Der amerikanische Maler Robert Brady war nicht nur ein herausragender Künstler, sondern auch ein leidenschaftlicher Kunstsammler. Zu sehen gibt es seine 1300 Stücke umfassende Sammlung mit Gemälden, Antiquitäten und Skulpturen aus allen Kontinenten in seinem „Turmhaus" in Cuernavaca, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1986 gelebt hat.
Von Sandra Weber
Das ehemalige Franziskaner-Kloster aus dem 16. Jahrhundert liegt neben der Kathedrale von Cuernavaca, Hauptstadt des zentralmexikanischen Bundesstaates Morelos. Seit 1990 ist die „Casa de la Torre" (Turmhaus) ein Museum. Nach seinem Tod hinterließ Robert Brady sein Haus der Stadt Cuernavaca mit der Maßgabe, seine Kunstsammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ohne aber etwas zu verändern. Alles ist so, wie er es hinterließ.
So taucht der Besucher gleich in das Leben des Künstlers ein. Beim Rundgang durch die vielen Zimmer, die sich auf zwei Etagen verteilen, hat man das Gefühl, als weilte Robert Brady noch unter den Lebenden und beträte jeden Moment den Raum, um uns mit auf seine Weltreisen zu nehmen. Jedes Zimmer hat seine eigene Atmosphäre, sein eigenes Thema, seine eigene Geschichte - und alle laden dazu ein, sich auf eines der gemütlichen Sofas zu setzen und eine Weile die Kunstwerke betrachten.
Wer war Robert Brady?Viel ist über Robert Brady (1928-1986) nicht bekannt. Er stammte aus einer reichen Familie in Iowa, studierte in Chicago Kunst und lebte mehrere Jahre in Venedig, bevor er 1959 nach Mexiko zog. 1961 kam er nach Cuernavaca, die Stadt, die der deutsche Naturforscher Alexander von Humboldt (1769-1859) „Stadt des ewigen Frühlings" nannte. Angelockt vom ganzjährig milden Klima und der Schönheit der Stadt mit ihrer überbordenden Vegetation erwarb und renovierte der Weltenbummler das „Turmhaus".
Von da an verbrachte er neun Monate im Jahr in Cuernavaca, wo er sich der Malerei widmete und Wandteppiche entwarf. Den Rest des Jahres ging er seiner anderen großen Leidenschaft nach: er reiste um die Welt. Von jeder seiner Reisen durch den amerikanischen Kontinent, Afrika, Ozeanien, Indien und den Fernen Osten brachte Brady Kunstwerke mit, darunter besondere Möbel, Bilder und Skulpturen aus der Kolonialzeit, Textilien, Keramik und einfache volkstümliche Kunst sowie Bilder von Künstlern wie Maurice Prendergast (1858-1924) und Graham Sutherland (1903-1980). Auch Bilder einiger berühmter mexikanischer Maler sind zu sehen, darunter von Rufino Tamayo (1899-1991), Frida Kahlo (1907-1954), Miguel Covarrubias (1904-1957), Francisco Toledo (geb. 1940) oder José Guadalupe Posada (1852-1913). Mit einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik schmückte er nach und nach die Zimmer seines Hauses mit den Mitbringseln aus aller Welt und schuf sich so sein eigenes Museum.
Noch für eine weitere Leidenschaft war der Künstler bekannt: Er feierte gerne prunkvolle und ausschweifende Partys in der Casa de la Torre, zu denen Hollywoodstars, Royals und Diplomaten eingeladen waren. Die US-amerikanisch-französische Tänzerin und Sängerin Josephine Baker (1906-1975), die griechisch-amerikanische Opernsängerin Maria Callas (1923-1977), die US-Schauspielerin Rita Hayworth (1918-1927) und die Kunstmäzenin Peggy Guggenheim (1898-1979) gehörten zu seinem Freundeskreis. Viele seiner Freundinnen porträtierte er, in seinem Haus ist zum Beispiel noch heute ein Gemälde von Peggy Guggenheim mit ihren Hunden ausgestellt.
Nur 58 Jahre alt, starb er 1986 in seinem in Haus in Cuernavaca, wo er neben dem Grab seiner beiden Hunde seine letzte Ruhe fand.
Das Museum Robert BradyIm Erdgeschoss liegt rechts die Hausbar (Cantina), die mit mexikanischer Handwerkskunst, Masken und Kriegsfiguren ausgeschmückt ist. Linker Hand vom Eingang geht es zum blau gekachelten Gästebadezimmer mit Wandbildern und Volkskunst aus Haiti. Daran schließt sich die Galerie für Grafische Kunst (Galería de Obra Gráfica) mit Werken von Diego Rivera (1886-1957), Francisco Toledo, Max Beckman (1884-1950), Rufino Tamayo (1899-1991) und José Clemente Orozco (1883-1949) an.
Vom Garten mit Swimmingpool gelangt man auf die Terasse, der Brady den Namen „Zimmer der Stammeskunst" gegeben hat (Cuarto de Arte Tribal). Dort vereinen sich Kunstobjekte aus vielen verschiedenen Ländern, wie z.B. Tauben aus Chaquira-Perlen der mexikanischen Huichol-Indianer, aufgebahrt auf einem Tisch aus Kamerun aus dem gleichen Material.
Das Esszimmer schmückt eine einzigartige Sammlung von Zeichnungen des Franziskanermönchs San Pascual Bailón. Von dort geht es in die Küche mit dem riesigen und bunten Porträt der Köchin Bradys, signiert von Brady selbst.
Eine Treppe führt von außen ins zweite Stockwerk, wo sich rechts das Gelbe Zimmer (Sala Amarilla) befindet, das Werke von Kunstgrößen wie María Izquierdo (1902-1955), Rufino Tamayo, Milton Avery, Graham Sutherland und Brady selbst zeigt. Auch das Original "Selbstbildnis mit Affe" von Frida Kahlo ist dort zu sehen.
Durch einen langen Gang mit einem großen Wandteppich aus Rajasthan in Indian gelangt der Besucher in das Orientalische Schlafzimer (Recámara Oriental), das eingerichtet ist mit Möbeln und Kunst aus Persien, Indien, Japan und Korea sowie einer Buddha-Figur aus Thailand aus dem 17. Jahrhundert. Knallige Farben in Rosa, Orange und Rot schaffen eine intensive, aber heimelige Atmosphäre.
Die Brady-Suite (Suite de Brady) bestehend aus Schlafzimmer und einer Sammlung von Jesus-Figuren aus aller Welt, liegt auf der anderen Seite des zweiten Stockwerks. Dort steht auch eine Figur der Jungfrau von Guadalupe, die aus der Zeit der spanischen Eroberung (Conquista) stammt.
Im Garten des Museums lädt ein Café zum Verweilen ein.
Museum Robert Brady, Netzahualcoyotl #4, Centro Cuernavaca, Morelos, Dienstag bis Freitag 10:00 bis 18:00 Uhr, Samstag und Sonntag 10:00 bis 15:00, Eintritt: 40 Pesos. Weitere Informationen unter: 52 (777) 318-8554 und 314-3529, per E-mail: museobrady@prodigy.net.mx oder auf FacebookZuerst veröffentlicht am 3. November 2016
Zum Original