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Konzert in Neubrandenburg: Wie ich einst einen Fanbrief an David Hasselhoff schrieb | Nordkurier.de

Hasselhoff verkörpert die 90er Jahre wie fast niemand sonst. Vor seinem Konzert in Neubrandenburg blickt unsere Redakteurin zurück auf ihre Jahre mit „Knight Rider”, Kassetten und bizarren Fernsehauftritten.


David Hasselhoff kommt in die Stadt - mit dieser Ansage teilten sich die Menschen um mich herum plötzlich in zwei Gruppen: Da waren die treuen Fans oder zumindest Sympathisanten, für die klar war: Da gehen wir hin. Und da waren die Hasselhoff-Kritiker, die bei der Aussicht auf einen Abend mit „Looking for Freedom" und Co. nur die Nase rümpften.


Denn „The Hoff" ist durchaus umstritten: die Mitklatsch-Musik, die offenen Hemden, die seine behaarte Brust freigeben. Diese legendär-bizarre Lederjacke mit Glühlämpchen, die er beim Auftritt 1989 am Brandenburger Tor trug. Dann natürlich der Abstieg, der Alkohol, die Szene im Jahr 2007, als seine Tochter ihn dabei filmte, wie er schwer angetrunken, auf dem Fußboden liegend, einen Burger essen wollte. „Nichts, was David Hasselhoff je getan hat, hat mich beeindruckt", befand eine Kollegin. Aber darum geht es gar nicht.


Ich, Jahrgang 1986, im Westen aufgewachsen, bin als Kind zu „Looking for Freedom" auf dem Bett meines Kinderzimmers herumgehüpft. Sein Album hatte ich auf Kassette. Auf rosa-weißem Briefpapier habe ich einst einen Fanbrief an ihn geschickt. Ich erinnere mich noch an die Worte „Beverly Hills" auf dem Umschlag, geschrieben in der Krakelschrift eines Grundschulkindes.


Unter einem Regenbogen neben einem riesigen Teddy

Schalteten meine Eltern den Fernseher ein, lief da früher oder später David Hasselhoff durchs Bild. Damals gab es noch richtige Familiensendungen im Fernsehen, und die Macher von „Wetten, dass.. ?" oder „Verstehen Sie Spaß?" legten großen Wert darauf, eine besonders hartgesottene Fan-Gruppe von „The Hoff" zufriedenzustellen: Kinder.

Der 1,93-Meter-Mann mit Locken-Vokuhila wurde schon mal unter einem Regenbogen platziert, neben einer überdimensionierten Gießkanne oder einem Riesen-Teddy. Da stand er dann, breitbeinig, etwas steif der Hüftschwung, aber das Playback saß.


Deutlich lässiger war da schon „Knight Rider", die Serie aus den 80er Jahren, die noch sehr lange im deutschen Fernsehen lief. Als smarter Ex-Cop mit Lederjacke kämpfte Hasselhoff darin gegen das Verbrechen - unterstützt von K.I.T.T., dem sprechenden Auto, das so ungefähr alles konnte (Feuer löschen, über Wasser fahren) und mit diversen Extras ausgestattet war (Schleudersitz, Geldautomat).


Nichts war spannender als „Baywatch"

Dann kam „Baywatch", es waren die 90er Jahre, und die Geschichten rund um die sonnengebräunten Rettungsschwimmer in Malibu bildeten die erfolgreichste Fernsehserie ihrer Zeit. Im Wesentlichen ging es dabei um Frauen im Badeanzug, die durch den Sand liefen, oder Frauen im Badeanzug, die aus den lebensgefährlichen Fluten gerettet werden mussten. Dieser eher überschaubare Handlungsrahmen kümmerte mich damals nicht weiter, ich hielt Baywatch für das Spannendste, was ich jemals im deutschen Fernsehen gesehen hatte.


Durch seine Dauerpräsenz war David Hasselhoff irgendwann eine Selbstverständlichkeit für mich. Er war einfach da. Warum? Das war nicht so wichtig. Damit war er für mich so etwas wie die Queen, nur lustiger.


An den Erfolg der 80er und 90er konnte er nie mehr anknüpfen. Doch in der Zwischenzeit war David Hasselhoff längst zur Marke geworden. Als „The Hoff" steht er bis heute im Rampenlicht, auch wenn die Bühne nicht immer die ganz große ist. Im vergangenen Jahr war er auf einer Fan-Kreuzfahrt, einem „Hasselhoff-Cruise". Fünf Tage mit seinen Fans auf hoher See, Konzert und Autogrammstunde inklusive.


In einem Musikvideo zum zweiten Teil des Films „Guardians of the Galaxy" trat er kürzlich als 70er-Jahre-Parodie mit weit ausgeschnittenem Glitzerkostüm auf, die Brusthaare ließen mal wieder grüßen.


Es waren nicht viele Jahre, in denen David Hasselhoff ein absoluter Megastar war. Aber sie haben gereicht, um ihm einen festen Platz im Leben vieler Menschen zu verschaffen. Weil er immer da war. Weil er immer weiter macht. David Hasselhoff eben.

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