Link: S.42-47
Prüfungswoche, Nebenjob, Praktika, Privatleben – und das alles gleichzeitig. Die Doppel- und Dreifachbelastung ist für Studierende nichts Neues. Sie müssen stets bereit sein, Vollgas zu geben, um sich selbst und der Gesellschaft zu beweisen, wie leistungsfähig sie als sogenannte zukünftige Elite sind. Wer sich allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg zu viel zumutet, läuft Gefahr, den Preis für den vermeintlichen Weg zum Erfolg mit der eigenen Gesundheit zu bezahlen. Bei den Studentinnen Eugenia und Romana machten sich die Folgen in Form eines Burnouts bemerkbar. Doch wie lässt man es gar nicht erst so weit kommen?
Wie Leistungsdruck krank machen kann
Nach der Arbeit erneut vor dem Laptop sitzen, um weiter an der Seminararbeit zu schreiben, eine Präsentation vorbereiten und danach den Stoff für die anstehenden fünf Prüfungen zusammensuchen. Anschließend für das nächste Praktikum bewerben, denn man darf sich ja nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Zähne zusammenbeißen und kein Weichei sein, richtig? Für manche kein Problem, andere versuchen mitzuhalten, obwohl Kopf und Körper ganz laut „Stopp“ rufen.
"Ich war in diesen Wochen einfach am Ende meiner Kräfte."
Die 23-jährige Jusstudentin Eugenia ist vor ihrer letzten Prüfung genau an diesem Punkt angelangt: „Es war der zweite Antritt. Ich wollte die Prüfung unter allen Umständen bestehen. Mir wurde aber von allen Seiten eingeredet, dass man entweder ein Jahr dafür lernt, was ich nicht getan habe, oder durchfällt“, erinnert sie sich. Bei der Prüfungsvorbereitung fiel ihr zunächst auf, dass die Angst vor der Prüfung ihre kognitive Leistungsfähigkeit enorm beeinflusst hat. Eigentlich hatte sie nie Schwierigkeiten beim Lernen. Seit sie jedoch auf Teilzeitbasis in einer Anwaltskanzlei arbeitet, merkt sie, dass ihr Leistungsvermögen darunter leidet. Kündigen ist dennoch keine Option. Sie erklärt: „Ein Abschluss reicht nicht, um später einen Job zu bekommen. Das sagt uns sogar das Lehrpersonal. Vor allem im Jusstudium, wo der Konkurrenzkampf unglaublich hart ist, muss man mit einem sehr guten Notendurchschnitt oder Berufserfahrung in renommierten Kanzleien aus der Masse herausstechen.“ Neben den Konzentrationsproblemen war sie andauernd erschöpft, was sich auf ihre Laune auswirkte. Zwei Tage vor der Prüfung hatte Eugenia schließlich eine Auseinandersetzung mit einer Arbeitskollegin. Am nächsten Morgen musste sie sich aus dem Nichts übergeben. Dazu sagt sie: „Das war dann auch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich war in diesen Wochen einfach am Ende meiner Kräfte. Ich habe sogar eine Magenschleimhautentzündung bekommen.“
"Eines Tages konnte ich einfach nicht mehr aus dem Bett aufstehen.“
Auch die 24-jährige Romana, die mittlerweile ihren Abschluss von der Uni Wien in Translationswissenschaft in der Tasche hat, musste Ähnliches durchmachen. Bei ihr hat sich das Burnout subtiler herangeschlichen. Sie hat die ersten Symptome ignoriert und erst gemerkt, dass etwas nicht stimmt, als sie eines Tages einfach nicht mehr aus ihrem Bett kam. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich für deutlich mehr Lehrveranstaltungen als sonst eingeschrieben. Ihr Alltag bestand nur noch aus Erledigungen rund ums Studium und aus ihrem Teilzeitjob. Durch den gänzlich fehlenden Ausgleich zum Stress ist sie unbewusst an ihre geistigen und körperlichen Grenzen gekommen. Das führte dazu, dass sie sich von ihrem Umfeld abgekapselt hat und nur noch aus ihrem Zimmer ging, wenn sie musste. Sie erzählt: „Es war wirklich keine Faulheit, ich hatte einfach keine Kraft mehr, um etwas zu unternehmen. Ich habe übermäßig viel geschlafen, da ich ständig erschöpft war. Ich konnte mich zu nichts motivieren. Ich habe keinen Mehrwert mehr in dem sehen können, was ich mache. Es hat eine Weile gedauert, bis alles wieder im grünen Bereich war.“
Jede Person hat ihre individuelle körperliche und geistige Belastungsgrenze.
