Susanne Kahl sah sich schon am Stadtrand von Berlin. "Heiß und kalt" wurde es der 68-jährigen Rentnerin, als sie erfuhr, dass das Haus zum Verkauf stand, in dem sie seit 32 Jahren Mieterin ist. Sie hatte Angst, dass Investoren einsteigen und die Preise erhöhen. Kahl schlief schlecht.
So erzählt sie es, im Wohnzimmer ihrer prächtigen Dreizimmeraltbauwohnung, in der sie allein lebt. An den Wänden um sie herum hängen Stillleben und Porträts, die meisten davon hat sie selbst gemalt. Die Wohnung liegt im Norden von Berlin-Schöneberg, die Lage ist gut, zu Fuß ist es etwa eine Viertelstunde zum Kaufhaus des Westens. Tatsächlich wurde das Haus verkauft. Doch es kam anders als befürchtet.
Die Preise auf dem Immobilienmarkt steigen immer weiter an. Der Boom hängt viele ab. Vor allem Mieter, die sich weder eine eigene Wohnung noch die steigenden Mieten leisten können. Doch es gibt kreative Ideen, sich dem Treiben zu entziehen. Mietergemeinschaften werden zu Eigentümern, kaufen ein Haus nicht, um Rendite zu erzielen, sondern um gemeinsam zu günstigen Preisen zu wohnen.
Rentnerin Kahl hat das gemacht. Gemeinsam mit Mitmietern und einer Organisation, die sich Mietshäuser Syndikat nennt. Gemeinsam stechen sie andere, auch finanzstarke Investoren aus.