Was haben deutsche Modeverkäuferinnen und Näherinnen aus Bangladesch gemein? Mehr als man denkt. Beide Seiten solidarisieren sich im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne.
Sitzung des Gesamtbetriebsrates von Hennes & Mauritz, Januar 2012 in Hamburg: Auf der Tagesordnung steht auch der Punkt „Reise Bangladesch". Laura Bresson erinnert sich noch gut daran, wie sie den Betriebsräten und der anwesenden Deutschland-Geschäftsführung von ihrem Besuch in Dhaka berichtet hat, von der Fabrik, in der offene Kabel von der Decke hängen, die Notausgänge zugestellt sind und statt Feuerlöschern kleine Wassereimer in der Ecke stehen. Die Verkäuferin fragt die Geschäftsführung, wie das möglich ist - in einer Fabrik, die Besuchern als Vorzeigebetrieb präsentiert wird. Und sie fragt, wieso H&M für die Kleidung so wenig bezahlt, dass viele Näherinnen ihre Kinder arbeiten schicken müssen.
„Aber Laura, wir tun doch schon so viel", heißt es. Die Geschäftsführung beschwichtigt - aber sie hört ihr zu. Denn Laura Bresson ist ein Teil der großen Familie H&M. Und in dieser Familie hat jeder eine Stimme. Jeder der über 100.000 Beschäftigten, die in den knapp 3000 Filialen in 50 Ländern arbeiten: Designer, Werber, Store-Manager, Verkäufer. Die Arbeiter, die in den Fabriken in Bangladesch Jeans und Strickware für den schwedischen Konzern produzieren, gehören nicht dazu. Oft haben sie noch nicht einmal eine Stimme im eigenen Betrieb.
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