Für Infrastruktur sind Brücken ein wichtiger Schritt
Offenbach - Die schnellste Verbindung zwischen Nordend und Hafeninsel ist seit gestern mit der neuen Fußgängerbrücke geöffnet. Die Straßenbrücke ist ebenfalls fertig. Autofahrer müssen sich trotzdem noch ein wenig gedulden. Von Rebecca Röhrich
Es läuft sich gut über den schlanken, 2,5 Meter breiten, 75 Meter langen Inselsteg. Richtung Westen präsentiert sich die Frankfurter Skyline. Richtung Osten schmeichelt das Hafenbecken dem Blick mit seiner imposanten Treppe bis zum Wasser. Dass sowohl die jetzt eröffnete Fußgängerbrücke als auch die Straßenbrücke sich in dezentem Grau, schlichten Linien und flachem Bogen über das Wasser spannen, hat seinen Grund. „Wir wollten dem Ort seine Stärke lassen", sagt Architekt Kai Otto und meint damit das imposante Hafenbecken, das sich in einem langen Bogen vom Festland Offenbachs auf die frisch erschlossene Insel schmiegt. Beide Brücken entstanden nach den Plänen des Architekturbüros schneider+schumacher in Zusammenarbeit mit Schüßler-Plan. Das Frankfurter Büro wurde in einem Wettbewerbsverfahren unter fünf Teilnehmern ausgewählt.
Mit Eröffnung der Fußgängerbrücke, die über den Mainradweg zu erreichen ist, sei endlich ein Rundgang über den ganzen Hafen möglich, freut sich Oberbürgermeister Horst Schneider. Auch Fahrradfahrer dürfen künftig über die Fußgängerbrücke fahren. Mit ihr hätten die Bewohner des Nordends nun auch direkten Zugang zum Naherholungsgebiet an der Spitze der Hafeninsel. Immerhin sei das Nordend der Stadtteil mit der geringsten Grünfläche. Wann aber was an der Spitze entstehen soll, steht laut Daniela Matha, Geschäftsführerin der Mainviertel Offenbach und der Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft (OPG), die den Stadtteilbau koordiniert, noch nicht fest.
Weitere Infos finden Sie auf der Themenseite zum HafenAndersherum profitieren die Bewohner des neuen Stadtteils auch von dem verkürzten Weg an das Ufer der Stadt. So sind die Bushaltestellen am Nordring sehr viel zügiger erreichbar. Grundsätzlich wachse das öffentliche Wegenetz, bestehend aus Mainkai, Bootpromenade und Mainuferweg, mit dem Inselsteg, findet Markus Eichberger, Leiter des Amts für Stadtplanungs, Verkehrs- und Baumanagement. Er lobt zudem die dezente Konstruktion der Flussquerung. „Die Sicht auf das Wasser und die Weite der Blickbeziehungen in alle Richtungen werden durch die bewusst zurückhaltende Architektursprache gewahrt", so Eichberger.
Es ist eine der größten Investitionen, die die OPG in die Erschließung und Infrastruktur des Offenbacher Hafens getätigt hat. 5,5 Millionen Euro haben die zwei Stahlbetonbrücken gekostet, die das Hafenbecken überspannen. Die insgesamt 17 Meter langen Betonpfähle sind mit großem Aufwand in den Boden des Hafenbeckens gerammt worden. Dort ist der Main immerhin 13 Meter tief. Während die Fußgänger und Radfahrer bereits dieses Wochenende den verkürzten Weg zwischen Nordend und Hafeninsel nutzen können, müssen sich die Autofahrer noch gedulden. Lediglich der Baustellenverkehr darf aktuell über die 12,5 Meter breite und 78 Meter lange Straßenbrücke im Westen des neuen Stadtteils rollen.
Das Nordend: Ein Viertel im UmbruchImmerhin eine Entlastung für Bewohner und Angestellte im Osten der Hafeninsel, die bisher mit viel Verkehr vor ihrer Haustür leben mussten. Ein wichtiger Punkt findet Daniela Matha. Zur Eröffnung der Straßenbrücke kündigt OB Schneider ein großes Bürgerfest an. Wann es mit der Eröffnung so weit ist, steht indes noch nicht fest. Auch welche Namen die Brücken tragen werden ist noch unklar. „Das ist eine Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung", so Horst Schneider.
Sicher ist zumindest, dass die neue Brücke eine Chance bietet, den „Festlandbewohnern" den neuen Stadtteil schmackhafter zu machen. Nicht wenige stehen dem Hafenviertel skeptisch gegenüber. Vielleicht tragen die Brücken dazu bei, dass etwas zusammenwächst, das eigentlich zusammengehören sollte.