Saskia Aleythe

Journalistin, München und Berlin

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"Da mache ich so einen dummen Fehlpass"

In schwierigen Momenten lernt man Menschen besser kennen als in schönen. Reagieren sie auf Rückschläge mit Wut? Trauer? Gleichgültigkeit? Kampfeslust? Am Montagabend gab es in der Berliner WM-Arena dazu ein paar Charakterstudien zu bestaunen, zum Beispiel bei Paul Drux. Der Rückraumspieler der deutschen Handball-Nationalmannschaft hatte gegen Russland in den heiklen letzten zehn Minuten der Partie zwei wichtige Siebenmeter für seine Mannschaft herausgeholt. Und hätte man dieses dritte WM-Spiel in der 58. Minute abgepfiffen, wäre er wohl später mit einem Lächeln vor die Mikrofone getreten. Alles super, Sieg gegen Russland, klasse gespielt. Doch das Blöde an so einem Handballspiel ist ja, dass die Fehler am Ende einer Partie oft die entscheidenden sind. Und da lächelte Drux nicht mehr.

Ein Pass in die Arme des Gegenspielers kurz vor Schluss, Tempogegenstoß, dann stand es plötzlich nur noch 21:21, Drux schluckte. "Da mache ich so einen dummen Fehlpass, was uns am Ende das Genick bricht", sagte er anschließend live in der ARD, es war eine offen gestellte Frage, auf die er mit Selbstkritik reagierte. Aus einer Zwei-Tore-Führung in der 58. Minute wurde noch ein 22:22. Drux wirkte geknickt. Doch das Motto lautete: Abhaken, nützt ja nichts. Bloß nicht aufhalten lassen. ...


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