Bei der ausgeglichenen 27-jährigen Studentin Aleksandra ist die Belastbarkeit höher als bei den meisten. Sie fi ndet, dass man sich durch Misserfolge oder der Angst vor Misserfolgen nicht aus der Ruhe bringen lassen muss. Sie studiert Translationswissenschaft , schreibt gerade ihre Masterarbeit und arbeitet Vollzeit. Sie hat zuvor drei Jahre lang Jus studiert, musste das Studium jedoch beenden, da sie den letzten Antritt bei einer Prüfung nicht bestanden hatte. Aleksandra hat sich aber nicht unterkriegen lassen und sich kurz darauf einfach für Translationswissenschaft inskribiert. Sie erklärt: „Stress ist in erster Linie eine Sache der Einstellung. Ich zerbreche mir nicht gerne unnötig den Kopf über Dinge und habe schnell akzeptiert, dass ich nichts an der Situation ändern kann und umdenken muss. Ich weiß, dass nicht alle so locker damit umgehen würden, aber ich bin mental sehr belastbar.“ Als Hauptgrund dafür nennt sie ihre Nervenkrankheit HMSN, die sie zwar körperlich einschränkt, ihr jedoch früh beigebracht hat, dass sie manchmal mehr leisten und Ruhe bewahren muss, um etwas zu erreichen. Anfangs hat sie körperlich und dementsprechend auch psychisch unter den Folgen der Krankheit gelitten. Aleksandra meint: „Ich habe aber dadurch gelernt, cool zu bleiben, gut organisiert zu sein und besser improvisieren zu können. Wegen der Uni habe ich mich persönlich nie stressen lassen, da man das Studium wechseln kann, wenn es nicht sein soll.“
Wie schütze ich mich vor einem Burnout?
1. Let’s talk about mental health, baby! Mittlerweile werden ehemalige Tabuthemen wie Depressionen oder Burnout auch in der Öffentlichkeit thematisiert. Viele Betroffene wollen auf sozialen Medien für mehr Awareness und Offenheit sorgen, sichtbar ist das insbesondere bei Generation Y und Z. Der 24-jährigen Romana fällt hierbei auf, dass Personen in ihrem Alter immer seltener ein Geheimnis daraus machen, dass sie mit Psychotherapeut*innen über ihre Probleme sprechen, was früher für die meisten undenkbar gewesen wäre. Sie erinnert sich: „Ich habe letztens mit meiner Cousine über Psychotherapien gesprochen. Mein Onkel hat zugehört und unsere Generation als Weicheier bezeichnet.“ Sie ist jedoch froh darüber, dass Depressionen oder Burnout keine Tabuthemen mehr sind. Der erste Schritt Richtung Besserung war bei ihr nämlich das offene Gespräch mit ihrer älteren Schwester. Erst nach dieser ehrlichen Unterhaltung hat sie wirklich realisiert, dass etwas nicht stimmt und zu handeln begonnen.
2. Prioritäten setzen ist das A und O Bei vielen spielt neben den Leistungserwartungen auch Zeitdruck eine große Rolle. Um in Zukunft extreme Stresssituationen zu vermeiden, die nach und nach zu einem Burnout führen können, sollte man laut Aleksandra lernen, Prioritäten zu setzen: „Ich war nie jemand, der Sachen auf den letzten Drücker gemacht hat, das konnte ich einfach nicht. Ich muss immer alles am ersten Tag erledigen, weil ich mir danach Zeit geben wollte, um mich auszuruhen. Diese Einstellung habe ich seit der Schulzeit und lebe auch weiter danach, ob in der Arbeit oder im Studium.“
3. Sorge für Ausgleich: Netflix, Sport oder Meditation Bei Dauerstress wird der Körper in einen ständigen Alarmzustand versetzt. Jede Form von Ausgleich ist daher notwendig, um gesund zu bleiben. Eugenia erzählt, dass sie sich nach dem Prüfungsstress tagelang dazu gezwungen hat, sich ausreichend Me-Time zu gönnen: „Ich habe beschlossen, für eine Weile nur Dinge zu erledigen, die für den Alltag absolut notwendig waren und danach nur noch das zu tun, was mir Freude bereitet.“ Um sich zu entspannen, hat sie sich in eine Decke gekuschelt und ihre Lieblingsserien auf Netflix geschaut. In Zukunft plant sie Yoga bzw. Meditation auszuprobieren, was beispielsweise auch Romana dabei geholfen hat, ausgeglichener zu werden. Sie sagt: „Ich habe angefangen zu meditieren, weil sich Stress bei mir leider immer in Form einer Gastritis zeigt. Meine Ärztin hat mir Meditation sogar selbst empfohlen!“ Auch Ausdauersport ist für viele hilfreich, um Stress abzubauen. Er normalisiert einerseits das Stresshormonsystem, andererseits wirkt Bewegung gegen Symptome, die durch Stress entstehen,
Everyday I’m hustlin’“ – but why?
