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Tiere in der Stadt: Für Mensch und Mauersegler

Die Dinosaurier liegen wie nach langem Kampf versehrt auf dem Boden, die bunte Wildkatze speit schon lange keine Achterbahn mehr aus, und auch die Schwäne stehen seit einer Ewigkeit still. Verlassen, denkt man, wenn man den Berliner Spreepark sieht. Der einst einzige Vergnügungspark der DDR wurde nach der Wende zum Schauplatz einer filmreifen Kriminalgeschichte, als der insolvente Betreiber erst nach Peru floh und dann festgesetzt wurde, als er im Fuhrgeschäft „Fliegender Teppich" Kokain schmuggeln wollte. Aber die verfallenden Attraktionen bergen nicht nur die Geschichten alter Tage; seit die Karusselle vor zwanzig Jahren abgeschaltet wurden, hat sich hier längst neues Leben angesiedelt. Es ist ein Biotop, das zeigt, wer kommt, wenn der Mensch gegangen ist.


Aus den Schilfdächern der alten Bonbon-Buden, die einst die Gäste im Park begrüßten, summen winzige schwarze Stängellöcherbienen, die aus dem Mittelmeerraum stammen und hier im Plänterwald zum ersten Mal in Deutschland entdeckt wurden. Die Wildkatze ist längst von Bäumen umringt, und die Betonbecken des alten Wasserparks sind im Sommer von Zwergwasserlinsen übersät, unter den Schwanenbooten wachsen Armleuchter-Algen. Dazwischen erklingen immer wieder Töne einer Installation des Künstlers Marcus Maeder: Geräusche von Wasser, das durch Bäume fließt, oder von Regenwürmern, die sich durch das Erdreich graben - Geräusche von Leben, das eigentlich überall ist.

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