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Emotional und ungewöhnlich: Dieser Abschied war genau so, wie ihn Jan Fedder wollte

Kerzengerade schritt sie über den mit Rosenblättern bedeckten roten Teppich zum Altar, das Kinn leicht erhoben. Auf dem Kopf ein Hut mit Schleier, in der Hand ein Blumenstrauß, an der Hand ein Mann. Fast könnte man meinen, hier finde eine Hochzeit statt. Vor 20 Jahren hat Marion Fedder ihren Mann Jan (64) hier im Michel geheiratet, nun hat sie dort von ihm Abschied genommen. Die Trauerfeier für den großen Schauspieler war emotional und ungewöhnlich - genau wie er es geplant hatte.

2000 Gäste kamen zu dem Gottesdienst an dem windigen und nassen Dienstagmittag. Um 13 Uhr trafen die ersten ein. Viele Prominente waren darunter: Uschi Glas. Heinz Hönig. Ben Becker. Tim Mälzer. Klaus Meine. Sasha. Michaela May. Jörg Pilawa. Till Demtröder. Olivia Jones. Michael Otto. Seine Kollegen vom „Großstadtrevier". Und viele, viele mehr. Neben Promis waren auch St. Paulianer darunter, Rotlicht-Größen, ganz normale Hamburger.

Drinnen: Ein Blumenmeer. Rund um den Altar große Kränze, einige davon in Form eines Ankers. Viele rote Rosen, sie waren die Lieblingsblumen von Jan Fedder. Auch sein Sarg ist von roten Rosen bedeckt.

Auch die Blumen, die seine Witwe in der Hand hält, sind rote Rosen. 23 Stück, für jedes Jahr Beziehung eine. Sie kommt ganz zum Schluss, als schon alle Gäste sitzen. Sie betritt die Kirche, während im Hintergrund eine Aufnahme des Liedes „La Paloma" erklingt - eingesungen von Jan Fedder. Der erste von vielen Gänsehaut-Momenten. Der Mann, der sie zum Altar führt, ist der beste Freund ihres verstorbenen Mannes. Jörg Pawlik ist der Produktionsleiter des „Großstadtreviers". Der Gesichtsausdruck von Marion Fedder ist gefasst und würdevoll. Den Blumenstrauß legt sie auf dem Sarg ab.

Hauptpastor Alexander Röder eröffnet den Gottesdienst. „Sein Tod hat viele Menschen erschüttert und traurig gemacht", sagt er. Sängerin Jessy Martens sorgt für den nächsten emotionalen Moment, als sie den Deep-Purple-Song „Child in Time" anstimmt, der Lieblingsband von Fedder. Als nächstes singt sie „Knockin on Heavens Door" von Bob Dylan, eines seiner Lieblingslieder. Im Michel sieht man nun viele Tränen rollen.

ARD-Programmdirektor Volker Herres ist der erste Trauerredner, er sagt über den verstorbenen, dass niemand das St. Pauli-Lebensgefühl so verkörpert habe wie er. „Jan war eigen. Seine Glaubwürdigkeit ist das Geheimnis seiner überragenden Beliebtheit."

Lutz Marmor, ehemaliger Intendant des NDR sagt: „Er war ein Herzensmensch, der einen sofort in seinen Bann gezogen hat. Diese Stimme! Diese Augen! Unvergessen." Dann spielt der Organist „An de Eck steiht'n Jung mit'n Tüdelband", mehr geht Hamburg nicht.

Gut eine Stunde nach Beginn der Gedenkfeier folgt der emotionale Höhepunkt. Witwe Marion Fedder geht zum Mikrofon. Sie bemüht sich um Fassung, doch man hört ein leises Zittern in ihrer Stimme. „Mein geliebter Jan, das ist der schwerste Gang, den ich je machen musste. Du warst meine Familie, mein Mann, mein Fels, mein Alles", beginnt sie. Nun müsse sie ihn auf seine letzte Reise schicken, noch einmal über die Reeperbahn. „Mein geliebter Jan, schlaf gut", sagt sie und ihre Stimme bricht. Die Trauergäste applaudieren leise, der 

Das letzte Wort der Trauerfeier hat Jan Fedder: Der Sarg wird zu dem Lied „Liebe" von sechs Polizisten herausgetragen, dass er für seine Marion einst komponiert und gesungen hat.

In einem schwarzen Mercedes S-Klasse aus den 80er Jahren geht es anschließend über den Kiez. Im Schritttempo, so dass die Hamburger am Straßenrand Abschied nehmen können - und das tun sie. Hunderte Menschen winken, halten mit der Handy-Kamera auf den mit roten Rosen geschmückten Wagen und applaudieren dem berühmten Sohn der Stadt ein letztes Mal. Auf der Leinwand-Fassade auf dem Klubhaus flimmert ein Foto von Fedder, so als ob der St. Paulianer ein letztes Mal über seinen Kiez blickt.

Ein junger Mann kommt mit einer Dose angerannt und schüttet etwas Bier auf den Wagen - seine Art, Abschied zu nehmen. Vor der Kneipe „Ritze" hält der Leichenwagen nochmal einen kurzen Moment an einem Pavillon - für einen ganz besonderen Gänsehaut-Moment. Sängerin Leticia von der Kult-Kneipe singt „Ave Maria", später dann Leonard Cohens „Hallelujah" - die Menschen applaudieren, haben Tränen in den Augen.

Einige Zeit später trifft der Leichenwagen dann auf dem Friedhof Ohlsdorf ein, wo Jan Fedder zu einem späteren Zeitpunkt bestattet werden soll. In der Kiez-Kneipe „Zwick" auf der Reeperbahn trafen bereits gegen 16 Uhr die ersten Trauergäste zur privaten Trauerfeier ein, unter ihnen unter anderem Schauspielerin Uschi Glas, Fedders „Das Boot"-Kollege Claude Oliver Rudolph und Sänger Sasha.

In privater Runde, mit Freunden und Familie, wurde dort dann bis in den Abend Abschied genommen und das Leben des großen Hamburger Schauspielers gefeiert - ganz so, wie sich Jan Fedder seinen Abschied gewünscht hatte.

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