Robert Otto-Moog

Freier Journalist und Autor, Oldenburg

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Flucht in die Ferne

In Deutschland werden kaum noch Windräder gebaut. Vor allem Anlagenhersteller und Projektierer suchen deshalb ihr Heil in der Expansion. Doch nicht alle können sich den teuren Schritt ins Ausland leisten. Viele kleine Firmen könnten auf der Strecke bleiben.



Von Robert Otto-Moog

Keine zehn Jahre ist es her, da war die deutsche Solarindustrie noch ein globaler Champion. Auf ihrem Höhepunkt zählte die Branche mehr als 130.000 Beschäftigte. Doch um 2012 herum häuften sich die Krisensymptome. Es folgte ein jahrelanger Niedergang mit zahllosen Konkursen, der 2018 mit dem Aus von Solarworld, Deutschlands letztem großen Solarmodulhersteller, seinen Abschluss fand. Heute beschäftigt die Branche nur noch gut 30.000 Menschen.


Dass es in der Windenergie mal genauso kommen könnte, schien lange Zeit ausgeschlossen. Denn als die Solarindustrie bereits tief in der Krise steckte, brummte die Konjunktur hier noch - auch wenn es immer wieder Rückschläge durch veränderte politische Rahmenbedingungen gab.


Doch die guten Zeiten sind vorbei. Der Ausbau der Onshore-Windkraft ist seit dem Rekordjahr 2017 zum Erliegen gekommen. Von den rund 30.000 Windrädern in Deutschland wurden gerade einmal 167 in den ersten neun Monaten dieses Jahres errichtet. Bereits von 2016 auf 2017 brachen mehr als 25.000 Jobs weg, Hersteller gingen pleite, Projektierer und Ingenieure verschwanden. Oder sie verlagerten ihr Geschäft ins Ausland.


„Der deutsche Markt war immer der wichtigste für uns", sagt Philipp Vohrer, Ressortleiter Politik, Marketing und Kommunikation beim Anlagenhersteller Enercon aus Aurich. Doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet. „Der Inlandsmarkt ist komplett weggebrochen", sagt Vohrer im Gespräch mit EnergieWinde.

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