Wien. Normalerweise stehen am Schottenhof, dem Zentrum für tiergestützte Pädagogik, die Kinder im Mittelpunkt. Einmal im Jahr aber zeigen die Hofbewohner auf vier Beinen - Pferde, Esel, Ziegen und Hunde - vor großem Publikum, was sie draufhaben. Als Teil der lebenden Krippe bereiten sie am Rande des Wienerwaldes, am sogenannten Schottenwald, eine einmalige Show.
Am vergangenen Wochenende konnten wieder rund 600 Menschen erleben, wie man Herbergssuche in dem kleinen Paradies für Tier und Mensch versteht. Die Spannung war den kleinen und großen Besuchern, die sich in der großen Halle versammelt hatten, anzumerken. "Was sie sich wohl heuer wieder für eine Geschichte ausgedacht hat", zeigte sich eine Mutter neugierig, während sie mit ihren Kindern darauf wartete, dass es endlich losgeht.
Mit "sie" ist die Hofherrin, Michaela Jeitler, gemeint. Sie leitet nicht nur das Zentrum am Rand von Wien, sondern schreibt auch jedes Jahr selbst eine neue Geschichte rund um die Herbergssuche. In dieser verließen heuer die Tiere zuerst die Krippe, "um ein bisschen Spaß zu haben". Allen voran die Esel, die gemeinsam mit ihren Betreuern Kunststücke zeigten. Danach die Pferde und Ziegen, die - teilweise weihnachtlich "verkleidet" - ebenfalls einiges zu bieten hatten. Und Jeitler selbst bewies, dass auch ihre Hunde alles andere als langweilig sind.
Staunen im Publikum und jede Menge Applaus gab es auch für die jugendliche Voltigiergruppe, die allerlei Akrobatik auf Pferden vorführte. Am Ende betraten Maria und Josef mit dem Jesuskind die Halle. Ganz nach Jeitlers eigens verfasstem Drehbuch beschlossen die Tiere, ihrem bunten Treiben ein Ende zu setzen und für die Familie da zu sein.
Später erzählte Jeitler, wie viele Wochen sie jedes Jahr mit dem Verfassen der Weihnachtsgeschichte und der Vorbereitung des Festes verbringt. Über den mittlerweile regen Zulauf aus allen Teilen Wiens und auch Niederösterreichs zu ihrem Krippenspiel freut sie sich besonders. Denn was vor fast zwei Jahrzehnten nicht mehr eine Handvoll Interessierter vorwiegend aus der Umgebung anlockte, ist längst zu einer schönen und bekannten Tradition geworden. Selbst kurz vor Beginn bemühten sich einige Besucher, noch einen Platz in der Halle zu ergattern. "Bitte rückt alle ein bisschen zusammen, damit die anderen auch zuschauen können", hatte Jeitler dann ins Mikrofon gesprochen. Und so auch unter den Zuschauern für eine erfolgreiche Herbergssuche gesorgt.