"Wenn du nach Herne fährst, dann musst du am besten nach der Cranger Kirmes dorthin, das macht mehr Spaß", sagt Alfred Stuiber mit einem Grinsen im Gesicht. Er und seine vier Freunde suchen sich ihre Reiseziele nach einem besonderen System aus: Je weniger Touris, desto besser. Sie freuen sich über das Unverständnis der Bewohner.
"Am geeignetesten sind Städte mit wenig Touristen, wenigen Übernachtungen, die hoch verschuldet sind. Und der Bierpreis muss angemessen sein. Deswegen wollen wir als nächstes im Oktober nach Herne", erklärt der 37-jährige Gärtnermeister aus Roding in der Oberpfalz.
Zimmer Frei! war der AuslöserAngefangen hat alles mit der WDR-Sendung "Zimmer frei!". Alfred Stuiber und ein Freund waren als Zuschauer in Köln und ganz begeistert von NRW und so entstand die Idee, in besonders unattraktiven Städten einen Urlaub zu verbringen. Als erstes hatten sie sich Wuppertal vorgenommen. "Weil wir nichts darüber wussten", so Stuiber.
Kutten für die ReisegruppeSeit diesem Jahr tragen die fünf Männer eigens angefertigte Kutten, auf denen "Fernreisegruppe Unterbayern" steht. Die erste Reaktion in einem Hotel in Wuppertal war: " Seid ihr bescheuert? Ihr wollt hier wirklich Urlaub machen?" Und genau auf solche Reaktionen haben sie es abgesehen.
Urlaubsplanung mit SystemIn einer Excel-Tabelle hat Alfred Stuiber alle westdeutschen Städte aufgeführt. Je nach Gewichtung zeigt diese immer wieder andere passende Ziele ganz oben an. "Uns hat immer genervt, dass dir immer alle sagen, was du unbedingt sehen musst, wenn du nach Berlin oder Hamburg fährst."
Ziel sei es aber auch die regionale Bierkultur und die Menschen kennenzulernen. "Wir waren mal in Duisburg. Da sind wir einfach durchs Wohngebiet gelaufen", erzählt Alfred Stuiber. Was daran so spannend sei? "Die Häuser sehen anders aus. Wir haben bei uns zu Hause nun einmal keine Zechen und auch keine Industrieanlagen."
Nie böse ÜberraschungenBis jetzt hat sich jede einzelne Reise mehr als gelohnt, schwärmt der 37-Jährige im bayerischen Dialekt. "Es gibt immer etwas zum Anschauen. Im schlimmsten Fall gibt's ne Kneipe."