Sascha Rose

Journalist, Finanzredakteur, München

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Artikel

Dividenden entspannt genießen

Genießer wissen: In Frankreich, Italien und Spanien gibt es gutes Essen und vortreffliche Weine. Anleger wissen: Die drei Nationen bieten auch erfolgreiche Unternehmen, die hohe Dividenden zahlen. Allerdings wird die Freude darüber durch den ausländischen Fiskus getrübt. Denn wer zu viel gezahlte (Quellen-)Steuern zurückhaben will, braucht gute Nerven - und Zeit (s. S. 64). FOCUS- MONEY kennt eine Möglichkeit, dem Steuerstress elegant aus dem Weg zu gehen. Idee: Statt der Aktie kaufen Anleger ein Bonuszertifikat auf die Aktie. Die damit erzielte (Bonus-)Rendite ist nur hierzulande zu versteuern. Plus: Gleichzeitig sinkt das Risiko von Kursverlusten, während die Chance auf Kursgewinne unverändert bleibt.

Lohnender Verzicht. Bei einer solchen Strategie tauschen Anleger, einfach gesprochen, ihren Anspruch auf eine (ausländische) Dividende gegen eine attraktive Bonuszahlung. Wer nämlich ein Bonuszertifikat kauft, partizipiert zwar unbegrenzt an der Kursentwicklung der zugrunde liegenden Aktie (sie bildet den Basiswert), verzichtet aber auf etwaige Ausschüttungen. Im Gegenzug können Anleger mit dem Bonus auch dann einen Ertrag erzielen, wenn die Aktie deutlich an Wert verloren hat. Mit einer Dividende würden sie solche Verluste lediglich eingrenzen.

Emittiert werden Bonuszertifikate in der Regel von Banken. Sie besitzen eine feste Laufzeit und zwei wichtige Kursschwellen: den Bonuslevel, der sich oberhalb der Aktie befindet, und die Barriere, die darunter liegt. Notiert die Aktie immer über der Barriere (es gilt jede Kursstellung), erhalten Anleger am Laufzeitende einen Geldbetrag, der dem Bonuslevel entspricht - den Bonus. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Kurs der Aktie höher oder tiefer als zu Beginn steht. Clou: Notiert er über dem Bonuslevel, steigt auch der Geldbetrag. Denn in dem Fall zahlt der Emittent den Kursstand der Aktie zurück - in einigen Fällen liefert er auch die Aktie. So oder so sind Anleger aber an Kurssteigerungen des Basiswerts beteiligt. Wichtig: Es gibt entweder den Bonus oder den höheren Betrag beziehungsweise die Aktie, nicht beides.

Wichtige Marke. Beachten sollten Anleger, dass nach einem Barrierebruch (die Aktie hat die Barriere einmal berührt oder ist darunter gefallen) der Bonus ersatzlos gestrichen wird. Das Bonuszertifikat verfällt dadurch allerdings nicht wertlos. Vielmehr entspricht es ab dann einem Aktieninvestment ohne Dividendenanspruch, da Anleger am Laufzeitende nur den aktuellen Aktienkurs ausbezahlt bekommen - oder die Aktie. Ein großer Sicherheitsabstand zur Barriere ist also Pflicht, vor allem bei langen Laufzeiten. Hinweis: Auch dort gibt es den Bonus erst zum Schluss und nicht in jährlichen oder halbjährlichen Raten.

Für die Strategie infrage kommen letztlich nur Bonuszertifikate mit einer Bonusrendite, die mindestens der entgangenen Dividendenrendite entspricht. Und die kein oder nur ein geringes Aufgeld besitzen - so wie das Beispiel unten und die beiden anderen auf der nächsten Seite. Dann können Anleger die Vorzüge französischer, italienischer und spanischer Aktien ganz entspannt genießen.

