Charleston, US-Bundesstaat West Virginia - der US-Präsident hat sich angekündigt. In der Innenstadt sind die Straßen gesperrt, die Verkäufer von Trump-Fanartikeln haben ihre Zelte aufgeschlagen.
Der Präsident verkauft sich gutIhr Bestseller ist die rote "Make-Amerika-Great-Again"-Mütze, 20 Dollar kostet eine. Verkäufer Charles setzt trotzdem eher auf Buttons und Anstecker. Früher hat er in Deutschland für eine Bekleidungsfirma gearbeitet: Trump-Fan sei er nicht sagt er, aber sein Job lohne sich:
"Es ist ein richtiges Geschäft, seine Leute, die Trump-Leute, sie sind immer da und sie kaufen alles mit seinem Namen drauf." Charles, Devotionalien-Verkäufer Der gute Wille zähltDie Sozialarbeiterin Sammy kommt aus dem Süden West Virginias. Sie will hören, was Trump gegen die Opioid-Krise tun will, unter der besonders viele Menschen in ihrer Heimat leiden:
"Ich glaube, er bemüht sich, und das ist gut! Er hat zwar kein Taktgefühl, er kann sich nicht so gut ausdrücken. Aber er gibt sein Bestes und das ist es, was zählt." Sammy, SozialarbeiterinIn der Halle werden die Fans mit lauter Musik angeheizt: die Beatles, Elton John, Andrea Bocelli. Als Trump zu "Country Roads" auf die Bühne kommt, jubeln ihm tausende zu: Es ist eine echte Show.
Alles ist ganz einfachTrump spricht einfache Sätze, er wiederholt sich ständig. Dass er dabei nicht immer die Wahrheit sagt, spielt für seine Anhänger keine große Rolle. Sie folgen ihm vom ersten Satz an - und eine Trump-Rede dauert gerne mal anderthalb Stunden. Der US-Präsident spricht frei, was er sagt, klingt spontan, wenig poliert. Trump will seinen Anhängern zeigen: Ich bin einer von Euch!
"Viele der großartigen Senatoren und Abgeordnete kamen zu mir mit ihrer Steuerreform für 2018. Ich hab gesagt - was zur Hölle soll das heißen. Wollt ihr die Steuern erhöhen? Dann habe ich rausgefunden, dass sie das schon seit 40 Jahren so nennen. Steuerreform? Niemand weiß was das heißt. Dann haben sie gefragt, wie es sonst heißen soll. Und ich sagte, das 'Steuer-Kürzungs-Kürzungs-Kürzungs-Kürzungs-Gesetz.'" Donald Trump, US-Präsident Die Politik des TruthahnsImmer wieder beginnen Sprechchöre - dann tritt Trump weg vom Mikro, macht eine Pause. Er ist in seinem Element. Der US-Präsident bringt die Menschen zum Lachen, wenn er etwa sagt, in der Politik brauche alles seine Zeit, das sei wie, wenn man einen Truthahn für Thanksgiving zubereite:
"Meine Mutter würde sagen, das braucht 8 Stunden. Und ich sagte, was acht Stunden? Sie hat den besten Truthahn gemacht den ich je gegessen habe... das braucht Zeit!" Donald Trump, US-Präsident Ein Marathon zu den FansFür die Kongresswahlen absolviert Trump einen echten Wahlkampfmarathon - etwa alle zwei Tage spricht er irgendwo in den USA, um für die Kandidaten der Republikaner zu werben - und seine Unterstützung ist willkommen: Der Politikwissenschaftler Charles Franklin von der Marquette Universität in Wisconsin sagt, es sei auffällig, dass Trump Wahlkampf in den meisten Fällen dort mache, wo seine Politik sowieso schon gut ankommt:
"Er geht nicht an diese Orte, um neue Wähler zu überzeugen. Er geht dorthin, wo er seine Anhänger zur Wahl bewegen will. Eine der größten Ängste seiner Politikberater ist, dass die vielen Leute, die Trump gewählt haben, jetzt zu Hause bleiben: Weil Trump selbst nicht zur Wahl steht und diese Menschen sich eher mit ihm identifizieren als mit den Republikanern." Charles Franklin, Politikwissenschaftler Ausklang mit den StonesOb es dem US-Präsidenten mit den Auftritten wirklich gelingt, seine Wähler auch bei den Midterms zu mobilisieren, könnte am Ende wahlentscheidend sein. Als er in West Virginia die Bühne verlässt, singen die Engel - es ist der Anfang des Rolling Stones-Songs "You Can't Always Get What You Want": Du kannst nicht immer das haben, was du willst.