Der Londoner Tausendsassa mag das Wort „Crush". Es sei einerseits zärtlich, andererseits stehe es für langsame Gewalt. Sein neues Album heißt „Crush" und bewegt sich genau in diesem Spannungsfeld. Ich traf den smarten Sam Shepard im Herbst 2019 bei Ninja Tune zum Gespräch.
Floating Points stellt mit seinem neuen Album „Crush" wieder alles auf den Kopf, was man über den Londoner Tausendsassa zu wissen meint. Eine Renaissance seines früheren Garage-Sounds auf Eglo Records, nachdem er mit seinen letzten Platten in Krautrock-Gefilde abtauchte, für sein Reissue-Label Melodies International nach alten Disco-Schätzen gräbt oder auf seinem ersten Longplayer „Elaenia" Jazz mit feinfühliger Elektronik fusionierte. Sam Shepard ist ein unauffälliger und scharfsinniger Typ, den man eher im Laborkittel oder hinterm Laptop als auf den großen Festivalbühnen erwarten würde. Glücklich erzählt er von der Currywurst, die er sich eben zum Mittag statt dem geplanten Asian Fusion Food gegönnt hat. Denn so oft er schon in Berlin war, die hatte er noch nie, und konnte endlich mit alten Schulkenntnissen glänzen: „Nur ein bisschen viel Ketchup - aber ich will mich nicht beschweren." Nach einem semantischen Exkurs über Currywurst Schranke kommen wir schnell zur Sache: Floating Points über seine Rückkehr auf den Dancefloor, Synthesizer-Experimente und die erdrückende politische Weltlage. [...]
Zum Original