Handynutzer ärgern sich über Funklöcher entlang der Hauptstraße. Jetzt beginnt die schwierige Suche nach einem geeigneten Standort für einen Mobilfunkmast.
Mobilfunk- und auch andere Sendemasten sind zumeist nicht gerne gesehen. Geht von ihnen doch hochfrequente elektromagnetische Strahlung aus, deren Unbedenklich (oder Bedenklichkeit) zumindest bei gesundheitsbewussten Menschen umstritten ist. In Rammingen hatte eine Unterschriftenaktion sogar dafür gesorgt, dass ein geplanter Standort nahe an der Wohnbebauung letztlich verhindert wurde.
Und so hätte der Amberger Gemeinderat, auf dessen Tagesordnung das Thema stand, den unvermeidlichen Antennenmast am liebsten auf den sich zwischen Amberg und Wiedergeltingen erstreckenden Hügelkamm in den dortigen Wald gesteckt. Unvermeidlich deshalb, weil die drahtlose Datenübertragung auf der Grundlage des bereits 1999 geschlossenen Bayerischen Mobilfunkpakts hohe Priorität genießt.
Staat will Funklöcher im ländlichen Raum stopfen
Erst im September des vergangenen Jahres unterstrich der damalige Bayerische Wirtschaftsministers Franz Josef Pschierer noch einmal mit seiner Unterschrift unter die Vereinbarung von Freistaat, Gemeindetag und Mobilfunkbetreiber die Bedeutung des Vorhabens im Zusammenhang mit der Digitalisierung.
Bestandteil der Vereinbarung ist nicht zuletzt eine staatliche Förderung, die dem beschleunigten Netzausbau im ländlichen Raum mit seinen bislang zahlreichen empfangsschwachen „Funklöcher“ zugute kommen soll.
So auch den Ambergern, die über mangelnde Handyempfangsqualität entlang der Hauptstraße klagten. Diesem Defizit wird nun in absehbarer Zeit vom autorisierten Netzbetreiber Telekom abgeholfen, potenzielle Nebenwirkung der elektromagnetischen Wellen nicht ausgeschlossen. Telekombeauftragter Frank-Peter Käßler verwies in seinen Ausführungen zum Thema auf etwa 25 000 Studien, von denen etwas mehr als 300 negative, einige wenige auch positive Auswirkungen auf den menschlichen Organismus behaupteten.
Was es mit den Grenzwerten auf sich hat
Selbstverständlich habe der Gesetzgeber auch hier Grenzwerte vorgesehen, die durch Messungen vor und nach der Antenneninbetriebnahme validiert werden sollen. Interessant war der Ausblick, den Käßler auf das künftig wohl exponentiell wachsende Datenübertragungsvolumen gab.
Zwar besitze jeder Bundesbürger statistisch bereits heute 1,6 Handys /Smartphones, eine Herausforderung stelle für die Netzbetreiber aber ein Anwachsen der zu übertragenden Datenmenge auf das 50- bis 60-fache des heutigen Standes dar.
Verantwortlich für diese Entwicklung sei aber nicht nur die weitere Zunahme der Handys, sondern vor allem die künftige Bedeutung der sogenannten Smart Grids, etwa für den Datenabruf und die Steuerung intelligenter Stromnetze in Echtzeit – eine Voraussetzung unter anderem für die effektive Nutzung dezentraler erneuerbarer Energieerzeugung.
Rechnet man dann noch autonome Fahrzeuge in einem kommenden vollelektrischen Zeitalter hinzu, wird das Thema Elektrosmog möglicherweise noch einmal ganz andere Dimensionen erreichen. Der aktuell für Amberg geplante Sendemast wird zunächst lediglich mit einer Leistung von 200 bis 250 Watt arbeiten. Dabei spiele, so Käßler, die möglichst zentrale Aufstellung im Ort die entscheidende Rolle. Was die mögliche Strahlenbelastung angehe, sei die Wirkung, die vom Endgerät (Handy, Smartphone) ausgehe um ein Vielfaches höher als jene, die vom Sendemast direkt in die Umgebung ausgestrahlt werde.
Käßler verwies in diesem Zusammenhang auch auf Ballungsräume wie München, wo gegenwärtig bereits Sendeantennen im Abstand von 300 Metern für eine flächendeckende drahtlose Datenübertragung sorgten.
Bei der Suche nach einem geeigneten Standort ist Amberg nun am Zug. Die Telekom lasse den Gemeinden mit ihren Flächen und Gebäuden nach Möglichkeit den Vortritt.
Dafür gilt eine Frist von 60 Tagen. Wird man hier nicht fündig, versuche die Telekom mit privaten Grund- und Gebäudeeigentümern eine Vereinbarung gegen Entgelt für die Antenneninstallation zu treffen. Der Gemeinderat will nun in Kürze intern diskutieren, ob man der Telekom geeignete Standorte anbieten kann. Bürgermeister Peter Kneipp fragte, ob das Innere des Kirchturms möglicherweise geeignet sein könne.
Der nächste Vorgehensschritt wird die Prüfung vorgeschlagener Standorte auf ihre Eignung durch Telekomtechniker sein.
Ist ein Standort erst einmal gefunden und ein entsprechender Nutzungsvertrag geschlossen, werde es noch etwa eineinhalb Jahre dauern, bis der Mast dann stehe, berichtete Käßler.
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