Reinhard Stegen

Journalist, Filmautor, Fotograf, Ettringen

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Reinhard Stegen

Aktion Hoffnung stellt zudem aktuelle Projektpartnerschaft vor Von Reinhard Stegen

„Kennen Sie die Werke der Barmherzigkeit? Kriegen wir sie noch zusammen?" fragte Pfarrer Ulrich Lindl in die Runde vor den im Eine-Welt-Saal der Aktion Hoffnung versammelten rund 200 Ehrenamtlichen, meist Mitarbeiterinnen. Doch sicherheitshalber zählte er sie dann lieber noch auf: „Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen,Tote bestatten."

„Barmherzigkeit" drohe zu einem Fremdwort zu werden, so seine Befürchtung und das nicht nur, weil das Wort als solches vielleicht unzeitgemäß sei und daher von jungen Leuten teilweise nicht mehr verstanden werde.

Das traf auf die eindrucksvolle Zahl der Zuhörer gewiss nicht zu, die der zur lieben Gewohnheit gewordenen alljährlichen Einladung gerne immer wieder folgen. Dem spirituellen Beginn der Veranstaltung folgte nach Kaffee und Kuchen für das leibliche Wohl die Vorstellung der aktuellen Projektpartnerschaft. In diesem Jahr ist es die Jiyan Foundation, die sich gezielt der Versorgung und psychologisch-medizinischen Betreuung - nicht selten - traumatisierter Terroropfer und Flüchtlinge verschrieben hat.

Leif Hinrichsen, Mitarbeiter der Hilfsorganisation, berichtete über seine Eindrücke im kurdischen Norden des Irak. Der 29-jährige studierte Volkswirtschaftler absolvierte ein Praktikum in der Organisation und kam nach Studienabschluss zurück, um eine angebotene Stelle anzunehmen. Seitdem ist er nicht nur in der Zentrale in Berlin tätig, sondern auch vor Ort im Irak, wo es gilt, Anlaufstellen und Behandlungseinrichtungen für die Flüchtlinge zu schaffen.

Leif Hinrichsen hätte sicher einen besser bezahlten Job in der deutschen Wirtschaft finden können, es war die Aussicht, Verantwortung für andere zu übernehmen und etwas Sinnvolles tun zu können, was ihn zu seiner beruflichen Entscheidung bewog. In den Flüchtlingslagern im relativ sicheren Nordirak lernte er Menschen kennen, die nach nächtlichen Überfällen der Terrormiliz IS in der Region Mossul alles zurücklassen mussten und nur mit dem geflohen waren, was sie am Leibe trugen.

Salah Ahmad, erst jüngst mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, ist selbst Iraker und arbeitete am Berliner „Behandlungszentrum für Folteropfer", bevor er die Jiyan Foundation vor etwa zehn Jahren in Kirkuk gründete. Für ihre Arbeit in den Krisengebieten baut sie auf vielfältige, nicht zuletzt finanzielle Unterstützung.

Angesichts der bedrohlichen, zugespitzten Lage im Irak und des gewaltigen Flüchtlingsstroms erkannte die Aktion Hoffnung hier eine Priorität zu helfen. „Wir tun uns manchmal schwer bei der Vielzahl von weltweiten Hilfsorganisationen, für welche wir uns entscheiden sollen", meint Gregor Uhl von Aktion Hoffnung in Ettringen. In diesem Fall aber habe das Thema auf den Nägeln gebrannt und über den karitativen Zweck eine gesellschaftspolitische Dimension.

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