Einen Job als Unternehmensberater zu kündigen, um sich mit Papier selbstständig zu machen, das klingt ganz schön mutig... Mutig ja, aber ich war mir auch des Risikos bewusst. Aber in mir drin schlummerte immer ein Unternehmer. Ich habe nur nach der richtigen Chance gesucht und sie dann ergriffen.
Zur Person
Christoph Behn studierte Betriebswirtschaft und arbeitete als Unternehmensberater. 2010 gründete er die „Kartenmacherei", deren Herz nahe den Landungsbrücken liegt. 2017 betrug der Umsatz mit den personalisierten Grußkarten mehr als 30 Millionen Euro. Zwischen 13 und 14 Millionen Karten wurden verkauft. Christoph Behn ist verheiratet, seine Frau arbeitet auch im Unternehmen. Sie haben drei Kinder.
Wie kommt man auf die Idee, sein Geld mit Grußkarten zu verdienen? Die Idee hatte meine Frau. Unser Sohn wurde geboren und parallel bekam sie die Geburtskarte einer Bekannten. Und sie dachte sich: Hey, das wäre ja auch eine schöne Sache zur Geburt unseres Sohnes. Aber wir können das schöner gestalten.
Wie ging es dann weiter? Wir haben zwei Schreibtische auf den Dachboden gestellt und dann ging es los.
Das klingt ja so, als ob es total einfach wäre, ein Unternehmen zu gründen. Es hat natürlich niemand auf uns gewartet. Wir haben Ersparnisse investiert und viel selbst gemacht, zum Beispiel die Gestaltung der Karten. Am Anfang habe ich oft durchgearbeitet. 90-Stunden-Wochen kamen schon vor. Wichtig war uns, dass die Gestaltung der Karten bei uns schneller abgeschlossen ist als bei der Konkurrenz.
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Ist es nicht altmodisch, Karten per Post zu verschicken? Einladungen kann man ja auch per E-Mail verteilen. Unsere Karten werden zu den wichtigsten Lebensereignissen versendet: Geburt, Hochzeit, runde Geburtstage. Karten sind Kommunikations-Elemente - und das sind sie für die emotionalsten Momente im Leben geblieben. Wir sehen sogar, dass der Markt rund um Papier eher wächst als schrumpft.
Sie bekommen besondere Augenblicke im Leben Ihrer Kunden mit. Ist Ihnen da etwas Besonders in Erinnerung geblieben? Witzig war die Karte mit dem kleinen Jungen, der ein Baby auf dem Arm hatte. Daneben stand: Baby zu verkaufen. Manchmal erreicht uns auch Post von Kunden, die ein Muster unserer Karten auf ihre Hochzeitstorte gesetzt haben. Auch auf Schuhen gab es unsere Muster schon.
Wie oft entdecken Ihre Mitarbeiter Tippfehler in den Texten, die sie erreichen? In etwa einem Drittel aller Aufträge sind Fehler. Ein Klassiker ist, dass das Wort „und" zwei Mal hintereinander auftaucht.
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In Ihrem Unternehmen arbeiten viele Frauen in Teilzeit und sie haben trotzdem Führungspositionen, Sie selbst bezeichnen sich als Feminist. Warum? Mir ist irgendwann klar geworden, dass meine Tochter vielleicht nicht die gleichen Chancen haben wird wie mein Sohn. Das hat mich geärgert. Dann blieb meine Frau nach der Geburt unseres zweiten Kindes länger zu Hause, ihr Potenzial verpuffte. Deshalb haben wir im eigenen Unternehmen dann Tandem- und Teilzeit-Jobs angeboten - auch für Führungskräfte. Irgendwann habe ich mir die Zahlen angeguckt: Mütter hatten weniger Fehlzeiten als Frauen ohne Kinder.
Wann haben Sie zuletzt eine Karte in eigener Sache verschickt? Vor wenigen Wochen. Wir haben unser drittes Kind bekommen und eine schöne Geburtskarte gestaltet.