Frankfurt. Während an einem belebten Tag tausende Autos über die Bundesstraße entlang der Universitäts-Bibliothek brettern, geht es einige Meter unter der Erde weitaus ruhiger zu. Wer nicht weiß, dass er sich in den Gängen zwischen U-Bahn-Röhre und Hauptstraße befindet, bekommt von der Geschäftigkeit um ihn herum wenig mit. Dennoch herrscht auch in den beiden rund 200 Meter langen Gängen, die die Mitarbeiter aufgrund ihrer Lage als „U-Bahn-Magazin“ bezeichnen, emsiges Treiben. Hier lagern anderthalb Millionen Bücher, die auf Bestellung mit Bücherwagen eingesammelt und zur Ausleihe gebracht werden.
Millionenfach
Was für jeden Buchliebhaber wie ein Paradies klingt, ist tatsächlich nur ein Drittel der gedruckten Medien, die in der Zentralbibliothek an der Bockenheimer Landstraße Platz finden müssen. „Insgesamt verfügt unsere Bibliothek über einen Bestand von 9,7 Millionen Medieneinheiten, rund 7 Millionen davon in gedruckter Form“, fasst die stellvertretende Direktorin Angela Hausinger die Dimensionen der Bibliothek in Zahlen zusammen. „4,5 Millionen der Bücher und Dokumente lagern in der Zentralbibliothek, 2,5 Millionen weitere sind auf sechs Bereichsbibliotheken auf den Campus verteilt“.
Auf diese große Menge an Büchern greifen nicht nur Studenten zu, sondern auch viele weitere Besucher. Denn alle hessischen Bürger ab 16 Jahren können sich als Nutzer anmelden und bekommen einen Ausweis. Insgesamt sind rund 2,3 Millionen Menschen registriert, 59 000 davon leihen mindestens einmal im Jahr ein Buch aus und gelten damit als aktive Nutzer.
Auch bei den Frankfurter Abiturienten sind die Bibliotheken beliebte Orte für die Prüfungsvorbereitung. Wer keinen Ausweis hat, kann die Bücher vor Ort lesen. Dafür stehen insgesamt 3800 Arbeitsplätze an allen Standorten zur Verfügung.
Mit 2,3 Millionen Nutzungen übersteigt die Anzahl der genutzten E-Books mittlerweile die der Ausleihe von gedruckten Publikationen. Die Bibliothek arbeitet daran, ihr Angebot in diesem Bereich auszubauen und digitalisiert dafür auch selbst etliche ihrer Dokumente. Studenten der Goethe-Universität können die E-Books direkt von zu Hause aus nutzen, ohne dafür in die Bibliothek gehen zu müssen.
Für viele Erstsemester ist der Besuch in der Bibliothek zunächst eine Hürde. Zum Schreiben von Hausarbeiten, Referaten und anderen wissenschaftlichen Arbeiten ist es aber auch wichtig, das umfangreiche Angebot von gedruckten Büchern und Fachzeitschriften zu nutzen. Um einen leichten Einstieg in diese eigene Welt der Bibliotheken zu bieten, werden regelmäßig Führungen angeboten. In kleinen Gruppen werden Struktur und Ausleihsystem sowie die Möglichkeiten zum Lernen in den Bibliotheken erklärt.
Ihren Ursprung hat die Bibliothek bereits im Jahr 1484, als sie als Stadtbücherei angelegt worden war. Nach und nach wurden verschiedene Sammlungen in den Bestand aufgenommen, zuletzt – im Jahr 2005 – die Sammlung von Johann Christian Senckenberg, der der Universitätsbibliothek seither ihren Namen gibt. Diese Funktion erfüllt die Sammlung bereits seit 1914, dem Gründungsjahr der Goethe-Universität. Seit über 50 Jahren befindet sich die Zentrale in ihrem heutigen Gebäude in der Bockenheimer Landstraße 134.
„Was wir uns wünschen ist ein baldiger Umzug in Richtung Campus Westend“, sagt Hausinger, die weiß, dass dieser Wunsch ein teures und kompliziertes Unterfangen sein wird. Im Budgetplan der Goethe-Uni ist ein Umzug zumindest für die nächsten Jahre nicht vorgesehen. Dennoch hält sie es für absolut notwendig: „Unser Gebäude ist schwer in die Jahre gekommen. Platzmangel und Probleme mit der Klimaanlage stehen auf der Tagesordnung“, ärgert sie sich.
Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite www.ub.uni-frankfurt.de.
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