Pantheon Verlag/ März 2014/ Ruth Kinet/
Es geht hier im Utopiesalon um Geschichten von Menschen, die ihre Ideen von einer besseren Welt leben. Die Weltreporter, das erste Netzwerk freier Korrespondeten, ist selbst eine gelebte Utopie.
Ruth Kinet, eine der Weltreporter, lebte bis November 2012 in Tel Aviv und schrieb eine der Geschichten im Buch Völlig utopisch. 17 Beispiele für eine bessere Welt. Ich habe ihr einige Fragen gestellt und sie erzählt uns, wie die Geschichte entstand.
Über welche gelebte Utopie hast Du im Buch geschrieben? Was hat Dich besonders an der Geschichte fasziniert?Meine Geschichte erzählt die Wirklichkeit gewordene Utopie eines gleichwürdigen Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Es ist eine Geschichte von Achtsamkeit und Liebe. Mich haben die Menschen angezogen, die in Kibbuz spürbar erfüllt und glücklich leben. An einem Ort lebendiger Harmonie und Schönheit.
In den Tagesnachrichten finden sich, so mein Eindruck, nur selten ermutigende Geschichten. Haben die Gespräche bei den Weltreportern über machbare Utopien und das Buchprojekt einen Einfluss auf Deine Arbeit?Unsere utopischen Geschichten schärfen den Möglichkeitssinn.
Utopien sind laut Politiklexikon „Auf die Zukunft gerichtete politische und soziale Vorstellungen, die Wunschbilder einer idealen Ordnung oder fortschrittlichen menschlichen Gemeinschaft zeichnen". Was ist Deine Utopie für unsere Gesellschaft?Meine gesellschaftliche Utopie: Kishorit. Ein Leben in einer Gemeinschaft von Menschen, die liebevoll und achtsam mit einander umgehen und erfüllt sind vom Sinn ihrer Aufgaben.
"Kishorit muss man suchen, um es zu finden. Nur eine schmale Serpentinenstraße führt auf den Hügel. Manche sagen, die Existenz von Kishorit sei eines der bestgehüteten Geheimnisse Israels."(Aus dem Buch Völlig utopisch. 17 Beispiele für eine bessere Welt.)
Ich bin zweimal nach Kishorit gefahren. Beim ersten Mal habe ich im Herbst 2012 mit Shuki Levinger gesprochen und die Hundezucht und Spielzeugfabrik besucht. Bei meinen Gesprächen und Begegnungen habe ich gespürt, dass Kishorit ein außergewöhnlicher Ort mit ungewöhnlich glücklichen Menschen ist. Menschen, die in Möglichkeiten denken.
Beim zweiten Mal habe ich dann auch im Kibbuz übernachtet, bin zwei volle Tage dort gewesen. Ich habe Amir kennengelernt, den Protagonisten meiner Geschichte, und habe mir viele verschiedene Teile des Kibbuz angesehen. Es war Shavuot und am Abend gab es ein rauschendes Fest. Am nächsten Tag war ich nur noch mit den Kibbuz-Mitgliedern unterwegs, ohne Betreuung durch die Leitung des Kibbuz.
Die komplette Geschichte lässt sich im soeben erschienenen Buch nachlesen: Völlig utopisch. 17 Beispiele für eine bessere Welt.
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Ruth Kinet lebte bis November 2012 in Tel Aviv, von wo aus sie über Israel und die palästinensischen Gebiete berichtete. Das tut sie nach wie vor und reist regelmäßig nach Israel. Sie arbeitet als freie Autorin für öffentlich-rechtliche Hörfunksender und Zeitschriften.
Über Israel hat sie mehrere Bücher geschrieben und gibt uns darin Einblicke in die israelische Gesellschaft.