Ihre Musik ist zu Schall gewordene Liebe. Jedenfalls in den Ohren all jener, deren Herz im Takt von HipHop schlägt. Wobei hier nicht der Bling-Bling-Und-Teure-Sneaker-HipHop gemeint ist, sondern echter HipHop. Deeper HipHop. HipHop, der groovt und flowt, der Herz und Beine gleichermaßen bewegt und der wirklich noch etwas zu sagen hat, anstatt nur möglichst viele Kraftausdrücke wie ein altes Kaugummi auf die Straße zu spitten. Die Rede ist von niemand geringerem als Akua Naru. Sie ist mit ihrem Conscious Rap für die HipHop Szene, was Theresa Hahl für die deutsche Poetry Slam Landschaft darstellt: eine Meisterin der Metaphern, ein Schleifstein für die Sprache und eine Poetin, die ihresgleichen sucht.
Dabei ist die in Köln lebende Amerikanerin nicht nur bekannt für ihre smoothen doch vielschichtigen Boom-Bap-Beats, sondern vor allem für ihre starken politischen Statements. Bereits in ihren beiden Vorgängeralben bearbeitete Akua Naru politische Themen auf poetische Weise und das hat sich - Gott sei Dank! - auch mit ihrem dritten Album The Miner's Canary nicht geändert. Im Gegenteil: Die Black Noise-Tour ist ein neuerliches Manifest, in dem sich die First Lady des Global HipHop gegen Gewalt, Rassismus und Sexismus stark macht und sich eindringlich mit gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen auseinandersetzt. Im Rahmen der ihrer Tour bespielt Akua Naru am kommenden Donnerstag, 28. April, die Bühne des legendären Mojo Clubs.
Wir haben vorab mit ihr über das aktuelle Album und ihre Art der Musik gesprochen.
Mir geht es bei dem Album um so, so vieles. Der Titel The Miner's Canary wurde inspiriert durch eine Reihe von Gesprächen, die ich mit meiner lieben Freundin Dr. Tricia Rose geführt habe. In diesen ging es häufig um Politik und den Umgang mit ihr, insbesondere auch in Hinblick auf uns Schwarze. The Miner's Canary ist ein bildliches Gleichnis und soll dabei als Symbol für Hoffnung und Gefahr verstanden werden. Kanarienvögel wurden damals als Frühwarnsystem für die Ansammlung tödlicher Gase in den Minen eingesetzt. Man entließ die Vögel vor Arbeitsbeginn in die Minen um die Gaskonzentration zu testen. War diese zu hoch, starb der Vogel und die Arbeiter waren dadurch gewarnt. Überlebte der Vogel, konnten die Arbeiten fortgesetzt werden, weil den Menschen keine Gefahr drohte. Für mich ist das die zentrale Metapher des Albums.
Schau, wir Menschen sind komplizierte Wesen. Ich bin manchmal sogar beides gleichzeitig - der Kanarienvogel, aber auch der Minenarbeiter.
Nein, eine Lieblingsmetapher habe ich nicht. Als Poetin versuche ich ja nicht nur einen literarischen Standard zu erreichen und zu setzen, sondern vor allem diesen dauerhaft zu halten und weiterzuentwickeln. Deshalb ist jeder meiner Vergleiche, jede Strophe, jede Metapher harte Arbeit. Aber immer mit dem Ziel, am Ende sagen zu können: Ich habe alles gegeben um mich auf dem mir höchstmöglichen Niveau auszudrücken. Alles andere, was darüber hinausgeht, müssen die Leute da draußen beurteilen.
Ja, habe ich und es hat mich nicht nur tief beeindruckt, sondern ist auch eine Inspiration für mich. Ich würde mich wahnsinnig gerne zukünftig an solchen Projekten beteiligen.
Nun machst du durchaus politische Texte. Engagierst du dich denn neben der Musik auch politisch, zum Beispiel für Frauenrechte?Ich versuche jedenfalls mein Bestes, will heißen: Ich trage jeden Tag meinen Teil dazu bei, selbst informiert zu sein und andere zu informieren. Deshalb arbeite ich auch an einer Reihe unterschiedlicher Projekte. Manche davon haben tatsächlich nichts mit Musik zu tun, sondern widmen sich politischem Aktivismus. Zum aktuellen Zeitpunkt gebe ich aber gerade einen Musik-Workshop für eine Gruppe fantastischer Frauen im Sudan.
Beides ist von enormer Wichtigkeit, denn die Message selbst ist wichtig. Wir leben in einer komplizierten und komplexen Welt, die Lage da draußen ist ernst, die Zeit drängt. Deshalb ist Kunst auch umso wichtiger, denn sie lädt dazu ein, sich zu begegnen, den Spirit einer Zeit zu reflektieren und darüber ins Gespräch zu kommen. Ich glaube, dass die Menschen dabei spüren, ob Kunst authentisch ist. Als Betrachter, Zuschauer oder Fan will man ja hören, sehen und spüren, was in den Herzen und Köpfen der jeweiligen Künstler vor sich geht. Entweder um sich damit zu identifizieren oder um sich davon zu distanzieren.
Oh Gott, es gibt so viele. Genau genommen viel zu viele, um sie hier alle aufzuzählen. Aber um mal ein paar zu nennen: Nina Simone, Sonia Sanchez, Gil Scott Heron, Miriam Makeba, Fela Kuti, Black Thought, Bahamadia, Ben Okri, Chinua Achebe, Roy Hargrove, Kamasi Washington und Flying Lotus haben mich sehr inspiriert und geprägt.
Akua Naru | 28.April 2016 | Mojo Club | Reeperbahn 1 | Hamburg | Einlass: 19 Uhr | Beginn: 20 Uhr | Eintritt VVK: 20,50 € (zzgl. Gebühren) | Abendkasse: 22,00 € | Tickets gibts hier.