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Awesome Technologies bringt die Digitalisierung in den Pflegebereich

Awesome Technologies hat in diesem Jahr am 3. Würzburger Startup-Preis teilgenommen. Doris Aschenbrenner (Bildmitte) und Michael Albert (rechts) haben das Startup dort dem Publikum und der Jury vorgestellt. Foto: Sebastian Schwarz/B4BMAINFRANKEN

Die Digitalisierung hält auch in der Gesundheitsbranche immer weiter Einzug. Ein Beispiel ist die Telemedizin, die Kommunikation zwischen Ärzten, medizinischem Personal und Patienten mittels digitaler Medien. Ein Spezialist in diesem Bereich ist das Würzburger Startup Awesome Technologies. Die acht Gründer haben sich auf die Kommunikation zwischen Pflegeheimen und Ärzten fokussiert und eine passende Softwarelösung für diesen Bereich entwickelt.


„Unser Alleinstellungsmerkmal ist die Kommunikation zwischen Spezialisten, um dadurch einen Transfer von Wissen zu ermöglichen", erklärt Mitgründerin Cornelia Kolb. Also etwa die Kommunikation zwischen Facharzt und Hausarzt oder zwischen Arzt und Pflegepersonal. Zum Einsatz kommen dabei Technologien wie Videotelefonie, wobei diese nach Einschätzung von Kolb technologisch gesehen nur die Spitze des Eisbergs ist. Im Zentrum würde bei der Telemedizin viel mehr die sichere Übertragung von sensiblen Patientendaten stehen. Um deren Integrität zu gewährleisten, spielt etwa das Thema Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eine wichtige Rolle. „Mit unserer Lösung können wir die notwendige, hohe Datensicherheit garantieren", so die promovierte Betriebswirtin. Außerdem ist das System plattformunabhängig, kann also prinzipiell auf jeder Hardware eingesetzt werden.

Entstanden ist die Software-Lösung des Würzburger Nachwuchsunternehmens im Zuge des Pilotprojekts „Oberfranken Offensiv". Als Partner aus dem Gesundheitsbereich sind das Caritas-Alten- und Pflegeheim „St. Elisabeth" in Wallenfels (Landkreis Kronach) und das Paul-Gerhardt-Haus des Diakonischen Werkes Selb-Wunsiedel in Selb (Landkreis Wunsiedel) daran beteiligt. Ende September ist das Projekt erfolgreich zu Ende gegangen, ab Mitte November soll die Software nun an den beiden Einrichtungen in den Produktivbetrieb gehen.

Erster Eindruck via Videoverbindung

Doch was kann die Anwendung eigentlich alles, beziehungsweise wofür wird sie eingesetzt? Da ist zum einen der bereits erwähnte Transfer von Patientendaten. Das können beispielsweise Texte, Bilder, Sprache oder Videos sein. Oder eben die Live-Kommunikation via Videotelefonie. Diese kann etwa eingesetzt werden, damit ein Hausarzt sich einen ersten Eindruck seines Patienten im Pflegeheim machen kann, ohne dass dieser persönlich vorbeikommen muss. Eine weitere Möglichkeit, an der Awesome Technologies aktuell bereits arbeitet, ist die Einbindung mobiler medizinischer Geräte in die Kommunikationslösung. Hierbei will sich das Startup zunächst auf das Thema Ultraschall-Untersuchungen fokussieren. Die Idee: Per Videokonferenz kann ein Arzt einen Krankpfleger vor Ort anleiten, eine Ultraschall-Untersuchung vorzunehmen. Das Messgerät sendet die Ergebnisse dann über eine verschlüsselter Internetverbindung direkt an den Arzt, so dass dieser sie auf dem Rechner in seiner Praxis in Echtzeit betrachten und auswerten kann.

Intensiv beschäftigen sich die Würzburger auch mit dem Thema Augmented Reality (AR). Hinter dem Begriff verbergen sich stark vereinfacht gesagt Technologien zur computergestützten Erweiterung der menschlichen Wahrnehmung. Also wenn etwa über eine Datenbrille Informationen in das Sichtfeld des Trägers projiziert werden. Oder über die Kamera des Smartphones. „Damit könnte sich beispielsweise ein Arzt aus der Ferne per Kamera eine Hautrötung bei einem Patienten anschauen und dann direkt im Bild einen Bereich markieren, damit die Kamera diesen besser nachverfolgt", erklärt Christoph Günther, Mitgründer und Geschäftsführer von Awesome Technologies. Denkbar wäre auch, dass der Arzt einem Pfleger vor Ort per AR zeigt, was er bei der Wundpflege eines Patienten wo machen muss. „Das ist noch nichts, was man aktuell im Pflegealltag bereits umsetzen kann, rein technisch betrachtet wäre es aber schon möglich", ergänzt Cornelia Kolb.

Entlastung für Ärzte und Pfleger

Dienen soll die digitale Technologie im Pflegebereich in erster Linie zwei Zielen. „Durch den strukturierten Datenaustausch entlasten wir sowohl den Pfleger als auch den Arzt im administrativen Alltag, damit diese dann wieder mehr Zeit für die eigentliche Patientenarbeit haben", so Christoph Günther. Profitieren sollen die Patienten aber nicht nur in der Form, dass Ärzte und Pfleger wieder mehr Zeit für sie haben. Durch den Einsatz der telemedizinischen Verfahren sollen auch Praxisbesuche seltener nötig werden. Gerade für Patienten in Pflegeheimen ist das eine große Erleichterung. Denn der Besuch beim Arzt ist für sie in der Regel mit einer großen Anstrengung verbunden. „Stattdessen kann der Patient in seinem gewohnten Umfeld behandelt werden, was für ihn mehr Fürsorge und Ruhe bedeutet", betont Cornelia Kolb.

Für ihre Kommunikationslösung sehen die Würzburger auch noch weitere Einsatzmöglichkeiten, etwas im Klinikbereich oder in der mobilen Pflege. "Dort gibt es noch keine sicheren Lösungen, WhatsApp ist ja wenn es um Patientendaten geht keine gute Alternative", sagt Christoph Günther.

Industrie 4.0 im Fokus

Awesome Technologies ist allerdings nicht ausschließlich auf das Thema Telemedizin fixiert. Das achtköpfige Gründerteam sieht sich viel mehr als ein digitales Innovationslabor, das Lösungen für zahlreiche Branchen entwickeln kann. „Wir wollen uns auch auf das Thema Industrie 4.0 fokussieren", bekräftigt Cornelia Kolb. Schwerpunkte sind dabei unter anderem die Kommunikation mit höchster Sicherheit und Augmented Reality. Die entsprechenden Technologien lassen sich nämlich nicht nur im Bereich Telemedizin sinnvoll nutzen. Auch in der Industrie gibt es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. So könnten beispielsweise einem Ingenieur die Baupläne einer Maschine per Datenbrille eingeblendet werden, während er an dieser gerade Wartungsarbeiten durchführt.

Wirtschaftlich sieht es für das 2017 gegründete Nachwuchsunternehmen gut aus. „Wir sind liquide und können uns aus unseren eigenen Umsätzen tragen", so Cornelia Kolb. Momentan fährt das Unternehmen noch eine Doppelstrategie aus Projektentwicklungs-Förderung, wie etwa bei „Oberfranken Offensiv", und normalem Kundengeschäft. Seine Anwendungen vertreibt das Unternehmen dabei als „Software-as-a-Service". Die Kunden zahlen also eine einmalige Installations-Pauschale und anschließend eine monatliche Gebühr für Hosting, Wartung und die Datenübertragung.


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