Schon mal was von „Hustle Culture“ gehört? So bezeichnet man die gesellschaftliche Glorifizierung von enorm hoher Leistungsbereitschaft, die den Wert von Menschen stark an ihre Erfolge koppelt. Eugenia findet, dass vor allem die zu hohen Erwartungen an Studierende den idealen Nährboden für ein Burnout bieten: „Gleich in der ersten Vorlesung wurde uns eingetrichtert, dass wir ohne besondere Leistungen oder den besten Notendurchschnitt, trotz Abschluss, wertlos auf dem Arbeitsmarkt sind. Wie soll uns das motivieren?“ Auch Aleksandra kritisiert die Vorgänge an den Universitäten: „Ich hatte damals in Jus eine Prüfung, bei der absolut niemand rechtzeitig fertig geworden ist. Sogar die Professorin hat zugegeben, dass die Zeit nicht annähernd ausreichend war und da frage ich mich: Warum verlangt man das von den Studierenden?“ Auch die Erwartungen der Arbeitswelt werden ihrer Meinung nach immer extremer: „Es scheint, als würde man ohne mit Auszeichnung abgeschlossenem Studium, perfekten Fremdsprachenkenntnissen und jahrelanger Arbeitserfahrung nicht ernst genommen.“ Romana beobachtet die Auswirkungen der Hustle Culture auch über Social Media. Sie meint: „Ich denke, dass es zwar schon immer den Drang gab, sich mit anderen zu vergleichen, es aber durch die sozialen Medien noch einfacher geworden ist. Wir machen uns zusätzlich selbst verrückt, weil wir vielleicht länger fürs Studium brauchen oder weniger Arbeitserfahrung gesammelt haben als andere.“ Unter dem Hashtag #hustle findet man über 22 Millionen Postings auf Instagram – von Fitness-Erfolgen über motivierende Quotes bis zu Selfies vom Schreibtisch mit stylischer Brille. Die gute Nachricht: Genauso viele Postings sind mit dem Hashtag #selfcare markiert.
Achtsamkeit statt Selbstoptimierung Was kann man tun, wenn man nicht mit den Erwartungen der Hustle Culture klarkommt? Einfach akzeptieren? Sicher nicht – vor allem nicht, wenn beim Versuch, dem Leistungsdruck standzuhalten, die eigene Gesundheit aufs Spiel gesetzt wird. Die neue Generation an Studierenden sorgt für mehr Awareness, was Mental-Health-Probleme angeht, und übt sich in Prävention und Self-Care.
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Hier bekommst du Hilfe:
1. ÖH-Helpline Studierenden wird hier per Telefon kostenlose und anonyme psychologische Beratung angeboten. Im Anschluss an die telefonische Beratung stehen bei Bedarf Möglichkeiten zur weiteren psychologischen Betreuung zur Verfügung. Beratungszeiten: Mo. 15–18 Uhr, Mi./Do. 16–18 Uhr Tel. 01/585 33 33
2. Psychologische Studienberatung Die zahlreichen Hilfsangebote, darunter fallen Coachings, Supervision, persönliche Beratungsgespräche oder Psychotherapien, sind für Studierende kostenlos. Es besteht ebenso die Möglichkeit einer anonymen Online-Beratung im Chat. Beratungszeiten für den Chat: Di. 10:30 –11:30 Uhr Psychologische Studierendenberatung Wien Lederergasse 35/4, 1080 Wien Tel. 01/402 30 91
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Prüfungswoche, Nebenjob, Praktika, Privatleben – und das alles gleichzeitig. Die Doppel- und Dreifachbelastung ist für Studierende nichts Neues. Sie müssen stets bereit sein, Vollgas zu geben, um sich selbst und der Gesellschaft zu beweisen, wie leistungsfähig sie als sogenannte zukünftige Elite sind. Wer sich allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg zu viel zumutet, läuft Gefahr, den Preis für den vermeintlichen Weg zum Erfolg mit der eigenen Gesundheit zu bezahlen. Bei den Studentinnen Eugenia und Romana machten sich die Folgen in Form eines Burnouts bemerkbar. Doch wie lässt man es gar nicht erst so weit kommen?
