Märkischer Kreis. „Wir sind so ein bisschen der Biber", sagt Klaus Brunsmeier. Auf einem Blatt skizziert er ein Fließschema mit Wehr, Teich und Auslauf. Anlagen, wie es sie an Volme und Hälver zuhauf gibt: Hammerteiche. Ein Relikt aus der Zeit der Industrialisierung. Und die wollen Brunsmeier, Leiter des Projektes Heesfelder Mühle in Halver, und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wieder herrichten.
Hier ein paar Bretter für einen erneuten Anstau. Dort ein paar Spatenstiche. „Es geht häufig einfach - mit minimalen Aufwand, aber hohem ökologischem Wert für viele Arten", erläutert Klaus Brunsmeier. Ökologische und kulturhistorische Bedeutung sollen zusammengeführt werden. Den Schub soll die Regionale 2013 bringen.
Das Hammerteichprogramm ist ein Modul des Projektes Oben an der Volme. Ihre „Wieder-Sichtbarmachung und Nutzung" diene „auch der Etablierung außerschulischer Lernorte und touristischer Ziele" heißt es in der Projektskizze der Volme-Gemeinden. Wasser aus den Teichen diente früher zum Antrieb der Hämmer in den kleinen Fabriken oder Kotten. Später kam die Energieerzeugung hinzu. Der kulturhistorische Aspekt an Hälver und Volme „ist sehr ausgeprägt", betont Michaela Diller vom BUND Kierspe/Meinerzhagen. Die Hammerteiche haben „ökologisch eine sehr hohe Wertigkeit" als Rückzugsbereich und Laichgewässer für Kleinfische, Amphibien oder Insekten. Das, so Michaela Diller, sei vor allem in sommerlichen Perioden bedeutsam, da Fließgewässer zunehmend trocken fallen.
Brunsmeier: „Wir wollen sehen, was man an Verbesserungen machen kann." Einige Teiche seien trocken gefallen, andere verlandet oder teilweise zugekippt. Oft genüge schon ein leichter Anstau, um die Biotope zu reaktivieren. Das Stichwort ist Biodiversität. Fließgewässer und stehende Gewässer sollen in einen Zustand versetzt werden, der Artenreichtum begünstigt.
Der Aufwand ist von Teich zu Teich unterschiedlich groß. Brunsmeier: „Manchmal reichen schon ein paar Spatenstiche." Andernorts müssten auch schon mal Bagger anrücken. Genehmigungsrechtliche Fragen sind zu klären. Hier kommt der Kreis ins Spiel. „Offiziell liegt noch kein Antrag vor", sagt Kreissprecher Hendrik Klein. Aktuell sei von „vier bis fünf Teichen" die Rede.
Finanzierung und Gesamtprojekt bereitet der BUND bereits vor - und hofft auf Mittel der Regionale 2013. Notfalls soll's auch ohne gehen. Brunsmeier: „ Wir versuchen auch Referenzobjekte hinzubekommen." Im Spätsommer 2011 sollen die ersten Hammerteiche in BUND-Besitz wieder instand gesetzt werden. Trotz Skeptiker in Behörden. Diller: „Die sorgen sich um die künftige Pflege der Teiche." Brunsmeier hat auch dafür eine Lösung: „Schlechter als jetzt kann es nicht werden." Er traut sich mit seinem Team zu „noch zehn bis 15 Teiche in Pflege zu nehmen", um Natur und Industriegeschichte wieder erlebbar machen.
Rüdiger Kahlke