Altersarmut wird oft aus Scham verschwiegen. Der Seniorenbeirat versucht zu helfen. Trotz des Engagements der Stadt fallen immer noch einige Senioren durch das soziale Netz.
Für die Senioren in Nidderau ist eigentlich gesorgt. Es gibt zahlreiche Freizeitangebote und eine Seniorenberatung, die auch bei finanziellen Problemen dabei hilft, die entsprechenden Anträge für staatliche Unterstützung auszufüllen.
„Die Seniorenberatung ist immer gut besucht", berichtet Christiane Marx, die für den Fachdienst Senioren der Stadt Nidderau zuständig ist. Bei den Beratungsgesprächen ginge es vor allem um das Ausfüllen von Patientenverfügungen und um Beratung bei der Pflege von Angehörigen. Auch das Thema Finanzen könne in der Beratung besprochen werden. Zudem würde die Bürgerpost Nidderau zwei- bis dreimal im Jahr nicht nur auf das Beratungsangebot für Senioren der Stadt hinweisen, sondern beispielsweise auch über PC-Kurse und Ausflüge informieren.
Leben ohne StromDie Vertreter und Vertreterinnen der Nidderauer Senioren sitzen bei ihrer Versammlung trotzdem nachdenklich an einem Tisch in den Räumen der evangelischen Gemeinde Eichen. Denn es gibt ein Problem, dem schwer beizukommen ist: Die Altersarmut. Trotz des Engagements der Stadt würden einige der über 5000 Senioren (Zahlen des Einwohnermeldeamts, Stand: Ende 2014) durch das soziale Netz fallen. Einige der Beiratsmitglieder hätten schon von Senioren gehört, die ohne Strom leben würden, weil sie die Rechnungen nicht zahlen könnten.
Die Scham würde die Betroffenen daran hindern, sich staatliche Unterstützung zu suchen. Die Informationen kämen auch nicht von den Betroffenen selbst denn die würden ihre Situation verheimlichen. „Pfarrer Heider von der Brückenkirche in Heldenbergen hat uns den Eindruck von wachsender Altersarmut bestätigt", erzählt der Vorsitzende des Seniorenbeirates, Rainer Benthaus.
Zur Essensbank, einer Lebensmittelausgabe organisiert durch Spenden, die Markus Heider gemeinsam mit seiner Frau, Pfarrerin Simone Heider-Geiss, in Heldenbergen wöchentlich organisiert, würden auch einige ältere Menschen kommen. Einige müssten sich sogar im hohen Alter mit Minijobs etwas dazu verdienen.
Auch Christiane Marx hat von solchen Fällen gehört und versucht, so gut wie möglich zu helfen. „Das Problem ist, die Betroffenen müssen den Weg in unsere Beratung selbst finden." Dann könne sie schauen, welche Anträge gestellt werden könnten, um die finanzielle Not etwas zu lindern. Damit dieser Schritt einfacher wird, bemüht sie sich um eine möglichst weite Streuung der Information über Beratungen und Hilfemöglichkeiten.
Gesundheit, Geld und MobilitätVieles würde über persönliche Kontakte laufen, so Marx, deshalb bittet sie die Senioren, die in ihre Beratung kommen, die Informationen an ihre Nachbarn weiterzugeben. Ein weiteres Problem einiger Senioren in Nidderau sei die eingeschränkte Mobilität. In den Stadtteilen Eichen und Erbstadt gibt es laut Seniorenbeirat keine Möglichkeit mehr, fußläufig Lebensmittel einzukaufen.
Mit dem mobilen Supermarkt der M&S Markt- und Servicegesellschaft aus Bad Soden - Salmünster, wird seit Mittwoch dieses Problem entschärft. „Auf Initiative von Bürgermeister Gerhard Schultheiß, macht er dort einmal in der Woche nachmittags halt", so Marx.
Auch der Seniorenbeirat begrüßt diese Lösung. „Angenehm alt werden beruht auf drei Säulen", erklärt Benthaus. „Gesundheit, Geld und Mobilität. Fällt eine Säule weg, kann es schwierig werden." Der Seniorenbeirat und Markus Heider sind davon überzeugt, dass von politischer Seite dringend etwas getan werden müsse um zu verhindern, dass die Altersarmut in den nächsten Jahren weiter zunimmt.
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