Pia Uffelmann

freie Journalistin für Radio, Fernsehen und Online, Leipzig

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Radio-Beitrag

Oscarnominierung Ein Oscar für diesen Magdeburger Filmemacher?

Die Nacht von Sonntag auf Montag könnte für den Magdeburger Filmemacher Martin Hampel die Nacht der Nächte werden. Denn dann werden in Losa Angeles die Oscars verliehen. "The Man Who Sold His Skin", den Martin Hampel mitproduziert hat, ist als bester internationaler Film nominiert. Die Geschichte des Films basiert auf einer wahren Begebenheit.

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Den Tag Mitte März, als sein Film in der Kategorie "Bester internationaler Film" für den Oscar nominiert wurde, wird Martin Hampel so schnell nicht vergessen. Er habe gerade einfach an seinem Rechner gesessen und gearbeitet und nebenher den Live-Stream der Oscar-Akademie verfolgt, in dem nach und nach die Nominierungen bekannt gegeben wurden. Bei der Kategorie "Bester internationaler Film" habe er mehr hingehört. Der vierte genannte Film war dann tatsächlich "The Man Who Sold His Skin" (dt: "Der Mann, der seine Haut verkaufte").

Und da habe ich mit der Hand auf den Tisch gehauen und gesagt, das kann doch nicht sein.

Martin Hampel, Filmemacher aus Sachsen-Anhalt

"The Man Who Sold His Skin", zu Deutsch: "Der Mann, der seine Haut verkaufte", ist unter den letzten fünf Nominierten für den Oscar in der Kategorie bester internationaler Film. Martin Hampel, gebürtiger Magdeburger, der inzwischen mit seinen Produktionsfirmen in Halle und Berlin arbeitet, gehört zu dem Produzententeam der internationalen Koproduktion, das schon seit drei bis vier Jahren an dem Streifen arbeitet.

Tattoo als Ticket

Die Geschichte des tunesischen Films erzählt von einem syrischen Geflüchteten, der sich als lebendige Leinwand tätowieren lässt. Mit dem Schengen-Visum auf dem Rücken darf er als Kunstwerk reisen, was ihm zuvor als syrischer Staatsbürger verwehrt geblieben ist. Der Protagonist hat somit eine vermeintliche Freiheit, die er sich so nie hätte träumen lassen, erklärt Filmemacher Martin Hampel. "Und das alles, weil wir in einer Welt leben, dieser Kunstbranche, zu der wir ja auch in gewisser Art und Weise gehören, die mit so vielen Privilegien ausgestattet ist." Erzählt wird die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Der Mann, der seinen Rücken als Leinwand bereitgestellt hat, heißt Tim Steiner. Er verkaufte das Verfügungsrecht über seinen Rücken für 150.000 Euro und wird seitdem regelmäßig in Museen ausgestellt. Allerdings bildet der tätowierte Rücken, der als Kunstwerk nur Tim heißt, kein Schengen-Visum ab.

Filmszene
Szene aus "The Man who sold his skin"Bildrechte: Martin Hampel

Manchmal ist es hilfreich, schwierige Themen mit einem Augenzwinkern zu beleuchten, weil das Leben als solches schon hart genug ist.

Martin Hampel, Filmemacher aus Sachsen-Anhalt

Der Film "Der Mann, der seine Haut verkaufte" ist ein Drama mit einem satirischen, einem leicht bissigen Unterton: Es erzählt die Absurdität der Realität. Manchmal sei es hilfreich, schwierige Themen auch mit einer gewissen Leichtigkeit, mit einem Zwinkern zu beleuchten, glaubt Martin Hampel, weil das Leben selber schon schwierig und hart genug sei.

Der Trailer von "The Man who sold his skin"

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Koproduktion stärkt kleine Länder

Der Film, der vergangenes Jahr in Venedig seine Weltpremiere feierte, wurde international koproduziert. Geld und Expertise kam dabei aus fünf Ländern: Regie führte Kaouther Ben Hanja, die auch das Drehbuch schrieb. Gedreht wurde in Tunesien, Belgien und Frankreich. Ein Großteil der Postproduktion fand in Deutschland statt. Für Martin Hampel ist dieses internationale Arbeiten bereichernd. Die Mischung beispielsweise habe das Team in Berlin realisiert. "Mit einer tunesischen Regisseurin, die in Frankreich lebt, einem belgischen Mischtonmeister und einem schwedischen Sounddesigner. Das war eine tolle kreative Zusammenarbeit", erzählt Martin Hampel.

Und noch mehr: Internationale Koproduktionen schaffen es oft, so der Produzent, Filme aus kleineren Ländern, wie Tunesien, für einen internationalen Markt zu erzählen – wie "Der Mann, der seine Haut verkaufte" beweist.

Preisverleihung zu Hause

Martin Hampel fand seinen Weg ins Filmbusiness über ein Praktikum mit Anfang 20, das dann in einem Jobangebot mündete. Mittlerweile ist der 35-Jährige einer von zwei Produzenten von Filmproduktionsfirmen in Berlin und Halle. Sein Lebensmittelpunkt liegt nach wie vor in Magdeburg. Er sei der Stadt noch sehr verbunden, sagt er, aber durch seine Arbeit auch in der Welt zu Hause. Wo Martin Hampel die Oscar-Preisverleihung Sonntagnacht schauen wird, steht noch nicht fest. Los Angeles wird es wahrscheinlich nicht. Er gehe eher davon aus, dass er sich die Oscar-Preisverleihung gemütlich von zuhause anschauen werde, so der gebürtige Magdeburger.

Vielleicht lass ich mich auch einfach überraschen: Gehe schlafen und schaue erst am nächsten Morgen nach.

Martin Hampel, Filmemacher aus Magdeburg

Ob es bei der bloßen Nominierung bleibt, oder ob "Der Mann, der seine Haut verkaufte" eine der begehrten Trophäen abräumt: So oder so bedeuten die Oscars Aufmerksamkeit für den Film. Wichtig in einer Zeit, die Corona-Pandemie die Kinostarts ständig nach hinten schiebt und so für einen Filmstau sorgt. Auch für "Der Mann, der seine Haut verkaufte" steht ein Termin für einen Kinostart eher in den Sternen als auf dem Papier.