Wenn die Zeichnung der Berichterstattung dient: Die Ausstellung „Zeich(n)en der Zeit" im Museum für Kommunikation stellt Comics als journalistische Form vor
Journalismus im Comic-Format hat sich in den USA mit den Kriegsreportagen des Zeichners Joe Sacco bereits in den 90er-Jahren etabliert. Ein Zufall ist das sicher nicht, begann doch damals in den USA die Zeitungskrise. Langsam kommt diese neue journalistische Form in Europa an - unter anderem dank der regelmäßigen Bildstrecken in Le Monde.
Das Museum für Kommunikation macht für Berlinerinnen jetzt 40 Arbeiten von internationalen Comic-Journalistinnen in verschiedenen Sprachen zugänglich. Trotz der überschaubaren Raumgröße kann die Ausstellung „Zeich(n)en der Zeit" Besuchende stundenlang in den Bann ziehen: Neben Arbeiten von Sacco eröffnen sich weitere detaillierte Reflexionen über Reisen in Kriegs- und Krisengebiete des Nahost, beispielsweise von Sarah Glidden. Der eher düster ausgeleuchtete Saal konfrontiert Besuchende mit dem Ernst der Themen und mit der Non-Fiktionalität des Comic-Journalismus', nur ein tonloser Film im Hintergrund lockert die Stimmung etwas auf. Vereinzelt sind auch weniger strenge Bildfolgen auffindbar, beispielsweise aus dem Alltag der Berliner*innen Ulli Lust und Bo Soremsky.
Für die Ausstellung hat sich der Deutsche Comicverein mit dem Internationalen Comic-Salon Erlangen zusammengetan. In Berlin ist ihnen eine großartige Schau gelungen, in der sich Kunst und Journalismus begegnen.
Bis 25.8.: Museum für Kommunikation, Leipziger Str. 16, Mitte, 6/3 €, bis 18 J. frei