig Sport und das am liebsten draußen. "Da kann ich mich viel leichter zum Sport motivieren", sagt sie. Dass Outdoor-Sport positiv wirkt, ist nicht nur ein subjektives Gefühl: Ein Team um den britischen Wissenschaftler Jo Thompson-Coon fand heraus, dass Sport in der Natur nicht nur Stress verringert und die Psyche stärkt. Die Forscher der University of Exeter belegten auch, dass die Outdoor-Sportler nach der Aktivität im Freien mehr Freude und Zufriedenheit zeigten - und damit motivierter für wiederholte sportliche Aktivitäten waren.
Körper wird gefordertWir Bootcamper machen nach ein paar Minuten Joggen einen ersten Zwischenstopp. Lockere Aufwärmübungen sind angesagt: Schulterkreisen, Arme vor und zurück schwingen. Danach joggen wir weiter zur nächsten Station. Jetzt wird's intensiver: Jumping Jacks - also Hampelmann, und Ausfallschritte sind angesagt. Die beiden Trainerinnen lassen den Drill-Instructor raus. "Und nochmal zehn! Da geht noch was!", schreit Katja. Meist geht immer noch mindestens eine Wiederholung mehr im Vergleich zum Training allein. Der Sport in der Gruppe weckt auch den Wettbewerbsgeist. Nach den Übungen geht es im Sprint weiter zum nächsten Stopp.