Verbesserte Chancen

Bleibt die Barriere unverletzt, erzielen Käufer eines Bonuszertifikats immer eine positive Rendite (die Zahlungsfähigkeit des Emittenten vorausgesetzt). Zu Kursverlusten kommt es nur dann, wenn der Basiswert - zum Beispiel eine Aktie - die Barriere berührt und am Ende weniger kostet, als man für das Bonuszertifikat bezahlt hat. Wichtig: Abgerechnet wird in allen Fällen erst am Laufzeitende.

Quelle: eigene Darstellung

Axa

7,3 Prozent auf französischen Versicherer

Lebens- und Sachversicherungen, Altersvorsorge, Bausparverträge, Vermögensverwaltung - der französische Versicherungskonzern Axa ist mit seiner breit aufgestellten Produktpalette weltweit erfolgreich. Damit das so bleibt, baut man das Geschäft gerade radikal um. Viele Analysten rechnen deshalb mit deutlichen Gewinnsteigerungen und empfehlen die günstig bewertete Aktie mit Kurszielen von 30 Euro und mehr zum Kauf. Plus: Axa verwöhnt Aktionäre regelmäßig mit üppigen Dividendenzahlungen. Die Rendite liegt derzeit bei knapp über sechs Prozent.

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat als Alternative ein Bonuszertifikat mit knapp vier Jahren Laufzeit im Angebot. Es kostet kaum mehr als die Axa-Aktie und bietet eine Bonusrendite von insgesamt 32,2 Prozent - was, aufs Jahr gerechnet, 7,3 Prozent ergibt. Die Chance auf die dafür nötige Bonuszahlung von 33 Euro (= Bonuslevel) ist vergleichsweise hoch. Grund: Die Axa-Aktie müsste innerhalb der Laufzeit mehr als 37 Prozent fallen, um die Barriere bei 15,50 Euro zu verletzen. Sollte sie die Barriere doch berühren oder unterschreiten, würde die Bonuszahlung entfallen und die LBBW am Laufzeitende exakt eine Aktie des Versicherers liefern. Kostet diese dann weniger als 24,96 Euro (Kaufpreis des Zertifikats vor Gebühren), käme es zu Verlusten. Übrigens: Notiert die Axa-Aktie über dem Bonuslevel, erhalten Anleger ebenfalls die Aktie.

Wer die lange Laufzeit des LBBW-Papiers scheut, kann alternativ zum Bonuszertifikat der Citigroup greifen, welches bereits am 17. Juni 2021 fällig wird (ISIN: DE000KA5EWF9, Kurs: 25,41 Euro)). Die Barriere liegt bei 18 Euro, der Bonuslevel bei 28 Euro. Bonusrendite (p.a.): 6,98 Prozent.

Eni

7,5 Prozent auf italienischen Öl- & Gaskonzern

Der weltweite Energieverbrauch dürfte weiter zunehmen. Fossile Brennstoffe werden dabei trotz der aktuellen Klimadiskussion weiter eine Rolle spielen. Öl- und Gaskonzerne wie Eni (unter anderem durch die Tankstellenmarke Agip bekannt) gehen trotzdem schwierigen Zeiten entgegen, wenngleich Marktbeobachter dem italienischen Unternehmen in den nächsten Jahren steigende Gewinne zutrauen. Was aber vor allem für die Aktie spricht, ist die traditionell hohe Dividendenrendite (2020 werden 6,2 Prozent erwartet). Vorteil: Der italienische Staat ist Mehrheitsaktionär bei Eni und dürfte kaum auf die Zahlungen verzichten wollen.

Gut 7,5 Prozent Rendite pro Jahr springen beim Bonuszertifikat der LBBW raus (die Landesbank Baden-Württemberg bietet derzeit als einziger Emittent langlaufende Bonuszertifikate auf ausländische Aktien an), sofern die Eni-Aktie bis zum Laufzeitende am 20. Juli 2023 immer über der Barriere von zehn Euro notiert. In dem Fall käme es mindestens zur Auszahlung des Bonusbetrags von 18 Euro - was besagte 7,5 Prozent Rendite einbringen würde (Gesamtrendite: 29,03 Prozent). Sollte die Eni-Aktie zum Schluss über 18 Euro stehen, liefert die LBBW - wie beim Bonuszertifikat auf Axa - die Aktie, wodurch Anleger zu Eni-Aktionären werden. Gleiches gilt, wenn die Eni-Aktie zwischenzeitlich mehr als 27,9 Prozent an Wert verliert und die Barriere touchiert. Verlustgrenze: 13,95 Euro.

