»Die Taliban sind Polizei und Richter in einem«
Arman und seine Familie müssen sich in Afghanistan verstecken, weil er für die deutsche GIZ gearbeitet hat
Von Saskia Reis
Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie, Arman?
Wir sind hier in Afghanistan in Gefahr. Auf meinem Telefon sind wichtige E-Mail-Adressen. Ich habe Tausende Chatverläufe mit Ausländer*innen, zwei Kartons voller Beweisdokumente. Wir haben Angst. Man weiß gerade nicht, ob man seinem Nachbarn noch trauen kann. Die Menschen sind in einem Schockzustand. Ich fürchte mich vor meinem eigenen Schatten.
Für wen haben Sie gearbeitet?
2009 habe ich angefangen, für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ zu arbeiten, im Bereich erneuerbare Energien. Zu der Zeit gab es keine Infrastruktur, wir haben bei null angefangen im Energieministerium, wo wir unser Büro hatten. Uns war klar, dass Afghanistan unser Land ist und wir perspektivisch die Verantwortung übernehmen wollen. Sieben Jahre lang habe ich den Minister beraten, wenn es um den Bau von Kraftwerken ging oder ländliche Elektrifizierung.
Wie erlebten Sie den Tag, als Kabul fiel?
Herat und Dschalalabad waren schon gefallen. Aber niemand konnte sich vorstellen, dass es den Taliban gelingen würde, die Hauptstadt einzunehmen. Ich war am 15. August in meinem Büro, als ich Schüsse hörte. (...)