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I plan to dive through Europe

Die Frau im Taucheranzug trägt schwer an Sauerstoffflasche, Flossen und Signalboje. Um sie herum spritzt die Gischt der Wellen. „My Name is Klara Hobza“, sagt sie, „I plan to dive through Europe“. Ganz Europa unter Wasser zu durchqueren, von der Nordsee bis ins Schwarze Meer: Für diese Aktion hat Klara Hobza 30 Jahre angesetzt. Stück für Stück präsentiert sie ihr Vorhaben der Öffentlichkeit, vorrangig in Videos.

Die ersten vier Filme, die den Weg der Künstlerin von der Rheinmündung bis nach Rotterdam zeigen, sind derzeit in der Berlinischen Galerie zu sehen. Bereits darin wird deutlich, wie gefährlich die Tauchgänge sind: Nur knapp entgeht Hobza dem Zusammenstoß mit einem Containerschiff. Das Flusswasser ist so trüb, dass sie kaum sehen kann.
Die Idee zu „Diving Through Europe“ kam Hobza auf einer Zugreise von Berlin, ihrem Wohnort seit 2009, zu ihrer Familie ins tschechische Pilsen, wo sie 1975 geboren wurde. Sie wollte Europa neu erfahren, nachdem sie einige Jahre in New York gelebt hatte. Dort machte Hobza mit ersten Interventionen auf sich aufmerksam. Sie siedelte europäische Stare aus dem Central Park nach London um. Sie rief einen Wettbewerb für Papierflieger aus und installierte in einem Hochhaus über Tausend Glühbirnen, um Morsezeichen in die Nacht hinauszuschicken. Das hat Humor, aber „von Ironie als Stilmittel halte ich nicht viel“, sagt sie.  Wichtiger sei es zu zeigen, dass auch etwas gelingen kann, das anfangs unmöglich scheint. „Hobza geht es nicht nur darum, Geschichten zu erzählen, sondern darum, ihre Ideen bis zum Ende durchzuziehen, wobei der Ausgang nicht klar ist,“ sagt Heike Tosun von der Berliner ­Galerie Soy Capitán, die die Künstlerin seit 2011 vertritt. Hobzas Vorhaben mögen zunächst wie Schnapsideen klingen – am Ende sind sie ein Aufruf, die Vernunft über Bord zu werfen und sich ins Abenteuer zu stürzen. Komme, was wolle.

Bis 16.12.: Berlinische Galerie, Alte Jakobstr. 124-128, Kreuzberg, U Moritzplatz,
Mo-Mi 10-18 Uhr, www.berlinischegalerie.de

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