Ganze zwei Jahre früher als der Schein der LBBW wird ein Bonuszertifikat der DZ Bank (DE000DF9B463, Kurs: 14,42 Euro) fällig. Die Barriere liegt mit elf Euro etwas höher, der Bonuslevel mit 16 Euro etwas niedriger. Die Rendite per annum ist mit 7,45 Prozent hingegen identisch.

Historisch tiefe Schwelle

Analysten sehen den fairen Wert der Aktie im Schnitt bei 16,26 Euro, in der Spitze sogar bei 20 Euro. Zehn Euro (Barriere) kostete die Aktie zuletzt im Jahr 2000.

Quellen: finanztreff.de, Thomson Reuters Datastream

5,5 Prozent auf spanischen Versorger

Stromerzeuger befinden sich mitten in einem Umbruch. Der Versorger Iberdrola zum Beispiel, einer der größten Europas und Marktführer in Spanien, erzeugt zwar auch Strom aus Nuklearenergie. Den Rest gewinnt der Konzern aber immer mehr aus Wasserkraft, Solar- und Windenergie sowie Biomasse und Geothermie. Gleichzeitig setzt man auf Erdgas als Energieträger und investiert in Themen wie intelligente Netze und Energiespeicherung. Die Aktie gilt inzwischen als eines der besten Energie- Investments am Markt - was den Kurs zuletzt stark nach oben trieb.

Eine stärkere Korrektur wird wegen der guten Wachstumsprognosen aber nicht erwartet, allenfalls eine länger anhaltende Seitwärtsbewegung. Gute Voraussetzungen, um mit dem bis 15. Dezember 2023 laufenden Bonuszertifikat der LBBW rund 5,5 Prozent Bonusrendite zu erzielen - und damit deutlich mehr als mit der Dividende, die 4,1 Prozent einbringt. Denn bei einer scharfen Korrektur könnte die Barriere bei 6,50 Euro durchaus erreicht werden. Wäre das der Fall, bekämen Anleger am Laufzeitende eine Iberdrola-Aktie (Verluste entstehen bei Kursen unter 8,92 Euro). Geht die Rechnung aber auf, streichen sie entweder elf Euro Bonus ein und verdienen 5,5 Prozent (der Iberdrola-Kurs schließt auf oder unter dem Bonuslevel) oder bekommen ebenfalls eine Aktie (Iberdrola-Kurs schließt über dem Bonuslevel) und partizipieren an einem starken Kursanstieg.

Auch hier gibt es die Möglichkeit, mit kürzerer Laufzeit zu investieren, zum Beispiel in ein Papier der Commerzbank mit Laufzeitende am 18. Dezember 2020 (DE000CU54JK6, Kurs: 9,46 Euro). Die Daten - Barriere: 7,20 Euro, Bonuslevel: 9,80 Euro, Bonusrendite (p.a.): 3,76 Prozent.

Relativ viel Puffer

Die Iberdrola-Aktie darf zwar fast 28 Prozent korrigieren, bevor die Barriere bei 6,50 Euro touchiert wird. Allerdings lag dort das frühere Allzeithoch.

Quellen: finanztreff.de, Thomson Reuters Datastream

Beruhigend großer Abstand

Wird der Widerstand bei 26 Euro geknackt, könnte der Aktienkurs deutlich steigen. Um die Barriere zu touchieren, müsste er auf das Niveau von 2013 fallen.

Quellen: finanztreff.de, Thomson Reuters Datastream

Iberdrola

Strategie: Bonus statt Dividende

Risiko: geringer durch Sicherheitspuffer

Europas Dividendenstärke nutzen

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