Wie Leistungsdruck krank machen kann
Nach der Arbeit erneut vor dem Laptop sitzen, um weiter an der Seminararbeit zu schreiben, eine Präsentation vorbereiten und danach den Stoff für die anstehenden fünf Prüfungen zusammensuchen. Anschließend für das nächste Praktikum bewerben, denn man darf sich ja nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Zähne zusammenbeißen und kein Weichei sein, richtig? Für manche kein Problem, andere versuchen mitzuhalten, obwohl Kopf und Körper ganz laut „Stopp“ rufen.
"Ich war in diesen Wochen einfach am Ende meiner Kräfte."
Die 23-jährige Jusstudentin Eugenia ist vor ihrer letzten Prüfung genau an diesem Punkt angelangt: „Es war der zweite Antritt. Ich wollte die Prüfung unter allen Umständen bestehen. Mir wurde aber von allen Seiten eingeredet, dass man entweder ein Jahr dafür lernt, was ich nicht getan habe, oder durchfällt“, erinnert sie sich. Bei der Prüfungsvorbereitung fiel ihr zunächst auf, dass die Angst vor der Prüfung ihre kognitive Leistungsfähigkeit enorm beeinflusst hat. Eigentlich hatte sie nie Schwierigkeiten beim Lernen. Seit sie jedoch auf Teilzeitbasis in einer Anwaltskanzlei arbeitet, merkt sie, dass ihr Leistungsvermögen darunter leidet. Kündigen ist dennoch keine Option. Sie erklärt: „Ein Abschluss reicht nicht, um später einen Job zu bekommen. Das sagt uns sogar das Lehrpersonal. Vor allem im Jusstudium, wo der Konkurrenzkampf unglaublich hart ist, muss man mit einem sehr guten Notendurchschnitt oder Berufserfahrung in renommierten Kanzleien aus der Masse herausstechen.“ Neben den Konzentrationsproblemen war sie andauernd erschöpft, was sich auf ihre Laune auswirkte. Zwei Tage vor der Prüfung hatte Eugenia schließlich eine Auseinandersetzung mit einer Arbeitskollegin. Am nächsten Morgen musste sie sich aus dem Nichts übergeben. Dazu sagt sie: „Das war dann auch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich war in diesen Wochen einfach am Ende meiner Kräfte. Ich habe sogar eine Magenschleimhautentzündung bekommen.“
"Eines Tages konnte ich einfach nicht mehr aus dem Bett aufstehen.“
Auch die 24-jährige Romana, die mittlerweile ihren Abschluss von der Uni Wien in Translationswissenschaft in der Tasche hat, musste Ähnliches durchmachen. Bei ihr hat sich das Burnout subtiler herangeschlichen. Sie hat die ersten Symptome ignoriert und erst gemerkt, dass etwas nicht stimmt, als sie eines Tages einfach nicht mehr aus ihrem Bett kam. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich für deutlich mehr Lehrveranstaltungen als sonst eingeschrieben. Ihr Alltag bestand nur noch aus Erledigungen rund ums Studium und aus ihrem Teilzeitjob. Durch den gänzlich fehlenden Ausgleich zum Stress ist sie unbewusst an ihre geistigen und körperlichen Grenzen gekommen. Das führte dazu, dass sie sich von ihrem Umfeld abgekapselt hat und nur noch aus ihrem Zimmer ging, wenn sie musste. Sie erzählt: „Es war wirklich keine Faulheit, ich hatte einfach keine Kraft mehr, um etwas zu unternehmen. Ich habe übermäßig viel geschlafen, da ich ständig erschöpft war. Ich konnte mich zu nichts motivieren. Ich habe keinen Mehrwert mehr in dem sehen können, was ich mache. Es hat eine Weile gedauert, bis alles wieder im grünen Bereich war.“
Jede Person hat ihre individuelle körperliche und geistige Belastungsgrenze.
