Ein fettes Gleichheitszeichen prangt in diesen Tagen dort, wo sonst ein mehr oder minder ambitioniert gestalteter Ausschnitt des persönlichen Konterfeis zu finden ist. Zahlreiche Facebook-Nutzer tauschen ihr eigenes Profilbild gegen zwei Querstriche auf rotem Hintergrund aus. Damit hissen sie die virtuelle Flagge für die Gleichheit homosexueller Ehen.
Auf den ersten Blick fällt es vielen Mitgliedern sozialer Netzwerke schwer, die Intention der Aktion zu erkennen. Denn das Zeichen taucht meist kommentarlos im Nachrichtenstrom von Facebook, aber auch in anderen sozialen Netzwerken wie Twitter, auf.
Hinter dieser Form der Solidaritätsbekundung steht die Bürgerrechtsorganisation Human Rights Campaign. Nach eigenen Angaben ist sie die größte Vereinigung in den Vereinigten Staaten, die die Rechte von schwulen, lesbischen, bisexuellen und transsexuellen Bürgern vertritt. Als Logo verwendet sie eben jenes Gleichheitszeichen, dass sich derzeit, farblich leicht abgewandelt, in sozialen Netzwerken viral auf der ganzen Welt verbreitet.
Amerikas oberste Richter befassen sich mit der Homo-Ehe
Die Aktion knüpft unmittelbar an Verhandlungen an, die Amerikas oberste Richter am Dienstag aufgenommen haben. An zwei Tagen beschäftigt sich das Gericht mit der Frage, ob die Ehe gleichgeschlechtlicher Partner ein Bürgerrecht ist.
Mehr als 100.000 Facebook-Mitglieder haben nach Angaben der Human Rights Campaign bis zum Dienstagnachmittag ihr Profilbild zu Gunsten des roten Logos getauscht. „Wenn man sich heute bei Facebook oder Twitter anmeldet, zeigt sich eines ganz deutlich: Junge Leute setzen in dieser entscheidenden Zeit ein Zeichen für Gleichheit", hieß es am Dienstag auf dem Blog der Organisation.
Die Welle schwappt nach Deutschland über
Auch das deutsche Pendant der Human Rights Campaign springt auf: Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) präsentiert sich auf Facebook derzeit mit Freiheitsstatue und der für Gerechtigkeit stehenden Justitia, die sich vor einem Gleichheitszeichen küssen. „In der Aktion geht es darum, sichtbar zu sein", sagt Markus Ulrich vom LSVD.
Sie solle verdeutlichen, wie viele Leute die Gleichberechtigung homosexueller Partnerschaften befürworten. Nicht nur jenseits des Atlantiks. „Wir wollen auch in Deutschland auf das Thema aufmerksam machen, hier ist die gesellschaftliche Debatte ja genauso vorhanden wie in Amerika", sagt Ulrich.
Nach Angaben der Human Rights Campaign unterstützen 81 Prozent der Amerikaner unter 30 Jahren die Gleichbehandlung homosexueller Ehen. Dennoch spaltet das Thema nach wie vor die Nation. Ob es seitens des Obersten Gerichts eine Grundsatzentscheidung geben wird, ist weiter unklar. Gleichgeschlechtliche Ehen sind derzeit in neun Bundesstaaten Amerikas gestattet.