Bei der ausgeglichenen 27-jährigen Studentin Aleksandra ist die Belastbarkeit höher als bei den meisten. Sie fi ndet, dass man sich durch Misserfolge oder der Angst vor Misserfolgen nicht aus der Ruhe bringen lassen muss. Sie studiert Translationswissenschaft , schreibt gerade ihre Masterarbeit und arbeitet Vollzeit. Sie hat zuvor drei Jahre lang Jus studiert, musste das Studium jedoch beenden, da sie den letzten Antritt bei einer Prüfung nicht bestanden hatte. Aleksandra hat sich aber nicht unterkriegen lassen und sich kurz darauf einfach für Translationswissenschaft inskribiert. Sie erklärt: „Stress ist in erster Linie eine Sache der Einstellung. Ich zerbreche mir nicht gerne unnötig den Kopf über Dinge und habe schnell akzeptiert, dass ich nichts an der Situation ändern kann und umdenken muss. Ich weiß, dass nicht alle so locker damit umgehen würden, aber ich bin mental sehr belastbar.“ Als Hauptgrund dafür nennt sie ihre Nervenkrankheit HMSN, die sie zwar körperlich einschränkt, ihr jedoch früh beigebracht hat, dass sie manchmal mehr leisten und Ruhe bewahren muss, um etwas zu erreichen. Anfangs hat sie körperlich und dementsprechend auch psychisch unter den Folgen der Krankheit gelitten. Aleksandra meint: „Ich habe aber dadurch gelernt, cool zu bleiben, gut organisiert zu sein und besser improvisieren zu können. Wegen der Uni habe ich mich persönlich nie stressen lassen, da man das Studium wechseln kann, wenn es nicht sein soll.“
Wie schütze ich mich vor einem Burnout?
1. Let’s talk about mental health, baby! Mittlerweile werden ehemalige Tabuthemen wie Depressionen oder Burnout auch in der Öffentlichkeit thematisiert. Viele Betroffene wollen auf sozialen Medien für mehr Awareness und Offenheit sorgen, sichtbar ist das insbesondere bei Generation Y und Z. Der 24-jährigen Romana fällt hierbei auf, dass Personen in ihrem Alter immer seltener ein Geheimnis daraus machen, dass sie mit Psychotherapeut*innen über ihre Probleme sprechen, was früher für die meisten undenkbar gewesen wäre. Sie erinnert sich: „Ich habe letztens mit meiner Cousine über Psychotherapien gesprochen. Mein Onkel hat zugehört und unsere Generation als Weicheier bezeichnet.“ Sie ist jedoch froh darüber, dass Depressionen oder Burnout keine Tabuthemen mehr sind. Der erste Schritt Richtung Besserung war bei ihr nämlich das offene Gespräch mit ihrer älteren Schwester. Erst nach dieser ehrlichen Unterhaltung hat sie wirklich realisiert, dass etwas nicht stimmt und zu handeln begonnen.
2. Prioritäten setzen ist das A und O Bei vielen spielt neben den Leistungserwartungen auch Zeitdruck eine große Rolle. Um in Zukunft extreme Stresssituationen zu vermeiden, die nach und nach zu einem Burnout führen können, sollte man laut Aleksandra lernen, Prioritäten zu setzen: „Ich war nie jemand, der Sachen auf den letzten Drücker gemacht hat, das konnte ich einfach nicht. Ich muss immer alles am ersten Tag erledigen, weil ich mir danach Zeit geben wollte, um mich auszuruhen. Diese Einstellung habe ich seit der Schulzeit und lebe auch weiter danach, ob in der Arbeit oder im Studium.“
3. Sorge für Ausgleich: Netflix, Sport oder Meditation Bei Dauerstress wird der Körper in einen ständigen Alarmzustand versetzt. Jede Form von Ausgleich ist daher notwendig, um gesund zu bleiben. Eugenia erzählt, dass sie sich nach dem Prüfungsstress tagelang dazu gezwungen hat, sich ausreichend Me-Time zu gönnen: „Ich habe beschlossen, für eine Weile nur Dinge zu erledigen, die für den Alltag absolut notwendig waren und danach nur noch das zu tun, was mir Freude bereitet.“ Um sich zu entspannen, hat sie sich in eine Decke gekuschelt und ihre Lieblingsserien auf Netflix geschaut. In Zukunft plant sie Yoga bzw. Meditation auszuprobieren, was beispielsweise auch Romana dabei geholfen hat, ausgeglichener zu werden. Sie sagt: „Ich habe angefangen zu meditieren, weil sich Stress bei mir leider immer in Form einer Gastritis zeigt. Meine Ärztin hat mir Meditation sogar selbst empfohlen!“ Auch Ausdauersport ist für viele hilfreich, um Stress abzubauen. Er normalisiert einerseits das Stresshormonsystem, andererseits wirkt Bewegung gegen Symptome, die durch Stress entstehen,
Everyday I’m hustlin’“ – but why?
Schon mal was von „Hustle Culture“ gehört? So bezeichnet man die gesellschaftliche Glorifizierung von enorm hoher Leistungsbereitschaft, die den Wert von Menschen stark an ihre Erfolge koppelt. Eugenia findet, dass vor allem die zu hohen Erwartungen an Studierende den idealen Nährboden für ein Burnout bieten: „Gleich in der ersten Vorlesung wurde uns eingetrichtert, dass wir ohne besondere Leistungen oder den besten Notendurchschnitt, trotz Abschluss, wertlos auf dem Arbeitsmarkt sind. Wie soll uns das motivieren?“ Auch Aleksandra kritisiert die Vorgänge an den Universitäten: „Ich hatte damals in Jus eine Prüfung, bei der absolut niemand rechtzeitig fertig geworden ist. Sogar die Professorin hat zugegeben, dass die Zeit nicht annähernd ausreichend war und da frage ich mich: Warum verlangt man das von den Studierenden?“ Auch die Erwartungen der Arbeitswelt werden ihrer Meinung nach immer extremer: „Es scheint, als würde man ohne mit Auszeichnung abgeschlossenem Studium, perfekten Fremdsprachenkenntnissen und jahrelanger Arbeitserfahrung nicht ernst genommen.“ Romana beobachtet die Auswirkungen der Hustle Culture auch über Social Media. Sie meint: „Ich denke, dass es zwar schon immer den Drang gab, sich mit anderen zu vergleichen, es aber durch die sozialen Medien noch einfacher geworden ist. Wir machen uns zusätzlich selbst verrückt, weil wir vielleicht länger fürs Studium brauchen oder weniger Arbeitserfahrung gesammelt haben als andere.“ Unter dem Hashtag #hustle findet man über 22 Millionen Postings auf Instagram – von Fitness-Erfolgen über motivierende Quotes bis zu Selfies vom Schreibtisch mit stylischer Brille. Die gute Nachricht: Genauso viele Postings sind mit dem Hashtag #selfcare markiert.
Achtsamkeit statt Selbstoptimierung Was kann man tun, wenn man nicht mit den Erwartungen der Hustle Culture klarkommt? Einfach akzeptieren? Sicher nicht – vor allem nicht, wenn beim Versuch, dem Leistungsdruck standzuhalten, die eigene Gesundheit aufs Spiel gesetzt wird. Die neue Generation an Studierenden sorgt für mehr Awareness, was Mental-Health-Probleme angeht, und übt sich in Prävention und Self-Care.
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1. ÖH-Helpline Studierenden wird hier per Telefon kostenlose und anonyme psychologische Beratung angeboten. Im Anschluss an die telefonische Beratung stehen bei Bedarf Möglichkeiten zur weiteren psychologischen Betreuung zur Verfügung. Beratungszeiten: Mo. 15–18 Uhr, Mi./Do. 16–18 Uhr Tel. 01/585 33 33
2. Psychologische Studienberatung Die zahlreichen Hilfsangebote, darunter fallen Coachings, Supervision, persönliche Beratungsgespräche oder Psychotherapien, sind für Studierende kostenlos. Es besteht ebenso die Möglichkeit einer anonymen Online-Beratung im Chat. Beratungszeiten für den Chat: Di. 10:30 –11:30 Uhr Psychologische Studierendenberatung Wien Lederergasse 35/4, 1080 Wien Tel. 01/402 30 91
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